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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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unberechenbar. Sie hat mindestens so oft mit Mortimer paktiert, wie sie versuchte, ihn umzubringen. Diese Frau tut nur, was zu ihrem Vorteil ist. Genau das ist aber auch ihre Schwachstelle.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wirf ihr einen Köder hin. Gib ihr das Gefühl, ein mächtiger Blocker wie du stehe auf ihrer Seite. Sag ihr, du willst dich für den Mord an deiner Mutter rächen. Ich wette, dann verbündet sie sich mit dir gegen Mortimer. Sie kennt seine Schwächen und einige seiner Verstecke. Traust du dir das zu?«
    »Ich weiß nicht«, druckste Arian. Lug und Trug waren seinem Wesen fremd. Er fühlte sich nicht wohl bei der Sache.
    Tobes lächelte. »Du musst dich nicht gleich entscheiden. Hören wir uns an, was Fürst Morpheus von der Idee hält. Lass uns jetzt zu ihm und dem Mädchen gehen. Die Kleine ist übrigens sehr hübsch. Mir ist aufgefallen, wie ihr euch angesehen habt. Seid ihr ein Paar?«
    Arian zuckte mit den Schultern. »Nur Kameraden.«
    »Und das soll ich dir glauben? Ich in deinem Alter hätte mich sofort Hals über Kopf in sie verliebt.«
    Er verzog den Mund. »Sie meinte heute, ich solle mir keine falschen Hoffnungen machen. Wir seien Freunde, nicht mehr. Ich kann es ihr nicht verübeln. Sie kennt mich ja nur in Turtlenecks Körper.«
    »Wirf die Flinte nicht so schnell ins Korn, Junge. Wichtig ist nicht, was die Augen sehen und die Hände fühlen.« Tobes klopfte mit seinem Zeigefinger auf Arians Herz. »Es kommt vielmehr darauf an, was sich unter der äußeren Schale verbirgt.«

    Das private Speisezimmer des Fürsten hatte eine angenehme Größe von nur zehn mal zehn Schritten. Durch die marmornen Vorhänge konnte man den See und darüber die Sterne sehen. Für Arian und Mira war das Sitzen auf dem Boden etwas gewöhnungsbedürftig, genauer gesagt saßen sie auf einer Lage aus mehreren dicken Teppichen. Bunte Kissen sorgten zusätzlich für Bequemlichkeit.
    Die runde, drehbare, nur eine Handspanne hohe Tafel quoll über vor köstlichen Speisen und erlesenem Wein. Trotz vorgerückter Stunde verwöhnte Morpheus seine Gäste mit einem Mahl, das keine Wünsche offen ließ. Die Familienzusammenführung in seinem Palast bezeichnete er in einer kleinen Rede als Meilenstein in der Geschichte von Ivoria, als Belohnung jahrelanger Anstrengungen, als das Ende einer dunklen Zeit.
    Auch Mira freute sich für Arian, und immer, wenn sich ihre Blicke über die Tafel hinweg trafen, musste er an die Worte seines Vaters denken. Wirf die Flinte nicht so schnell ins Korn …
    Der Fürst räusperte sich. Er steckte nach wie vor in Turtlenecks Körper. Tobes hatte ihm gerade von dem Gespräch mit seinem Sohn berichtet.
    Arian riss sich von Miras Smaragdaugen los und wandte sich dem Herrn des Elfenbeinpalastes zu.
    Morpheus deutete mit einer sparsamen Geste auf Tobes. »Dein Vater sagte, du ziehest in Erwägung, Ikela gegen Mortimer auszuspielen. Ich halte das für einen famosen Plan. Diese Frau ist unersättlich. Durch immer neue Verschmelzungen mit Körpertauschern versucht sie ihre Macht zu stärken. Es wird Zeit, ihrem Treiben ein Ende zu machen, und du bist genau der Richtige dafür.«
    »Nun … ich bin noch unsicher, Hoheit. Könnte ich nicht einfach hier auf Mortimer warten und meinen Körper von ihm zurückfordern? Ihr müsstet ihm nur befehlen …«
    »Du solltest die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er gar nicht der Dieb ist. Schließlich kam der Plan zur Auslöschung deiner Familie, dich eingeschlossen, von Ikela. Da wäre es nur folgerichtig, dass sie das Versäumte nun nachholen wollte. Es würde mich nicht überraschen, wenn du deine fleischliche Hülle in ihrer Festung findest.«
    »Mir wäre lieber, ich wüsste es genau. Ich bin sicher, Mortimer könnte uns Klarheit verschaffen.«
    Dein Urgroßvater macht sich rar in diesem Haus, zum Teil auch wegen mir. Und in Paris ändert sich die Situation fast stündlich. Ich brauche jemanden, der meine Interessen im Nationalkonvent vertritt, wo der Puls Frankreichs schlägt.«
    »Ich habe gehört, dass er sich eher um seine eigenen Belange kümmert. Führende Köpfe der Revolution sollen seine Gefolgsleute sein.«
    »Das ist richtig. Mortimer ist ein Kapitel für sich. Seine Intrigen haben zur Verschiebung der Kräfteverhältnisse im Land geführt. Er fördert insgeheim die radikalen Jakobiner und Sansculotten. Ich habe ihm diese Eigenmächtigkeiten durchgehen lassen, weil er sich mir gegenüber bisher loyal verhalten hat. Er ist zwar mächtig, doch

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