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Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Die Maschen des Schicksals (German Edition)

Titel: Die Maschen des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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ihr Leben zerstört worden war. Sie weigerte sich, deshalb Schuldgefühle zu haben. An jenem Tag im Anwaltsbüro war ihr zum ersten Mal richtig bewusst geworden, was Grant getan hatte. Ihr die Schuld zu geben war Grants Art, seine Untreue zu begründen und sein Versagen als Ehemann und Vater zu rechtfertigen. Offensichtlich konnte er so sein Gewissen erleichtern, indem er die Wirklichkeit verdrängte. Eine Zeit lang hatte sie sich verantwortlich dafür gefühlt, war überzeugt davon gewesen, dass sie versagt haben musste. Er wollte ihr einreden, dass sie sich so stark auf die Kinder konzentriert hatte, dass sie ihn vernachlässigte. Das stimmte nicht, und sie würde diesen grausamen Anklagen, die sie ständig im Hinterkopf gehabt hatte, nicht mehr zuhören. Die Stimmen, die immer wieder …
    „Mom … Mom“, sagte Annie und griff über den Tisch hinweg nach ihrem Arm. „Du bist abgedriftet.“
    „Oh, tut mir leid.“
    „Wie war der Strickkurs?“, versuchte ihre Tochter sie auf andere Gedanken zu bringen.
    „Wirklich großartig.“ Die zweite Unterrichtsstunde war viel besser gewesen als die erste. Gleich nachdem sie sich an den Tisch gesetzt hatten, entschuldigte sich Elise für, wie sie es ausdrückte, ihre „Wunderlichkeit“ eine Woche zuvor. Sie hätte schlechte Nachrichten erhalten und keine Zeit gehabt, diese vor dem Kurs zu verarbeiten, erklärte sie. Ihr täte es sehr leid, wenn sie jemanden beleidigt haben sollte.
    Bethanne selbst hatte ebenfalls etwas zu beichten. Sie berichtete den anderen, warum sie beim ersten Mal so angespannt gewesen war – dass sie gehofft hatte, die Anmeldung wieder rückgängig machen zu können, da sie es bereute, Geld dafür ausgegeben zu haben. Das war inzwischen anders. Zwar machte sie sich immer noch Sorgen um die vielen Kosten, doch Annie hatte recht; sie musste auch etwas für sich tun. Sich mit etwas völlig Neuem beschäftigen, das mit ihrem bisherigen Leben überhaupt nichts zu tun hatte.
    Sogar Courtney schien besserer Laune zu sein. Sie verkündete stolz, ein Kilo abgenommen zu haben. Zuerst hatte Bethanne verstanden, der Teenager hätte beim Stricken an Gewicht verloren, was sie sehr ulkig fand, doch dann hatte Courtney erklärt, das Stricken hätte sie daran gehindert, ständig in die Küche zu gehen.
    Die zweistündige Sitzung war schnell vergangen, Bethanne hatte sich danach sehr gut gefühlt und war jetzt froh, dass sie doch mitgemacht hatte. Mit den Socken kam sie gut voran – jedenfalls mit dem ersten davon –, und auch die Gesellschaft der anderen drei Frauen empfand sie inzwischen als angenehm.
    „Ich wusste, dass es dir gefallen würde“, sagte Annie mit einem triumphierenden Leuchten in den Augen.
    Als das Telefon klingelte, sprang Annie sofort auf, um das Gespräch anzunehmen. „Hallo.“
    Ihr Blick wanderte zu Bethanne.
    „Ja, sie ist hier.“ Sie drückte den Hörer an ihren Bauch. „Es ist für dich.“ Sie zögerte, bevor sie flüsterte: „Ein Mann.“
    Bethanne verdrehte die Augen. „Das ist wahrscheinlich der Angestellte von der Bank, der mir sagen will, dass ich mein Konto wieder überzogen habe.“ Es war ihr bereits zweimal passiert, eine fürchterlich peinliche Angelegenheit.
    Annie reichte ihr den Hörer.
    „Bethanne Hamlin“, sagte sie und versuchte dabei, souverän und professionell zu klingen. Nach ihrer Berechnung sollte sie eigentlich noch fünfzig Dollar zur Verfügung haben. Doch seit sie ihr Konto eröffnet hatte, war es ihr bisher nie gelungen, den Überblick zu behalten. Mathematik war noch nie ihre Stärke gewesen.
    „Bethanne, hier ist Paul Ormond.“
    Ihr stockte der Atem. Paul war Tiffanys Exmann. Tiffany hatte zur selben Zeit die Scheidung eingereicht wie Grant. Offensichtlich hatten sie sich dabei abgesprochen, und Bethanne konnte sich vorstellen, wie die beiden zum Gericht geschlendert waren, Händchen gehalten und gelacht hatten. Paul und Bethanne waren die betrogenen Partner, die Zurückgelassenen, die Leidtragenden dieser Affäre.
    „Hallo Paul“, sagte sie zögernd. Sie hatte ihn nur einmal kurz getroffen, doch ein paarmal überlegt, ihn anzurufen. Um ihn zu fragen, ob er über diese Verbindung informiert gewesen war, bevor seine Frau es ihm gesagt hatte. Hatte sie es ihm auch am Valentinstag gestanden, so wie Grant? Letztendlich war es Bethanne dann aber egal gewesen.
    „Ich dachte, wir könnten uns vielleicht mal unterhalten“, schlug Paul vor.
    „Sicher. Ich meine, das wäre in Ordnung“, erwiderte

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