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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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darüber«, entgegnete der.
    »Ohne Mira würdest du vermutlich gerade auf der Folterbank im Kerker des Elfenbeinpalastes liegen«, bemerkte Arian, während er am Ärmel seines neuen Fracks herumzupfte. Morpheus hatte Turtlenecks Körper umsichtigerweise in schwarzes Tuch gehüllt, das weniger auffällig war und die für eine lange Reise nötige Robustheit und Bequemlichkeit bot. Die scharlachroten Kleider des Ganoven waren auf Ivoria zurückgeblieben.
    »Danke«, brummte Tarin.
    »Fangen wir mit deinem Namen an«, schlug das Mädchen vor.
    Er hob die Schultern. »Ich habe ihn geändert, weil ich nichts mehr mit dieser Frau zu schaffen haben wollte, die sich gegen Gott und die Natur vergangen hat.«
    »Geht es vielleicht etwas deutlicher?«
    »Ikela hat mich als Mann gezeugt, danach mit der werdenden Mutter den Körper getauscht und mich zur Welt gebracht. Das ist widernatürlich.«
    »Sie soll besondere Fähigkeiten besitzen. Wie steht es mit dir?«
    »Ich bin kein Tauscher, falls du das meinst. Die einzige wundersame Gabe, die sie mir in die Wiege gelegt hat, ist allerdings eher Fluch als Segen: Ich kann diese Frau immer und überall erkennen. Sogar, wenn sie mir als Maus über den Weg liefe, würde ich es spüren. So bin ich ihr auf die Schliche gekommen, nachdem sie Rinella um ihre Jugend betrogen hatte.«
    »Wen?«
    »Meine ältere Schwester. Ihre eigene Tochter! Ikela hat sich ihren jungen Körper genommen, als sie gerade einundzwanzig geworden war, und ist nach Paris gefahren, um sich zu amüsieren. Als ich Rinella in Gestalt unserer Mutter sah, wusste ich sofort Bescheid, wen ich vor mir habe. Ihr fehlte die Aura, an der ich Ikela erkenne. Der Geist meiner Schwester versank danach in tiefe Verzweiflung. Eines Morgens war sie nicht mehr da. Sie hatte sich von der Klippe unterhalb der Burg in den Tod gestürzt. Ich habe Rinella abgöttisch geliebt. Für meine Mutter empfinde ich nur unbändigen Hass. Könnt ihr euch vorstellen, wie es sich anfühlt, ihretwegen eingekerkert zu werden?«
    Mira und Arian wechselten einen Blick. »Ich glaube, ich muss mich bei dir entschuldigen«, sagte sie.
    Er zuckte nur erneut mit den Schultern. »Schon in Ordnung. Ich bin’s gewohnt, der Prügelknabe zu sein.«
    »Also in den Dünen bei Calais kam es mir eher so vor, als würdest du die Prügel austeilen«, bemerkte Arian, um Tarin aufzumuntern.
    Der verzog nur den Mund. »Hab ich meiner Mutter zu verdanken. Sie dachte, sie tut mir etwas Gutes, wenn sie Fechtmeistern und Scharfschützen ihre Begabungen stiehlt und sie auf mich abfärben lässt. Keine Ahnung, wie sie das macht.«
    »Ist scheinbar ganz normal bei den Swaps. Ich kämpfe täglich gegen die Dämonen der Schurken, die ich durchwandert habe.«
    Mira nickte bestätigend. »Mächtige Tauscher können kontrollieren, welche Talente sie einem anderen stehlen.« Sie lächelte Tarin an. »Würdest du uns trotz allem zu deiner Mutter führen?«
    »Ich hatte eigentlich gehofft, ihr schlagt euch das aus dem Kopf.«
    »Willst du ihr nicht heimzahlen, was sie deiner Schwester angetan hat?«
    Er lachte freudlos. »Schon vergessen? Ich bin ein Mann. Käme ich in übler Absicht zu ihr, würde ich sehenden Auges in mein Verderben rennen.«
    »Dann sorge ich dafür, dass du und Arian als Blinde nach Phobetor geht. Außer Mortimer ist Ikela vielleicht die Einzige, die über den Mord an unseren Eltern Bescheid weiß. Sie scheint sogar darin verwickelt zu sein.«
    »Und was habe ich damit zu schaffen?«
    Mira schnaubte. »Was du damit zu schaffen hast? Mortimer zettelt in diesem Land ein beispielloses Blutbad an. Jemand muss ihm Einhalt gebieten, sonst gibt es einen Flächenbrand, der ganz Europa und die Neue Welt erfassen könnte. Anscheinend fürchtet ihn selbst Morpheus. Er wollte es gestern nur nicht zugeben und hat behauptet, sich persönlich um den Anführer der Schwarzen Wölfe zu kümmern. Wenn einer den Leitwolf aus der Deckung locken und zur Strecke bringen kann, dann deine Mutter.«
    »Ich hasse sie.«
    »Du wiederholst dich. Vielleicht fehlt es dir nur an Mumm, ihr noch einmal in die Augen zu sehen. Hast du sie je gefragt, warum sie deiner Schwester den Körper gestohlen hat?«
    Er schnappte nach Luft. »Das ist doch wohl offensichtlich. Sie wollte sich verjüngen, wie sie es seit Jahrhunderten macht.«
    »Arian sagte gestern zur mir, jeder sollte sich verteidigen dürfen. Deshalb habe ich bei Morpheus für dich Fürsprache eingelegt. Jetzt kenne ich deine Geschichte und bin

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