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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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wie Abbé Claude Chappe einen Verräter zu machen.
    Unauffällig griff Tarin unter seinen Frack, zog den Dolch hervor und wirbelte blitzschnell herum. Mit einem schnellen Schritt war er bei dem Erfinder, packte ihn am Kragen und hielt ihm das Messer an die Kehle. »Was für ein Spiel soll das sein, Monsieur Chappe?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Monsieur«, antwortete der mit bebender Stimme.
    »Sie kennen M. – habe ich recht?«
    »Nein!«
    »Und warum haben Sie ihn dann gerade Monsieur M. genannt? In meiner Nachricht steht nichts davon, dass es sich um einen Mann handelt. Vielleicht ist ja eine Frau gemeint.«
    »Oder die Montgolfière. Es könnte doch sein, dass Sie ein preußischer Spion sind, der den Freiballon der Gebrüder Montgolfier sabotiert hat. Mir ist Ihr Akzent aufgefallen …«
    »Schweigen Sie!«, fuhr Tarin dem Erfinder über den Mund. Jetzt war er richtig wütend. »Anscheinend denken Sie, ich hätte eine Walnuss statt eines Gehirns im Kopf. Sie sind bestochen worden, um unsere Nachricht zu fälschen oder jemanden zu warnen. Geben Sie’s zu.« Er verstärkte den Druck der Messerklinge.
    »Bitte!«, flehte Chappe. »Bitte tun Sie mir nichts, Monsieur Tarin. Ich wollte Sie nicht täuschen. Er hat mich dazu gezwungen.«
    »Von wem sprechen Sie?«
    »Wenn ich Ihnen das sage, bringt er mich um. Das allsehende Auge des Volkes würde es herausfinden und mich denunzieren, drohte er mir.«
    »Wer?«
    »Jean Paul Marat. Ich will nicht unter der Guillotine enden.«
    »Da kann ich Sie beruhigen. Monsieur M. ist tot. Falls Sie meine Nachricht unverfälscht übermitteln, wird Ihr Name in die Geschichte eingehen. Sollten Sie aber nochmals versuchen, mich zu hintergehen, erleben Sie den nächsten Morgen nicht. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja, Monsieur Tarin.«
    »Gut. Dann machen Sie Ihre Botschaft ungültig und fangen noch einmal von vorne an. Und zwar schnell, wenn ich bitten darf.«
    Chappes Gesicht war schweißnass. Sichtlich nervös bediente er die Stelleinrichtungen des Flügeltelegrafen. Tarin hatte sich das Notizbuch geben lassen und kontrollierte anhand des Winkeralphabets jedes einzelne Zeichen. Plötzlich, der abschließende Punkt war gerade übermittelt, bemerkte er einen Schatten zu seinen Füßen. Instinktiv duckte er sich und wirbelte herum.
    Ein Mann in schwarzem Frack mit einem Krummdolch stürzte auf ihn zu. Seine Haut war tiefbraun, der Vollbart pechschwarz und die Augen dunkel umschattet. Tarin erkannte ihn sofort, obwohl der Angreifer jetzt weder Turban noch orientalische Kleidung trug. Es war Sumru, der Hauptmann der Palastgarde von Ivoria.
    Seine gebogene Klinge schnitt durch die Luft, weil Tarin sich mit einem verzweifelten Hechtsprung in Sicherheit brachte. Als er sich abrollte, um abwehrbereit wieder auf die Beine zu kommen, stieß er mit dem Rücken an einen der Pfosten, und seine Hand prallte gegen die Querlatte. Das Messer entglitt seinem Griff, landete klappernd auf dem Kirchendach und rutschte über die Ziegel in die Tiefe. Der Pfahl brach beim Aufprall samt Geländer aus der genagelten Verankerung und fiel ebenfalls herab. Einen bangen Augenblick lang kämpfte Tarin um sein Gleichgewicht. Dann gewann er die Kontrolle zurück.
    »Schade«, sagte Sumru grinsend.
    Tarin tat so, als habe er sich vor Zorn kaum in der Gewalt. »Sie schon wieder!«, schäumte er. »Was habe ich Ihnen eigentlich getan, dass Sie mir ständig das Leben schwer machen?« Sein Blick wechselte zu Chappe. »Sagen Sie ihm gefällst, er soll von ihrem Turm verschwinden.«
    Der Techniker drückte sich nur an den Mast des Flügeltelegrafen, so als wolle er mit ihm verschmelzen. Angstschweiß rann ihm über das Gesicht.
    Sumru beachtete ihn nicht. Langsam näherte er sich Tarin. Lässig ließ er den Dolch von der rechten in die linke Hand und zurückwechseln. »Nehmen Sie es nicht persönlich, Monsieur Tarin. Sie sind leider immer zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Haben Sie Monsieur Chappe unter Druck gesetzt? Woher wusste der Fürst, dass wir den Telegrafen benutzen wollten?«
    Der Hauptmann lächelte grimmig. »Intuition. Wer so viel Lebenserfahrung hat wie er, ist seinen Gegnern stets zwei oder drei Schritte voraus. Im Übrigen schätzt Seine Hoheit selbst die Möglichkeiten der modernen Technik und hat angenommen, dass sein Urenkel diese Leidenschaft mit ihm teilt. Deshalb ließ er den Schnellschreiber vorsorglich vor Missbrauch durch die Rebellen sichern.«
    Tarin traute seinen Ohren nicht. War

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