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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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auf den Triumphbogen zuhielt. Er lief in Richtung Stadtmitte und hatte es erkennbar eilig. Machte sich der Dicke aus dem Staub, nachdem Ikela und Arian seinen Herrn gefangen genommen hatten? Sollte sie ihm folgen? Sie war nicht ganz wehrlos. Im Ärmel ihres Kleids trug sie ein vergiftetes Stilett. Damit könnte sie …
    Nein, besser nicht, dachte sie. Warum den Posten verlassen, für einen neunzehnten Lakaien … Auf einmal blitzte in ihrem Geist ein Gedanke auf: Die Neunzehn, in römischen Ziffern geschrieben, lautet XIX.
    Es ist Xix, dieser verdammte Hundesohn!, war das Nächste, was ihr durch den Kopf schoss. Ikela hatte den engsten Vertrauten des Metasomenfürsten beschuldigt, in den Mord an ihren Eltern verwickelt zu sein. Dieser gewissenlose Scherge des Fürsten durfte nicht ungeschoren davonkommen. Vielleicht würde er sogar zu Jean Paul Marat laufen, jetzt, wo er einen neuen Beschützer brauchte. Immerhin war es Xix gewesen, der den Schmierfinken überredet hatte, mit Baladur und Marie du Lys zwei Unschuldige aufs Schafott zu schreiben.
    »Warte, Freundchen«, knurrte Mira. Sie ließ ihren Blumenkorb fallen und lief dem Dicken hinterher.

Im Tempel der Metasomen tobt ein Kampf auf Leben und Tod.
Arian versucht dem Chaos
im blutenden Körper von Ikela zu entkommen.
Und der Schrecken will kein Ende nehmen.
      
       
      
    Paris, 13. Juli 1793
      
    Morpheus ist tot! Rette meinen Vater! Arian hoffte, dass seine Stimme oben an der Porte Saint-Martin zu hören war. Er hatte sich flach auf den Boden gedrückt, als das Gewitter losbrach. Flammenspeere zuckten wie Blitze aus den Pistolenläufen, Schüsse knallten wie Donnerschläge, und die Kugeln der aufeinander feuernden Leibwächter zischten über ihn hinweg. Im Nu vernebelte der Rauch des Schießpulvers die Sicht. Schreie hallten durch den Tempel. Auf einmal war die Munition verschossen. Wer nicht getroffen war, zückte nun Dolch und Schwert und stürzte sich mit wütendem Gebrüll auf den Gegner.
    Arian sah sich um. Von Xix war nichts zu sehen. Hatte er Ikelas Wechsel in den Körper des Sekundanten bemerkt und verfolgte sie nun, um seinen Fürsten zu rächen? Als Arian sich auf den Rücken herumwälzte, blickte er geradewegs ins Gesicht eines Sterbenden.
    Nostradamus streckte eine zitternde Hand nach ihm aus. Unter ihm bildete sich eine Blutlache.
    Rasch zog Arian seinen Arm zurück. Ein zweites Mal würde er sich nicht überrumpeln lassen.
    Die Lippen des Sternenfreundes bewegten sich. Der Kampflärm war zu laut, um ihn zu verstehen.
    Ächzend schob sich Arian dichter an ihn heran und packte entschlossen die ausgestreckte Hand. Dann erst wagte er, sich mit dem Ohr dem Mund des Verletzten zu nähern.
    »Er … lebt …«, hauchte Nostradamus.
    Ungläubig sah Arian in die weit aufgerissenen Augen des sterbenden Mannes.
    »Der Fürst … und sein Sekundant … haben getauscht«, keuchte er. »Es war … eine List. Ikela … hat Xix getötet.… Du musst …« Nostradamus verstummte und sein Blick wurde leer.
    Der Sternenfreund lebte nicht mehr.
    Arian ließ die Hand des Toten los. Er konnte nicht fassen, was er da gehört hatte. War er denn dazu verdammt, ewig auf die Schliche seines Urgroßvaters hereinzufallen? Jetzt begriff er auch, warum die Nähe des Seelendiebes sich so falsch angefühlt hatte. Der Abstand zwischen Xix und Morpheus war zu gering gewesen. Das hatte ihn verwirrt.
    Er drückte sich einen Zipfel des Umhangs auf die Schulter, um die heftige Blutung zu stoppen. Weil Nostradamus die Kugel abgebremst hatte, war sie in Ikelas Körper stecken geblieben.
    Stöhnend wälzte er sich wieder auf den Bauch und stemmte sich vom Boden hoch. Um ihn herum tobte ein erbitterter Kampf. Schwerter klirrten, Krieger brüllten, Verwundete schrien. Warum kam ihm niemand zu Hilfe? Lag es am Pulverrauch, der nach wie vor die Sicht vernebelte? Vielleicht hielten Ikelas Leibwächter ihre Herrin für tot. Er musste weg aus diesem Hexenkessel, der Fährte des Seelendiebs folgen. Geduckt stolperte er auf den Ausgang zu.
    Als er gerade an einem der Feuerbecken vorbeikam, sah er einen Maskierten, der mit erhobener Klinge auf ihn zustürzte. Arian packte das Gestell und warf es um, genau in den Lauf des Angreifers. Glühende Kohlen rutschten über dem Steinboden. Der Mann versuchte ihnen auszuweichen und glitt aus. Sein Umhang geriet in Brand. Schreiend schlug er um sich und rollte sich hin und her.
    Arian formte aus seinem Geist die Illusion noch größerer Flammen, um

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