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Die Maske des Meisters

Die Maske des Meisters

Titel: Die Maske des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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nach Provokation.“
    „Aus diesem Grund vermuten wir, dass Ase uns damit eine Botschaft übermitteln möchte.“ Todd stöhnte, als würde alle Last der Welt auf seinen Schultern ruhen. „Pass gut auf Claire auf, hörst du, Howie?“
    „Mach ich, Kumpel.“
    Kumpel? Claire hätte ihm am liebsten gesagt, dass er die Scharade nicht aufrechterhalten musste, wenn sie alleine waren, weil sie über seine Liebesbeziehung zu ihrem Bruder Bescheid wusste, doch dies war nicht der richtige Moment. „Todd?“
    „Ja, Claire.“
    „Sei ehrlich.“ Sie machte eine kurze Pause. „Handelt es sich bei der Leiche um Cyn oder Libby?“
    Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. Im Hintergrund hörte sie einen Mann und eine Frau, die sich aufgeregt unterhielten, aber Claire konnte nicht verstehen, um was es ging. „Das wissen wir noch nicht. Aber diesmal hat er einen Fehler gemacht.“
    „Falls Ase denn tatsächlich der Täter ist“, warf sie ein und klang ein wenig schrill. Sie wich Howards Blick aus, damit er nicht bemerkte, dass ihre Augen feucht wurden. War Vali zum Mörder geworden? Das wollte sie einfach nicht wahrhaben. Einen Mörder würde sie niemals lieben können. Es kostete sie viel Kraft, nicht in Tränen auszubrechen.
    „Das Team untersucht den Tatort zwar noch, aber sie haben schon einen gelben Faden am Tisch des Wärters sichergestellt, er hatte sich in einer Kerbe verfangen“, klärte Todd sie auf. „Er weist keinerlei Verwitterung auf, folglich muss er frisch dorthin gelangt sein.“
    Sie merkte, wie jegliche Farbe aus ihrem Gesicht wich, und rückte näher an den Tisch heran, damit ihr Minirock für Howard nicht sichtbar war.
    „Wir sehen uns später, in Ordnung?“, fragte Todd.
    „Klar“, antwortete Howard kurz angebunden, griff nach seinem Handy und beendete die Verbindung. Er wirkte zerknirscht und unzufrieden.
    Claire stand auf und bedeckte mit ihren Händen ihren Rock, was nur mäßig gelang. „Du bist sauer, weil du meinen Babysitter spielen sollst, nicht wahr? Das kann ich verstehen.“
    Howie winkte halbherzig ab. „Schon gut.“
    „Lade mich einfach bei Ruth ab. Ich werde eine Zeit lang im Diner bleiben und dann langsam nach Hause gehen. Fahr du ruhig vor. Mir wird schon nichts passieren.“
    „Das wird Todd nicht wollen.“ Er öffnete die Tür und trat aus dem Pausenraum.
    Claire folgte ihm. „Du bist Deputy Sheriff und gehörst an den Tatort. Todd kann mich in zwei Stunden bei Ruth abholen. Ich bleibe so lange dort.“
    Sie hatte eiskalt gelogen, denn sie plante, in die Boutique nebenan zu gehen, einen neuen Rock zu kaufen und ihren gelben schnellstmöglich auf Nimmerwiedersehen zu entsorgen. Niemals Spuren hinterlassen, das war Valis Motto. Herrje, jetzt kam sie sich schon wie seine Komplizin vor. Aber unter keinen Umständen wollte sie mit einer Leiche in Verbindung gebracht werden.
    Als sie neben Howard durch den Gang zum Aufzug ging, schüttelte sie kaum merklich den Kopf. Vali war kein Mörder. Es gab bestimmt eine andere Erklärung für die Leiche. Es musste eine andere Erklärung geben!

30. KAPITEL
    Als Claire heimkehrte, trug sie nicht mehr ihren glatten gelben, sondern einen weißen Faltenrock, der ihr bis zu den Knien reichte, doch weder Howard noch Todd bemerkten es. Ihr alter Minirock lag in einen Abfallbeutel gewickelt, den Claire aus dem Damen-WC genommen hatte, in Ruths Müllcontainer auf dem Hinterhof des Diners.
    Claire wusste nicht, ob sie das Richtige getan hatte, aber Todd würde sie einen Kopf kürzer machen, wenn er erfuhr, dass sie sich mit Vali im Schrankenwärterhäuschen vergnügt hatte. Ihr Bruder war alles, was sie noch hatte. Sie wollte keinen Streit mit ihm. Außerdem konnte sie dem Sheriff’s Department sowieso keine Hinweise geben, denn sie wusste auch nicht viel mehr als die Cops, außer dass Vali ein ausgezeichneter Liebhaber war, und das war für die Ermittlungen wenig hilfreich.
    Sie glaubte an seine gute Seite, doch der Leichenfund hatte diesen Glauben fast vollkommen zerstört. Im Krankenhaus hatte sie es nicht glauben wollen, doch je mehr Zeit verging, desto tiefer sackte die Information, und schließlich musste auch sie zugeben, dass Vali nicht nur gefährlich, sondern auch tödlich war.
    Der Ernst der Lage wurde ihr jedoch erst durch die Rückstände des Rußpulvers bewusst, das die Crime Scene Unit benutzt hatte, um das ganze Haus nach fremden Fingerabdrücken abzusuchen. Denn nicht nur der Feldweg, der in den Wald führte, und das

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