Die Maschen des Schicksals (German Edition)
aber sie wagte nicht, es zu zeigen.
„Du kannst sie doch abholen, nicht?“, mischte sich Bethanne wieder ein.
„Wenn ich das Auto kriege.“ Das klang so, als wäre es ein ständiges Thema zwischen den beiden.
Bethanne grinste. „Schon gut, schon gut, du kannst den Wagen nehmen.“
Andrew ließ sich Courtneys Adresse und Telefonnummer geben und versprach ihr, sie später am Nachmittag anzurufen, wenn er mit der Arbeit fertig wäre.
Courtney war so aufgeregt, dass sie gar nicht schnell genug nach Hause radeln konnte. Andrew war echt cool und süß und genau der Typ, den sie zu treffen gehofft hatte. Das Spiel fand erst in ein paar Stunden statt, doch bis dahin gab es noch tausend Vorbereitungen zu treffen.
Als sie nach Hause kam, hatte ihre Großmutter das Mittagessen gerade fertig. Courtney nahm sich einen Apfel, biss ein großes Stück davon ab und rannte die Treppe hoch.
„He“, rief Vera ihr hinterher, „wohin willst du denn?“
„Ich habe jemanden getroffen, Bethannes Sohn.“ Als Vera sie verständnislos ansah, erklärte sie: „Bethanne. Vom Strickkurs.“ Courtney holte tief Luft. „Ich gehe heute Abend zum Spiel der Mariners.“
„Bis dahin dauert es doch noch ein paar Stunden.“
„Ich weiß!“, rief sie von oben, „aber ich muss noch duschen und so was alles. Ach, was soll ich denn bloß anziehen?“ Blöde Frage. Grams war süß, aber was Mode anbetraf überhaupt nicht auf dem Laufenden. „Schon gut“, fügte Courtney schnell hinzu. „Ich werde schon was finden.“
Nach dem Duschen wechselte Courtney ungefähr fünfzehnmal ihre Klamotten, wog sich mit dem jeweiligen Outfit und unterzog sich vor dem Spiegel einer sorgfältigen Prüfung. Schließlich entschied sie sich für Jeans, ein weißes Tanktop und darüber ein gelb gemustertes Shirt. Mit diesen Klamotten wog sie mehr als in anderen, aber das gelbe Hemd ließ ihre Augen dunkler wirken und betonte ihr dunkelbraunes Haar. Das war die beste Wahl.
Andrew rief um fünf an, um ihr zu sagen, dass er sie in dreißig Minuten abholen würde. Das Spiel begann um sechs. Courtney wollte nicht zu eifrig erscheinen, indem sie vor der Tür wartete, aber drinnen wollte sie ihn auch nicht empfangen. Es war ja kein Date oder so etwas. Sie entschied sich für einen Kompromiss und hielt durch das Wohnzimmerfenster nach ihm Ausschau. Als er vor dem Haus hielt, drückte sie ihrer Großmutter einen Kuss auf die Wange und rannte hinaus.
„Viel Spaß!“, rief Grams ihr hinterher.
„Den werde ich haben!“ Das war viel besser, als in ihrem Zimmer zu hocken und stundenlang im Internet herumzusurfen. Und Fernsehen im Sommer war einfach bescheuert.
Andrew lehnte sich vom Fahrersitz des Autos herüber und öffnete die Beifahrertür für sie. „Hi“, sagte er wieder ziemlich gelangweilt.
„Hi! Danke, dass du mich mitnimmst.“
Courtney saß bereits vorn auf dem Sitz, als sie bemerkte, dass sich noch jemand im Wagen befand. „Hi“, grüßte sie, als sie sich herumdrehte, um nach dem Sicherheitsgurt zu schauen.
„Das ist Annie, meine Schwester. Sie geht dieses Jahr in die Mittelstufe. Annie, das ist Courtney.“
Courtneys Begrüßungslächeln erstarrte, als sie Andrews Schwester sah. Es war das Mädchen aus dem Schwimmteam, das mit einer Freundin über sie getuschelt hatte. Sie konnte nur hoffen, dass Annie sie mit ihren Klamotten jetzt nicht wiedererkannte. Offenbar war es auch so, denn sie machte jedenfalls keine Bemerkung darüber, Courtney an jenem Tag in der Schwimmhalle gesehen zu haben.
„Andrew und meine Mutter haben mich gezwungen, ihn zu begleiten“, beschwerte sich das Mädchen.
Das sollte wohl klarstellen, dass Annie dazu genötigt worden war, mit ihnen zu fahren, bevor Courtney auf die Idee käme, sie hätte Lust dazu gehabt.
„Wie lange bist du schon in Seattle?“, erkundigte sich Andrew, nachdem er seiner Schwester einen warnenden Blick zugeworfen hatte.
„Zwei Wochen. Ich wohne bei meiner Großmutter.“ Courtney erzählte minutenlang von der Arbeitssituation ihres Vaters und der Wichtigkeit seines Brückenprojekts in Brasilien. Sie erklärte, dass ihr Bruder im Internat sei, ihre Schwester auf dem College und den Sommer über in Alaska. Dann bemerkte sie noch, wie schwer es ihr gefallen war, Chicago und all ihre Freunde zu verlassen. Sie hatte den beiden garantiert mehr Informationen geliefert, als sie haben wollten, aber es tat einfach so gut, endlich mal wieder mit Gleichaltrigen zusammen zu sein.
„Sind deine
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