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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Wusstest du, dass Mira mit ihr verwandt ist?«
    »Mit der Jungfrau von Orléans?«, staunte Arian. »Nein. Ich hatte keine Ahnung. Wie kann eine Jungfrau Nachkommen haben?«
    »Ich stamme von Pierre du Lys ab, Jeannes Bruder«, erklärte Mira, ohne den Blick vom Fürsten abzuwenden. »Der Adelstitel du Lys wurde ihrem Vater verliehen.«
    Arians alter Argwohn regte sich wieder. »Und warum hast du mir das verschwiegen?«
    Sie sah ihn nun doch an. Ihre Augen funkelten gefährlich. »Mir war nicht bewusst, dass es einer Erklärung bedurft hätte. Da habe ich wohl deine Bildung überschätzt.«
    Morpheus lächelte still in sich hinein. Die Spannung zwischen den beiden schien ihm zu gefallen.

Kaum hat Arian von seinem Vater Abschied genommen,
droht ihr neuer Plan auch schon zu scheitern.
Ausgerechnet Tarin alias Zigor macht Schwierigkeiten.
Mira nimmt sich ihn zur Brust.
      
      
      
    Wald von Compiègne, 15. Juni 1793
      
    Wie ein Schießhund beäugte Sumru am Morgen den vermeintlichen Assassinen, während dieser auf seine Gefährten zulief und sie begrüßte. Der Hauptmann und seine Palastwächter würden sich wohl erst wieder entspannen, wenn die Fremden die Insel verlassen hatten.
    Tarin wirkte bedrückt. Arian versuchte ihn aufzumuntern. Er freute sich über die Freilassung des Kameraden, klopfte ihm auf die Schulter und lobte Miras Verhandlungsgeschick. Das Mädchen, das sich so wortgewandt für Ikelas Sohn eingesetzt hatte, übte sich in vornehmer Zurückhaltung. Mehr als ein Nicken bekam er nicht von ihr. Sie trug ein weites, kornblumenblaues Reisekleid, das Morpheus ihr geschenkt hatte. Die Tasche mit ihrem Gepäck stand zu ihren Füßen im Gras.
    In der vergangenen Nacht hatte Arian wenig geschlafen, obwohl der Körper des Metasomenfürsten an Bequemlichkeit kaum zu überbieten war: kein Gliederreißen, kein Zwicken und kein Gestank – einfach traumhaft. Ins Reich der Träume war Arian trotzdem nicht versunken, weil das Wiedersehen mit seinem Vater ihn zu sehr aufgewühlt hatte. Der bevorstehende Abschied machte ihm die Sache auch nicht leichter.
    »Ich komme gleich«, sagte er zu Tarin und lief zu Tobes. Er stand neben dem Fürsten, der seine Gäste im Körper Turtlenecks höchstselbst zum Ufer begleitet hatte. Insgeheim sehnte sich Arian nach dem abgeschiedenen Salon zurück, um nicht vor aller Augen gegen seine widerstreitenden Gefühle ankämpfen zu müssen. Er fiel seinem Vater um den Hals. »Ich wünschte, du könntest mitkommen, Dad.«
    »Geht mir genauso, Junge. Sei vorsichtig. Ich will dich in einem Stück zurückhaben, hörst du?«
    »Und am besten im eigenen Körper.« Arian wischte sich verstohlen die Tränen aus den Augenwinkeln, dann erst löste er sich behutsam aus der Umarmung. »Ich verspreche dir, dass Mutters Mörder ihre gerechte Strafe bekommen.«
    Tobes nickte. »Ja, zahle es dieser gemeinen Hexe heim.«
    »Welcher Hexe?«, wunderte sich Arian.
    »Na Ikela. Sie soll die Kräfte der Natur umkehren können. Nimm dich vor ihr in Acht.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Ich möchte mich der Warnung deines Vaters anschließen«, sagte Morpheus und streckte die Hand zum Abschied aus.
    Ehe Arian bewusst wurde, was er tat, schlug er ein.
    Augenblicklich tauschten sie die Körper.
    »Ikela ist eine Meisterin der Täuschung. Vielleicht brauchst du auf deiner Reise ja noch das famose allsehende Auge«, sagte Morpheus lächelnd.
    Arian rang nach Luft. Er fühlte sich, als sei gerade sein Inneres nach außen gekehrt worden. Immerhin verkraftete er die mit dem Swap verbundenen Schmerzen und Sinnestäuschungen diesmal besser als je zuvor. Er bedankte sich, obwohl ihn die Rückkehr in Turtlenecks Leib ebenso wenig in Freudentaumel versetzte wie das demütigende Gefühl, erneut auf den Metasomenfürsten hereingefallen zu sein. Er sah sich nach seinem Vater um.
    Tobes war verschwunden.

    Sie waren vom Regen in die Traufe gekommen. So jedenfalls fühlte sich Arian, nachdem die Schwarzen Wölfe sie am Seeufer in Empfang genommen und wieder in die dämmrige Kutsche eingesperrt hatten. Dass die Fahrt durch den Wald von Compiègne ging, hielten sie wohl immer noch für ein großes Geheimnis. Sie konnten sich wahrscheinlich nicht vorstellen, dass ausgerechnet ein Mädchen das Rätsel von Ivoria gelüftet hatte.
    »Ich will die ganze Wahrheit hören«, sagte Mira kurz nach Beginn der Reise. Ihr Blick war auf Tarin gerichtet, der ihr wie ein Häuflein Elend gegenübersaß.
    »Ich spreche nicht gerne

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