Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Masken der Liebe

Die Masken der Liebe

Titel: Die Masken der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
als Bundesgenossin glühend gesucht.
    Wichtig ist auch, daß der Verkehrsverein von Ebbenrath 14 Tage vorher rund um die Stadt Bänke hatte aufstellen lassen, allein zur Erholung der Sommergäste, die man anscheinend für äußerst müde hielt. Doch man war in Ebbenrath sehr weitblickend, und so schaffte sich der Standesbeamte in den gleichen Tagen ein neues, doppelt so dickes Geburtsregister an. Das Statistische Amt richtete sich ebenfalls auf Mehrarbeit ein.
    Und wichtig ist vor allem, daß Elisabeth Konradi mit ihrem Besuch bei Anny von Borcken das Dümmste tat, was sie machen konnte: Sie dehnte den Besuch aus und blieb fast eine Stunde fort.
    Eine Stunde Schicksal …
    Die Stimmung im Hause Heinz Konradis hatte den Kulminationspunkt überschritten. Zur Erklärung: Kulminationspunkt ist jene Grenze im Imaginären, hinter der entweder das sonst nie Erlaubte beginnt oder bei Männern das Stadium des Lallens und des Herumkriechens auf allen vieren einsetzt.
    Dieser Punkt war erreicht, als Erich Kiel den ›Zarewitsch‹ sang, Heinz Konradi die Beine auf den Tisch legte und Herbert Sanke versuchte, Brigitte Borgfeldt zu küssen.
    Aha, durchzuckte es Konradi, jetzt springt der Funken über. Jetzt beginnt die Gründung der Lehrmittel-Vertriebsgesellschaft Konradi & Sanke.
    Siegessicher leerte er wieder einmal sein Glas und schnalzte zufrieden mit der Zunge.
    Aber Brigitte Borgfeldt wich den Zärtlichkeiten Herbert Sankes mit einer fast kindlichen Gebärde aus und rückte ein wenig von ihm ab.
    »Es ist schon spät«, sagte sie und blickte auf ihre Armbanduhr. »Wenn Sie noch mit dem Rad nach Marktstett wollen, wird's Zeit.«
    »Sie haben recht, Brigitte.« Herbert Sanke erhob sich, tat das allerdings nicht gerne. »Ich will meinen Vater auch nicht aus dem Schlaf trommeln.«
    »Wo nur Eli bleibt?« Brigitte stand gleichfalls auf, zupfte die Kissen der Couch zurecht und gähnte verstohlen. Am längsten zögerte Erich Kiel, sich zu erheben. »Elisabeth wollte doch gleich wiederkommen«, sagte er.
    »Vielleicht hat Anny sie aufgehalten und quetscht sie nach Herrn Sanke aus«, lachte Heinz Konradi, schenkte jedem – auch sich – noch einmal ein und setzte hinzu: »Ex!«
    »Mir hat's gefallen«, sagte er dann. »Ich hoffe euch auch.«
    »Mir ganz bestimmt!« rief Herbert Sanke. »Es war wahnsinnig gemütlich bei Ihnen. Hoffentlich bin ich Ihnen nicht zur Last gefallen.«
    Er reichte Konradi die Hand, und dieser antwortete: »Zur Last? Aber ich bitte Sie, wir haben uns gefreut, Sie zu Gast zu haben.« Dabei dachte er an Elisabeth und mußte sauer lächeln. Er ahnte, was nachher kommen würde. Zwei Jahre Ehe mit Elisabeth waren zwei Jahren Ringkampf gleichzusetzen. Er fuhr fort: »Es wäre uns ein Vergnügen, wenn Sie in Kürze wieder kämen. Auf jeden Fall bleibe ich in schriftlicher Verbindung mit Ihnen. Ihr Beruf interessiert auch mich. Aber davon wollen wir heute nicht mehr sprechen. Nichts Geschäftliches. Der Abend gehörte, wie gesagt, dem Vergnügen.«
    Man glaube nicht, Heinz Konradi wäre nur ein weltfremder Gelehrter gewesen. Im Gegenteil: Wie er diesen Abend mit Diplomatie und Geschick ausklingen ließ, war ein Meisterstück. Aber auch er ahnte ja nicht, was aus diesem Meisterstück noch werden sollte, welche Tragikomödie sich in diesem Augenblick zu entwickeln begann.
    Sie traten hinaus in die stockfinstere Nacht. In der Ferne, über den Bergen, wetterleuchtete es. Es roch nach Regen. Schwer legte sich einem die Finsternis auf die Brust.
    »Begleiten Sie mich ein Stück?« fragte Herbert Sanke Brigitte Borgfeldt.
    Diese schaute unsicher ihren Schwager an.
    Konradi zog die Stirn in Falten. »Bei dieser Dunkelheit? Und dann auf der Chaussee? Es wird in kurzer Zeit ein Gewitter geben. Und überhaupt ist Brigitte nicht besonders ortskundig und könnte sich in der Finsternis verlaufen.«
    »Ich dachte, nur bis zur Brücke«, meinte Herbert Sanke. »Von dort ist der Weg zurück nicht weit. Ich würde es mir niemals erlauben, Ihre Schwägerin weiter mitzunehmen und sie dann allein den Weg zurückgehen zu lassen.«
    Heinz Konradi war beruhigt. Er gab seine Zustimmung – im stillen wunderte er sich, daß man ihn überhaupt fragte. Er hatte das früher in solchen Fällen nie getan, sondern nur vollendete Tatsachen geschaffen. Vielleicht gab Erich Kiel, der leicht in der Dunkelheit herumschwankte, den Ausschlag, indem er erklärte, daß auf dieser Strecke keinerlei Gefahr bestünde.
    Der Abschied zwischen Heinz Konradi

Weitere Kostenlose Bücher