Die Maske des Alien
sind.“
„Ich war ein Narr. Der Änderung hat mit uns gespielt wie mit Marionetten. Wir wußten nie, was vor sich ging. Ich hätte sehen müssen …“
„Aber der Tod dieser Leute kam aus der … der Unordnung.“
„Nein, es war meine Schuld. Und Fains“, fügte er scharf hinzu.
„Wenn etwas Böses geschieht, dann ist es ein Ausdruck des ganzen Universums. Und ebenso ist es, wenn etwas Gutes geschieht. Beides entspringt aus dem willkürlichen Wirken des … des Ganzen.“
„Wie kannst du an Gommerset glauben, wenn du … Na ja, vielleicht steckt in Alvea mehr, als ich dachte.“
„Was du für das Gute und das Böse hältst, sind nicht deine Ideen. Sie sind, was sie sind.“
„Und?“ sagte Skallon nachdenklich.
„Du solltest dich ihnen fügen. Versuche nicht, sie irgendwie zu ändern.“
„Alles, was du sagst, macht mich nur noch sicherer, daß ich das Richtige tue. Ich will Alvea kennen. Ich will wirklich verstehen, was du sagst. Begreifst du das, Joane?“
Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen. Draußen sank die Dämmerung herab, und im Zimmer war es dunkel geworden. Skallon war müde, seine Gelenke schmerzten, und seine Kehle war eng und trocken.
„Ich weiß nicht … Willst du …?“ Sie ließ sich zurücksinken, reckte die Hüften hoch und zog den Saum ihres langen Kleides zurück. „Ich werde dich aufnehmen.“
„Aber … nein, nein, ich … bin müde.“ Skallon war bestürzt über ihre Direktheit. Noch während er sprach, sah er, wie ihre schattendunklen, fleischigen Schenkel sich teilten, und er dachte an die Erleichterung, die er dort finden würde. Aber nein, er war eigentlich nicht in der richtigen Stimmung. „Ich glaube, ich werde mich ausruhen. Später vielleicht.“
Sie nickte und erhob sich mit ruckhaften Bewegungen. „Ich werde zurückkommen.“
Als Skallon sich zurücklehnte und die Stiefel von den Füßen zog, dachte er an sie und versuchte, ihre Stimmung in den letzten paar Minuten zu interpretieren. Sie war anders, verändert, eine Frau mit tiefen, wandelvollen Strömungen, eine Frau, die ebenso komplex war wie Alvea, auf eine Weise, wie die Erde es für ihn niemals sein würde. Die Erde, auf der alles geplant und kontrolliert war, hatte ihr Bild in Jahrhunderten kaum noch verändert, und sie würde für alle Zeit so bleiben. Die Erde – ein Netz, dessen Knoten die Menschen waren, die wohlgeordnet und bekannt in einer Schachtel lebten, genau begrenzt in dem, was sie tun und wissen und lieben konnten. Niemand blutete auf der Erde, und niemand starb. Eines Tages war man da, und am nächsten nicht mehr – zip, und das war alles. Niemand grub sich schutzsuchend in die Erde – zum Teufel, sie lebten ja schon unterirdisch, und die gesamte Oberfläche war für Pflanzungen und Schutzgebiete reserviert –, niemand hatte Seuchen oder einen langsam schleichenden Tod zu fürchten, niemand lebte wirklich, nicht so wie die Alveaner lebten. Es waren die Leute auf dem Hügel, denen Skallon helfen, die er kennenlernen wollte. In dem Chaos, das jetzt kommen sollte, würden sie hilflos treiben, wenn sie den Halt der Kasten nicht mehr hätten, sie würden wie kleine Vögel vor dem aufziehenden Sturm zu Boden stürzen. Er mußte ihnen helfen.
Das Gesicht in das zerknüllte Kissen gepreßt, fiel er in einen unruhigen Schlaf.
Er erwachte mit sandigen Augen und ausgedörrter Kehle. Aber mehr als nach Wasser oder Ruhe verlangte es ihn nach Joane. Er mußte reden über das, was jetzt kommen würde. Er würde es Fain sagen müssen. Wahrscheinlich würden sie Kalic verlassen müssen, er und Joane. Ganz gewiß würde sie nicht mehr bei Kish bleiben können – sie hatten nichts miteinander gemein. Sie würden auf dem Lande Schutz suchen. Ein ganz neues Leben mußte beginnen.
Er stolperte zur
Weitere Kostenlose Bücher