Die Maschen des Schicksals (German Edition)
Philosopher’s Wool Co. Inverhuron, Ontario
www.philosopherswool.com )
Lydia Hoffman
Dank meiner Familie überstand ich irgendwie den Vierten Juli. Matt und Margaret waren so lieb zu mir, und meine Mutter fragte mich nur ein einziges Mal nach Brad. Ich weiß nicht, was Margaret gesagt hatte, aber sein Name tauchte auf geheimnisvolle Weise für den Rest des Tages nicht mehr in unseren Gesprächen auf.
Mom erschien mir besonders still und manchmal sogar ein wenig durcheinander. Ich verbrachte so viel Zeit mit ihr, wie ich konnte. Wir redeten über den Garten, mein Wollgeschäft, eine Fernsehshow, die wir beide gesehen hatten. Doch meine Gedanken kreisten ständig um Brad – und Cody. Ich spürte meinen Kummer wie einen körperlichen Schmerz, wie einen ständigen Druck in der Brust – ich glaube, das ist damit gemeint, wenn man vom gebrochenen Herzen spricht. Ich hätte schreien können über die Ungerechtigkeit, dass Janice mit ihnen zusammen war und nicht ich. Gleichzeitig versuchte ich mir immer wieder einzureden, dass Cody seine Mutter brauchte.
Nachdem wir das gegrillte Hähnchen, den Kohlsalat und den Mais genossen hatten – ein richtiges amerikanisches Festessen –, holte ich ein Paket mit ausgesuchten Backwaren vom French Café hervor. Dazu hatte ich ein paar Sahnebaisers und Eclairs mitgebracht, Spezialitäten von Alix. Ich hoffte, dass ich sie am Freitag im Laden sehen würde. Als wir unser Dessert beendet hatten, brachte ich Mom nach Hause. Sie war zu müde, um bis zur Dunkelheit zu warten, wenn das Feuerwerk begann.
Wir versammelten uns, Matt, Margaret und ich, um das Feuerwerk zu beobachten. Und als es über der Skyline von Seattle explodierte, liefen mir die Tränen über die Wangen. Ich hatte mich niemals zuvor so einsam und verlassen gefühlt.
Ich war nicht gerade sehr unterhaltsam. Es war jetzt fast zwei Wochen her. Und ich wusste, dass ich es überstehen würde, wenn ich nicht an die Zukunft dachte, sondern mir einen Tag nach dem anderen vornahm. Wenn ich den heutigen geschafft habe, sagte ich mir, finde ich auch genug Kraft, um mich dem folgenden Tag zu stellen und dann dem nächsten.
Es half nicht unbedingt, dass Brad weiterhin die gleiche Route fuhr. Am Dienstagmorgen berichtete er Margaret, dass er um eine Änderung gebeten hätte, diese aber abgelehnt worden sei. Das glaubte ich ihm. Letztes Jahr, als ich unsere Beziehung beendet hatte, war ihm auf seine Bitte hin eine andere Strecke angeboten worden. Und später, als sich alles bei uns wieder eingerenkt hatte, wurde dies auf seinen Wunsch wieder rückgängig gemacht. Nun hatten die Verantwortlichen offensichtlich genug von dem Hin und Her. Wir würden uns also auch weiterhin über den Weg laufen.
Margarets Befinden schien sich nun, nach Wochen der Depression wegen Matts unerwarteter Entlassung, wieder gebessert zu haben. Ich wusste nicht, ob es etwas mit mir zu tun hatte. Wie auch immer, ich glaubte gern, dass Margaret, weil sie mich liebte, versuchte, meine Stimmung aufzuhellen und für eine angenehme Atmosphäre zu sorgen. Ich schätzte ihre Hilfe und diese neue Sensibilität sehr.
Außerdem benötigte ich Margaret als Puffer zwischen Brad und mir. Er war seit unserem letzten Gespräch etwa vier- oder fünfmal im Geschäft gewesen. Glücklicherweise hatte meine Schwester immer Zeit gehabt, sich um ihn zu kümmern. Das rettete mich, denn ich war noch nicht in der Lage, so zu tun, als wären wir lediglich gute Bekannte. Ich konnte nicht mit ihm sprechen, ohne meine Gefühle zu offenbaren. Und das hätte ich als noch demütigender empfunden.
Außer Margaret half mir noch die Wohlfahrts-Strickgruppe durch meine düstere Phase. Sie traf sich noch immer freitagabends, um an einigen Projekten zu arbeiten. Momentan strickten meine Freundinnen für „Warm Up America“ an Patchwork-Decken. Diese Vierecke wurden dann von Margaret zu einem Teil zusammengehäkelt. Das war ihr Beitrag zu unserer Arbeit. Die Vierecke waren leicht herzustellen, für jedes einzelne benötigte man nur kurze Zeit. Jacqueline, Carol und Alix passte das sehr gut, denn sie hatten viel zu tun und waren oft unterwegs. Es gefiel ihnen auch, dass sie die Objekte gemeinsam produzierten.
Elise wollte auch an der Strickgruppe teilnehmen, hatte sich aber bisher noch nicht sehen lassen. Ich hatte ihr etwas von der gespendeten Wolle überlassen, mit der sie zu Hause eine Decke für das Linus-Projekt strickte. Alix hatte auch ein paar Decken für das Projekt angefertigt,
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