Die Maschen des Schicksals (German Edition)
wahnsinnig enttäuscht, versuchte es aber nicht zu zeigen. „Schade. Gibt es einen bestimmten Grund?“
Er tat so, als hätte er mich nicht verstanden, und nahm die Kisten vom Handwagen herunter, um sie neben der Kasse zu stapeln. Wie schon unzählige Male zuvor bestätigte ich die Lieferung auf seinem digitalen Registrierblock.
„Brad“, sagte ich ungeduldig. „Es kann doch nicht so schlimm sein.“
Er richtete sich auf, und ich glaube, ich hatte ihn noch nie so ernsthaft und gleichzeitig so unsicher gesehen. „Du setzt dich besser erst.“
„Nein“, widersprach ich eisern. „Sag jetzt einfach, was der Grund ist.“ Ich spürte, wie langsam ein taubes Gefühl an meinen Beinen hinaufkroch. Ich glaube, in diesem Moment wusste ich Bescheid. Das nun Folgende konnte ich fast schon voraussagen. Ich hatte diese Art Gespräch bereits zweimal geführt. Beide Male hatten die Männer, die behaupteten, mich zu lieben, beschlossen, dass es aus war. Damals hatte ich es keinem von ihnen übel genommen. Mich zu lieben war ein ziemliches Risiko gewesen, da meine Heilungschancen nicht sehr gut ausgesehen hatten. Zweimal hatte ich den Tod vor Augen gehabt, und ich erwartete nicht von ihnen, das mit mir durchzumachen. Aber jetzt …
Brad wischte sich die Hand an seiner Jeans ab und schluckte schwer. „Ich kann den Vierten Juli nicht mit dir verbringen, weil Cody und ich an dem Tag mit Janice zusammen sind.“
Ich hatte kaum die Gelegenheit, das zu verdauen, als er schon fortfuhr: „Janice hat vor zwei Tagen angerufen und gefragt, ob wir miteinander reden könnten.“
Ich wusste, dass Brad sich sehr darum bemüht hatte, ein gutes Verhältnis zu seiner Exfrau zu haben. Die Trennung war von ihr ausgegangen, und sie war damit einverstanden gewesen, dass Brad das Sorgerecht für ihren Sohn erhielt.
„Du hast also mit Janice gesprochen?“, fragte ich, als er nicht weiter sprach. „Offensichtlich hatte sie eine Menge zu sagen.“ So angespannt, wie er wirkte, schien das bei Weitem nicht alles gewesen zu sein.
Brad hob die Schultern, während er tief aufseufzte. „Sie hat in den letzten Monaten viel nachgedacht und festgestellt, dass sie einen Fehler gemacht hat, als sie mich und Cody verließ.“
„Die Einsicht kommt ein bisschen spät, oder?“
Er antwortete nicht gleich. „Sie wünscht sich eine zweite Chance.“
Einen Moment lang musste ich lachen. Ich konnte kaum glauben, dass Brad offenbar ernsthaft in Erwägung zog, seiner Exfrau zu verzeihen. „Ich würde sagen, das kommt zu einem günstigen Zeitpunkt, oder?“ Ich wusste sofort, was der Hintergrund der ganzen Angelegenheit war, auch wenn Brad es nicht klar zu sein schien.
„Was meinst du damit?“, wollte er wissen und sah mich an.
„Hast du vielleicht erwähnt, dass du mir einen Heiratsantrag gemacht hast?“ Janice Verhalten war so durchschaubar! Natürlich wollte sie ihn zurück! Weil sie ihn sonst für immer verlor.
Brad schüttelte den Kopf, aber ich vermutete, dass Cody seiner Mutter von unseren Heiratsplänen erzählt hatte. „Sie weiß es, und das gefällt ihr nicht. Sie spielt mit dir. Jetzt, da es ernst mit uns wird, kann sie den Gedanken nicht ertragen, dass du mit jemand anders zusammen bist, und Cody eine neue Bezugsperson hat.“ Ich war mir ganz sicher, dass Janice zwar nicht mehr mit Brad verheiratet sein wollte, aber es genauso wenig ertragen konnte, dass eine andere Frau ihn bekam.
Brad gestikulierte hilflos mit den Händen. „Sie schien es ernst zu meinen und es wirklich zu bedauern. Wenn das gespielt war, dann verdient sie einen Oscar.“
Natürlich wollte Brad ihr glauben; das verlangte sein Ego von ihm. So würde es jedem Mann gehen. Aber er schien diesen Mechanismus nicht zu durchschauen. „Willst du mir sagen, dass du mich nicht liebst und dir lediglich die Zeit mit mir vertrieben hast, bis Janice wieder zur Besinnung kam?“
„Natürlich nicht!“, rief er.
„Liebst du
sie?“
„Nein“, sagte er sofort. Dann zögerte er, bevor er weitersprach. „Ich habe Janice geliebt, als wir verheiratet waren. Und auch noch, nachdem sie mich verlassen hat. Aber jetzt nicht mehr – meine Gefühle für sie sind Vergangenheit. Tatsache ist, sie ist Codys Mutter, und mein Sohn braucht sie.“
„Was genau bedeutet das für uns?“
Er schob die Hände in seine Hosentaschen. „Ich weiß es nicht.“
„Sieht so aus, als würdest du deinen Antrag zurücknehmen“, bemerkte ich in dem Versuch, etwas Humor zu zeigen, „und wenn
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