Die Maske des Alien
Fain. „Ein böser Traum. Ein Alptraum.“
„Ich dachte, es wäre vielleicht … Euer Feind. Der, der sich in andere Dinge verwandelt. Ich dachte, er sei vielleicht hergekommen, um … um Euch zu überfallen.“
„Das kann nicht geschehen. Scorpio wird ihn von hier fernhalten.“ Fain vermutete, das Kish log. Er warf einen Blick hinter sich. Von dort, wo sie standen, war nur das Fußende des Bettes zu sehen. Joane war für Kish unsichtbar. Aber da war dieser Schrei gewesen. Den mußte er zumindest gehört haben, wenn nicht noch mehr. „Habt Ihr Skallon gesehen?“ fragte er. Er wollte das Thema wechseln.
Kish ließ schnaufend die Arme sinken. „Nein. Er muß ebenfalls schlafen.“
„Dann will ich es auch wieder versuchen, falls Ihr nichts dagegen habt. Skallon und ich, wir haben morgen einen langen Tag. Eine weitere, wichtige Versammlung. Diese Dinge neigen dazu, sich stundenlang hinzuziehen, wißt Ihr.“ Weshalb schwatzte er hier herum? Es war Smalltalk – und er haßte Smalltalk. Kish bedeutete ihm nichts. Weshalb fühlte er sich schuldbewußt?
„Ich verstehe nichts von den Versammlungen. Ich gehöre nicht zu den Hohen Kasten, um es genau zu sagen.“ Kish wirkte steif; zum ersten Mal zeigte er wirkliche Emotionen. Er war verbittert. Aber über wen?
Fain trat ins Zimmer zurück. „Ich muß jetzt gehen. Ich will Euch nicht länger aufhalten.“
Kish machte einen Schritt nach vorn, als wollte er Fain ins Zimmer folgen, aber dann blieb er plötzlich stehen, schlug seine winzigen Füße zusammen und verbeugte sich aus seiner breiten Hüfte. „Ich wünsche Euch eine geruhsame Nacht, Mr. Fain“, sagte er.
„Ja natürlich. Ja, danke.“ Fain schloß die Tür vor Kishs dunklem, lächelndem Gesicht und verriegelte sie fest hinter sich. Er wartete einen Moment, bis das Geräusch der Schritte im Korridor ihn davon überzeugte, daß er unbehelligt reden konnte. „Geh zurück in dein Zimmer“, befahl er Joane.
Sie hatte sich kaum bewegt. Unbekümmert zeigte sie sich in ihrer Nacktheit. Entweder war sie sicher gewesen, daß Kish nicht ins Zimmer kommen würde, oder es war ihr gleichgültig. Wie auch immer, Fain begriff jedenfalls, daß er für diese Nacht genug von ihr gesehen hatte.
„Warum?“ fragte sie. „Kish ist jetzt fort. Du brauchst ihn nicht zu fürchten.“
„Ich fürchte ihn nicht.“ Fain fand ihr Gewand zusammengeknüllt am Fußende. Er warf es über ihre Brust. „Geh.“
Und da begann sie zu lachen. Es war das letzte, was er erwartet hatte, und einige Augenblicke verstrichen, bevor er verstand, daß sie nicht mehr ganz Herr ihrer selbst war. „Er … er … er hat uns gehört“, keuchte sie, mühsam die Worte zwischen unkontrollierten Lachanfallen hervorstoßend. „Er hat uns gehört, er hat gewußt, was wir getan haben, und nichts unternommen. Es ist zum Lachen, Fain. Verstehst du das nicht? Er hatte Angst. Angst vor dir. Vor uns. Kish hatte Angst … Angst … Angst …“
Fain schlug sie. Nicht brutal. Das war nicht notwendig. Er schlug sie nicht, weil sie hysterisch oder laut war, sondern weil er sie einen Augenblick lang haßte. Er haßte sie, weil sie lachte, und weil er wußte, daß er der Grund dafür war. Er erinnerte sich an das, was Skallon ihm über Kish und Joane und über die wahre Natur ihrer Ehe erzählt hatte, und er fragte sich, wieviel davon wohl stimmen mochte, falls überhaupt etwas dran war. Er fragte sich außerdem, warum Joane geglaubt haben mochte, Skallon davon erzählen zu müssen und ihm nicht.
Joane betastete ihre Wange und starrte Fain an. Kein Ausdruck lag in ihrem Blick – weder Schmerz noch Schreck noch Reue. „Ich … ich habe dir geschadet, Fain.“
„Nein, das eigentlich nicht.“ Sein Haß verebbte so schnell, wie er aufgestiegen war. „Aber ich meine, du solltest jetzt gehen. Kish ist unser Kontaktmann
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