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Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Titel: Die Maschen des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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mit Tiffany zusammengezogen war, hatte der damals Sechzehnjährige seinen Vater zur Rede gestellt und ihm ganz genau erklärt, was er von seinem Verhalten hielt. Grant hatte die Offenheit seines Sohnes nicht gerade gefallen, und ihre Beziehung war seitdem ziemlich angespannt.
    „Ist alles in Ordnung, Mom?“, erkundigte sich Annie, als sie in die Küche kam.
    „Sicher doch“, erwiderte sie schnippisch, dann lächelte sie entschuldigend. „Tut mir leid. Ich war gerade in Gedanken.“
    Annie ließ sich neben Bethanne, die mit einer Tasse Tee am Tisch saß, auf einen Küchenstuhl fallen. „Hast du an Dad gedacht?“
    Sie versuchte nicht, es abzustreiten. „Er geht mir in letzter Zeit öfter durch den Kopf.“
    „Mir auch“, gestand Annie. „Ich kann es nicht fassen, dass er immer noch mit
der
zusammen ist.“
    Annie nannte Tiffany nie beim Namen. Es war immer „die“ oder „diese Hexe“. Die Beziehung zwischen Grant und ihrer Tochter war kompliziert. Annie liebte ihren Vater und hatte früher ein enges Verhältnis zu ihm gehabt. Sie wünschte sich, dass es wieder so wäre, doch sie fühlte sich verletzt und betrogen. Außerdem war sie sich nicht sicher, wie er zu ihr stand. Grant kümmerte sich nicht besonders um sie und erwartete, dass sie sich bei ihm meldete, was sie ab und zu auch tat. Doch die größte Wut richtete Annie auf Tiffany, da sie der Meinung war, die andere Frau hätte ihnen Grant weggenommen. Bethanne nahm diesen Hass nicht auf die leichte Schulter, besonders nachdem sie Annies Tagebuch durchgeblättert hatte. Aber sie wusste auch nicht, was sie unternehmen sollte. Sie hoffte nur, dass ihre Tochter ihre Verbitterung irgendwann überwinden würde.
    Gerade in solchen Zeiten vermisste Bethanne ihre Mutter am meisten. Martha Gibson war in dem Jahr, als Annie geboren wurde, plötzlich an einem Schlaganfall gestorben. Bethannes Vater hatte seitdem körperlich und seelisch stark abgebaut. Er lebte in einem Alterssitz in Arizona, und sie war diejenige, die dafür sorgen musste, dass der Kontakt zwischen ihnen nicht abbrach.
    „Ich glaube, die werden heiraten“, murmelte Annie so leise, dass sie kaum zu verstehen war.
    „Tatsächlich?“ Bethanne versuchte, nicht allzu interessiert zu klingen, doch in ihrem Kopf drehte sich alles. Wenn es jemanden in der Familie gab, der von Grants Heiratsplänen erfahren konnte, dann war es Annie. Er redete nicht viel mit seiner Tochter, aber auf jeden Fall immer noch mehr als mit Andrew oder Bethanne. Heiraten. Das erklärte, warum ihr Ex so knauserig war. Sie würde jeden noch verbliebenen Cent von ihrem Konto verwetten, dass er Tiffany einen riesigen Diamanten zur Hochzeit kaufen wollte und die Flitterwochen plante. Wenigstens würde Tiffany ein Schmuckstück bekommen. Für Bethanne hatte es nichts dergleichen gegeben. Sie hatten noch während ihrer College-Zeit geheiratet, und es war gerade noch genug Geld für die Hochzeitsnacht in einem Drei-Sterne-Hotel an der Küste von Oregon übrig geblieben. Am Montagmorgen waren sie beide wieder an der Uni erschienen.
    „Ich hasse diese Hexe, Mom. Okay, du hast gesagt, das wäre nicht richtig, aber ich kann nicht anders. Wenn es die nicht gäbe, würde Dad noch bei uns wohnen, und alles wäre wie immer.“ Annie schluckte, weil ihr die Stimme versagte.
    „Ich verstehe dich“, flüsterte Bethanne und unterdrückte ihre eigene Wut, „aber wenn sie es nicht gewesen wäre, dann wahrscheinlich jemand anders.“
    Diese Einsicht war während der Scheidungsverhandlung wie eine kleine Erleuchtung für Bethanne gewesen. Ihr Anwalt war die Vereinbarungen durchgegangen, und sie hatte sich um Konzentration bemühen müssen, als es ihr plötzlich dämmerte. Es war nicht ihre Schuld. Sie war eine gute Ehefrau und Mutter gewesen. Immer liebevoll und treu. Nicht
ein Mal
in den zwanzig Jahren ihrer Ehe hatte sie auch nur daran gedacht, Grant zu betrügen. Ihr ganzes Leben war auf die Familie ausgerichtet gewesen. Ohne jeden Groll oder sich zu beschweren hatte sie ihrem Mann das Essen gekocht, sein Heim sauber gehalten und seine Kinder aufgezogen. Sie war die Gastgeberin für seine legendären Partys gewesen.
    Vor allem ihr riesiges Weihnachtsfest, die Super-Bowl-Party und das Fest zum Vierten Juli waren bei ihren Freunden beliebt gewesen, und Grant hatte es gefallen, den Gastgeber zu spielen. Es war unwichtig, dass sie die ganze Arbeit getan hatte. Sie waren ein Team.
    Nein, man konnte sie nicht dafür verantwortlich machen, dass

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