Die Maske des Alien
gerettet. Er fühlte nichts – nur noch absoluten, totalen, überwältigenden Frieden. Kein Bedauern. Keine Scham. Keine Schuld.
Der Änderung war allzu erfolgreich gewesen. Indem er den kühlen Kern in seinem Innern ausgelöscht hatte, hatte er das Wissen freigesetzt, das ihn befreite, das jede Sorge um Leben und Tod absurd und sinnlos machte.
Jetzt endlich verstand Fain den Änderung wirklich.
Und er konnte ihn töten.
Wenn er ihn fände.
Und er wußte, das würde bald sein.
Mit leichtem Kopf und unbestimmten Gedanken ließ Skallon sich durch die verstopften Straßen von Kalic treiben. Der Mißklang, den er vorausgeahnt hatte, erhob sich jetzt überall wie eine Antwort auf ein unhörbares Pulsieren. Banden von kleinen Jungen bekämpften einander mit Knüppeln und Lehmklumpen. Männer rannten in atemloser Hektik irgendwelchen Besorgungen nach. Karren schoben sich durch die staubigen Straßen, hoch beladen mit ärmlichem Hausrat, und ihre Besitzer waren bemüht, die Stadt noch vor Einbruch der Nacht zu verlassen. Die Stadt grollte leise, zweifelnd und verwirrt.
Durch Nebenstraßen erreichte er das Hotel, neugierigen Blicken aus dem Weg gehend. Er hatte Fain einiges zu sagen, aber das konnte warten. Er brauchte Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Er schlüpfte durch den Hintereingang und schlich durch den trüben Gang zu seinem Zimmer.
Joane lag auf dem Bett. „Du bist in Sicherheit!“
Skallon nickte. „Fain … er ist zurückgekommen … er sagt, das Ding ist tot.“
„Die Rache für das Tier, für den Hund. Und für Danon“, sagte sie einfach.
„Ja, vermutlich.“
Sie saßen eine Weile auf dem Bett, ohne sich zu berühren.
Skallon fragte sich, wie sich bei Alveanern Trauer äußern mochte. Soweit er es in dem schwachen Licht erkennen konnte, zogen sich keine Tränenspuren durch Joanes Gesicht. Sie saß da, faltete müßig die Hände ineinander und löste sie wieder. Es war ganz still zwischen ihnen.
„Fain … er sagt, er mußte viele töten …“ Joane schien nach irgend etwas zu suchen, was sie sagen konnte. Smalltalk. Fain würde das hassen.
Skallon nickte. „Was hat er dir erzählt? Hat er gesagt, es sei sein Job? Er habe es nicht gern getan, aber er habe es tun müssen?“
„Er … so etwas Ähnliches.“
Skallon verspürte eine überwältigende Mattigkeit. „Ja. So ist es.“
„Ihr … ihr werdet jetzt fortgehen?“
„Fain hat wahrscheinlich schon den Orbiter gerufen.“
„Morgen also?“
„Nein. Nicht morgen. Überhaupt nicht. Ich gehe nicht zurück.“
Ihre Augen weiteten sich. „Warum nicht?“
„Wenn ich zurückginge, würde man mich irgendwo in eine Unterkunft stecken. Man würde mich für einen neuen Planeten trainieren und mich mit seiner Kultur vollstopfen. Das will ich nicht. Ich kenne Alvea. Zum Teufel, ich kenne es wahrscheinlich besser als die Erde. Von der Erde bekommt man heutzutage nicht mehr viel zu sehen. Lauter Farmland und Reservationen. Man kann sich kaum noch bewegen.“
„Aber hierbleiben … nach allem, was du mir gesagt hast …“
„Habe ich es dir erzählt? Ja, wahrscheinlich. Erdler haben hier keine normale Lebenserwartung. Das unterscheidet dich von mir. Deine Gene sind zurechtgestutzt.“
„Du wirst sterben?“
„Nicht sofort. Ich werde mich nur nicht ganz erholen, falls ich einmal krank werde. Irgendeine verfluchte Adaptionslücke wird mich langsam auffressen.“
„Wie … furchtbar.“
Skallon lächelte schmal. „Jemand muß versuchen, zu reparieren, was wir hier angerichtet haben. Und dann ist da noch diese Gommerset-Geschichte, der ich gern auf den Grund gehen möchte.“
Joane runzelte die Stirn. „Du warst nicht verantwortlich für den … dafür, daß so viele umgekommen
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