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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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froh, dass du wieder frei bist. Wenn du ein Mann sein willst und kein Feigling, dann führe uns zu Ikela und verscheuche die Schatten der Vergangenheit. Falls sie des Mordes an unseren Angehörigen schuldig ist, muss sie auch bestraft werden. Ich bin die Letzte, die sich dagegen sträuben würde.«
    Arian spürte auf einmal, wie Miras Hand sich in die seine vergrub. Ihre feurige Ansprache hatte sie wohl mehr aufgewühlt, als sie sich anmerken lassen wollte. Tarin schien davon nichts zu bemerken. Er brütete minutenlang vor sich hin. Schließlich begann er wieder zu sprechen, so leise, dass seine Stimme fast im Klappern der Kutsche unterging.
    »Ich bin auf Phobetor geboren und aufgewachsen. Erst nach dem Freitod meiner Schwester habe ich’s da nicht länger ausgehalten und mich davongestohlen. Die Burg liegt im äußersten Westen der Landgrafschaft Hessen-Cassel bei Sankt Goarshausen auf einem Schieferfelsen, der sich mehr als fünfhundert Fuß hoch über dem Rhein erhebt. Für die Flussschiffer ist die Festung unsichtbar, solange niemand von ihnen nach der bezaubernden Lore Ley sucht. Diejenigen, die es trotzdem wagen, packt der Wahnsinn.«

In einer Landschenke unweit von Ivoria
findet ein geheimes Treffen zwischen
Mortimer und seiner besten Spürnase statt.
      
      
      
    Val d’Oise, 15. Juni 1793
      
    Die Abendsonne ließ die Oise wie flüssiges Gold erstrahlen. An der Flussbiegung, gleich unterhalb der Landschenke, tanzten Insekten auf dem Wasser. Schwalben schwirrten umher, um sich an der reichen Beute zu laben. Mortimer stand unbewegt am offenen Fenster des Zimmers, das er für die kommende Nacht gemietet hatte, und sog das malerische Bild in sich auf. Aus der Natur schöpfte er Kraft. Sie war gewaltig und manchmal auch gewalttätig. So wie er. Nach einem tiefen Atemzug drehte er sich um und lächelte.
    »Danke, dass du sofort gekommen bist, Boss. Ich brauche dich und dein Rudel wieder einmal als Jäger.«
    Ihm gegenüber saß ein hechelnder Hubertushund. Es war ein starkknochiger Riese mit kurzem, lohfarbenem Fell, langen Schlappohren, schlabbernden Lefzen und wachen braunen Augen. Die Engländer nannten diese Tiere bloodhounds. Der Bluthund bellte zur Bestätigung ein Mal.
    Mortimer warf Xix einen Blick zu. Der Swapper steckte nach wie vor im Körper des Fischers Jacques Rochelais. Er stand an der Tür und schnitt eine Grimasse.
    »Muss das sein, Herr?«
    »Du hast doch ohnehin einen Hang zu extravaganten Hüllen. Also zier dich nicht so und fass ihn schon an.«
    Xix seufzte, trat einen Schritt vor und berührte das Tier. Bei einem erfahrenen Swapper wie ihm war der Körpertausch kaum wahrzunehmen. Er wankte weder, noch blinzelte er mit den Augen, als er in den Bluthund fuhr. Nur das Hecheln setzte für einen Moment aus.
    »Wie geht es dir, Boss?«, erkundigte sich Mortimer bei dem Mann, der nun in der Haut des Fischers Jacques Rochelais steckte.
    »So wie es einem geht, der dazu verflucht ist, als Hund zu leben«, knirschte der Gefragte. Boss war Hauptmann einer fahnenflüchtigen Einheit aus der Armee der Österreichischen Niederlande gewesen. Mortimer hatte ihnen Schutz gewährt und sie mit Pans Hilfe in riesige Hubertushunde verwandelt. Seitdem erledigten die flämischen Deserteure für ihn knifflige Aufträge. Ihre Spürnasen waren noch empfindlicher als die der Schwarzen Wölfe.
    »Ich gebe dir und deiner Meute die Gelegenheit, diese Fessel zu sprengen«, versprach Mortimer
    »Das habt Ihr schon einmal behauptet.«
    »Willst du mir unterstellen, ich hätte mein Wort gebrochen?«
    Boss wich dem stechenden Blick seines Herrn aus.
    »Von einem Zeitpunkt war nie die Rede; du hattest gehört, was du hören wolltest«, sagte Mortimer in versöhnlichem Ton. »Sei versichert, ich lasse meine Gefolgsleute nie im Stich, solange sie mir gegenüber loyal sind. Dient mir treu, versprach ich seinerzeit, und ich befreie euch von eurem animalischen Wesen. Jetzt könnt ihr euch bewähren.«
    »Was sollen wir für Euch tun, Herr?«
    »Es geht um Ikela. Sie gefährdet unsere Sache. Bald öffnet sich eine Tür in ihre verborgene Festung. Zigor selbst wird euch nach Phobetor führen.«
    »Ihr Sohn? Das ist eine Falle.«
    »Nein. Ist es nicht«, widersprach Mortimer »Er hasst seine Mutter.«
    »Und das glaubt Ihr ihm?«
    »Er sucht den Schulterschluss mit den Abtrünnigen, die sich die Freien nennen. Xix fand einen Brief, in dem Zigor einem Fischer von der Kanalküste seine Seelennöte schildert und die Absicht

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