Die Maske des Alien
Bett mit dir. Kish legt Wert auf frühes Aufstehen, das weißt du.“
„Kish legt Wert darauf, daß ich arbeite, weil er faul ist.“
Sie will protestieren, aber dann lacht sie. „Wie wahr.“ Sie führt ihn sanft auf die Treppe zu. „Aber ich habe eine andere Idee, eine, bei der du nicht für Kish zu arbeiten brauchst.“
Er bleibt stehen. „Was für eine, Mutter?“
„Es wird erforderlich sein, daß man den Erdlern hilft. Bist du sicher, daß du nicht allzu große Angst vor ihnen hast?“
„Ich habe überhaupt keine Angst vor ihnen. Du hast gesagt, das brauchte ich nicht.“
„Gut.“ Sie lächelt. „Es geht um Skallon, den sanfteren der beiden Erdler. Er sucht jemanden, der ihn in der Stadt herumführt. Ich kann es nicht, und Kish will es nicht. Du könntest es. Es wird leichte Arbeit sein, und du und der Erdler, ihr könnt euch gegenseitig beschützen.“
Er tut, als müsse er sich konzentrieren. „Ich werde es tun, Mutter. Es ist der andere Erdler, den ich hasse – ihn und sein Tier.“
„Dann werde ich dich morgen früh wecken, mein Liebling.“
Das Zimmer, das er bewohnt, ist klein. Es ist voller Spielzeug. Weiche Puppen. Da ist ein Flugzeug, das sanft durch die Luft gleitet, wenn man es wirft. Ein bunter Metallkasten mit einem Hebel. Er legt den Hebel um. Musik. Eine einschmeichelnde Melodie. Er dreht weiter. Ein Druckpunkt. Plötzlich fliegt – twang – der Deckel auf, und eine Puppe auf einer Spiralfeder hüpft heraus. Er läßt sich zurückfallen, lacht in kindlichem Erstaunen über diesen Trick und über seine eigene, dadurch hervorgerufene Angst. Dann rollt er sich auf dem Boden zusammen und versucht zu schlafen. Wesen wie er müssen selten wirklich schlafen, aber seine Erschöpfung ist größer als gewöhnlich; die vielen Identitätsveränderungen haben ihn ausgelaugt. Träume tanzen in ihm, drehen sich nebelhaft. Gelb, grün. Häßliche Visionen zum größten Teil. Schmerz. Leiden. Seuchentod. Mord. Fröstelnd erwacht er nach wenigen Stunden. Ein winziges Fenster gestattet den schrägen Blick hinunter auf die leeren, dunklen Straßen. Er steht da und schaut hinaus, wartet auf das Morgengrauen. In einem Flammenmeer erhebt sich die rote Sonne. Ein sanftes Klopfen an der Tür hinter ihm. „Danon, bist du wach?“ sagt die Mutter.
„Aber es ist die beste Strecke. Nur so kommt man schnell zur Großen Halle“, sagt er, und er windet sich schwach unter Fains hartem Griff. „Jeder andere Weg erfordert, daß man die Straßen betritt, die auch das Vieh benutzt.“
Tage sind vergangen, und seine schwierigste Aufgabe bestand darin, dem Hund aus dem Weg zu gehen. Zum Glück hat eine leichte Krankheit, hervorgerufen durch die wilden Instinkte dieses Viehs, den Hund niedergeworfen. Dadurch, daß er Skallon durch die Stadt führte, hat er diesen Mann gründlicher kennengelernt als jeden anderen Erdler. Bei Fain, dem großen Killer der Änderlinge, geht er mit größerer Vorsicht zu Werke. Alles dies ist Teil eines Planes, der kein Plan sein kann. Fain zum Narren zu hallen. Ihn zu frustrieren und zu ärgern. Ihn dazu zu zwingen, an sich selbst zu zweifeln. Ihn zu sorgenvoller Untätigkeit zu verdammen. Und dann zuzuschlagen. Der Schlüssel zum Chaos auf Alvea liegt bei Fain selbst. Nur er kann es abwenden.
Zur Großen Halle. Wo die Hohen Kasten des Planeten zusammenkommen, um verzwickte Pläne zu entwerfen. Ein Witz. Das Eine muß lachen. Eine Täuschung. Er selbst beschließt jetzt nichts. Zum Beispiel: Als Fain und Skallon in ihrer Verkleidung die Große Halle betreten, könnte er mit Leichtigkeit ihre wahre Natur offenbaren. Dann jedoch … was würde geschehen? Fain würde seinen Vertilvorrat zu Hilfe nehmen und den wütenden Mob zurückdrängen und ungehindert entkommen. Nein, zuerst muß Fain gebrochen werden. Er muß die Wahrheit des Chaos sehen. Alvea ist nicht so wichtig wie Fain. Der Planet ist leicht zu zerschlagen, der Mann nicht.
Er wartet draußen, aber nicht untätig. Die Drogen, die er unter seinem Gewand verbirgt, bieten sich wiederum an. Ein wenig Vertil ist übrig, doch er wählt einen Seuchenerreger. Veitstanz, faulige Krankheit, nicht heimisch auf Alvea, doch sicherlich tödlich. Mord ist ohne Bedeutung an diesem Morgen. Ein klärender Wind peitscht durch die Straßen der Stadt. Früher einmal hat er eine örtliche Wasserversorgung mit dem Erreger infiziert. Nun, als ein alter Doubluth vorüberhumpelt, dem gebeugten Rücken und den runzligen Händen nach zu
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