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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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höfliche Geplauder zuwider war.
    Marat räusperte sich unbehaglich. »Denken Sie dabei an jemand Bestimmtes? Ich habe durch die Tür gehört, dass Sie einige Namen für mich haben.«
    Und ob sie die hatte! Alle standen auf der Liste, die sie von ihrem Vater geerbt hatte. Mira nickte. »Es geht um einen ungeheuren Verrat, Monsieur, um eine Verschwörung gegen die Revolution. Sie werden entsetzt sein, wenn ich Ihnen erst die Hintergründe geschildert habe. Doch zunächst sollen Sie erfahren, wer darin verstrickt ist. Wollen Sie vielleicht …?« Sie deutete auf das Tintenfass.
    »Unbedingt«, sagte Marat, legte sich auf der Schreibunterlage ein leeres Blatt Papier zurecht, griff zur Feder und sah Mira erwartungsvoll an.
    Sie holte tief Luft. »Baladur und Marie du Lys.«
    Marats Augen verengten sich. Seine Stimme kühlte merklich ab. »Woher haben Sie diese Namen?«
    »Ich stamme aus einem Adelshaus, das seit Jahrhunderten Verbindungen zu einflussreichen Männern und Frauen unterhält.«
    »Einige dieser Beziehungen bedürfen dringender Erneuerung, Mademoiselle. Das von Ihnen genannte Ehepaar wurde vor etlichen Wochen guillotiniert.«
    Trotz der schwülen Hitze bekam Mira eine Gänsehaut. »Bestimmt irren Sie sich.« Ich will ein Geständnis aus deinem eigenen Mund, du Schwein.
    »Ganz gewiss nicht, Mademoiselle. Ich darf mir ihre Hinrichtung als Verdienst anrechnen, weil ich es war, der die beiden in seiner Zeitung des Verrats angeklagt hat.«
    »Und es ist keine Verwechslung möglich? Wir reden von ein und denselben Personen, Baladur und Marie du Lys?«
    »Ja doch! Verschwenden Sie nicht meine Zeit mit Köpfen, die längst gerollt sind.«
    Wer waren deine Komplizen? »Ich kann mir nicht vorstellen, wer Ihnen von den beiden erzählt haben könnte.«
    »Ihr Problem, Mademoiselle. Meine Quellen gebe ich nicht preis.«
    »Im letzten Jahr haben Sie von zweihundertsiebzigtausend gesprochen, die auf die Guillotine gehören. Wie viele Zuträger braucht man dafür, um so eine Menge Volksfeinde auszuspionieren? Neunzehn?«
    Marat versteifte sich. »Wie kommen Sie gerade auf diese Zahl?« Jetzt hast du dich verraten. Du kennst Xix. »War nur geraten. Wollen Sie die anderen Namen hören?«
    »Wenn es sich um lebende Feinde der Revolution handelt?«
    »Ich glaube, das trifft auf Monsieur Georges Danton zu.«
    Marat sah sie ungläubig an. »Danton? Sie reden vom ehemaligen Justizminister Frankreichs? Von dem Mann, der bis vor drei Tagen noch dem Wohlfahrtsausschuss vorgestanden hat?«
    »Ich spreche von dem Zauderer, der Ihnen im Club des Cordeliers das Leben schwer macht.« Mira zeigte auf den Bogen zwischen Tintenfass und Kerze. »Schreiben Sie ›Verräter‹ oben auf das Blatt und notieren Sie darunter seinen Namen. Am Schluss bekommen Sie von mir die Beweise.«
    Der Totschreiber notierte:
    VERRÄTER
Georges Jacques Danton.
    »Der nächste ist Camille Desmoulins, der die Massen zum Sturm auf die Bastille angestachelt hat. Gemeinsam mit Danton intrigiert er gegen Sie und die Revolution.« Hinter all den Namen, die Mira dem Totschreiber in die Feder diktierte, standen Metasomen, die auf Morpheus’ Geheiß in die Vordenker der neuen Zeit gefahren waren. In Männer, die von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit geträumt und sich nun scheinbar in Prediger des Terrors verwandelt hatten.
    Nach kurzem Zögern kritzelte Marat: Benoît Camille Desmoulins.
    »Weiter geht’s mit seinem Cousin.«
    »Sie meinen … den Ankläger des Revolutionstribunals?«
    Mira nickte. »Ein Volksfeind.«
    Der Name Antoine Quentin Fouquier-Tinville wurde auf die Todesliste gesetzt. Und es folgten noch einige, die den Mann in der Badewanne stocken ließen. Als Mortimer Slay an die Reihe kam, begann seine Hand heftig zu zittern.
    »Woher kennen Sie ihn?«
    Sie lächelte unschuldig. »Er ist mit einem Freund verwandt, der seine ganzen Sünden beweisen kann. Lassen Sie uns nur erst die Liste fertigstellen. Oder wollen Sie, dass ich gehe?«
    Das Papier kratzte unter dem Federkiel, als leiste es der Tinte erbitterten Widerstand. Mira meinte dem Totschreiber anzusehen, dass er diesen Namen nachher sowieso wieder streichen würde. Als er fertig war, sagte sie: »Maximilien de Robespierre.«
    Marat warf die Feder aufs Schreibrett. Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. »Was für eine Farce ist das, Mademoiselle Corday? Robespierre ist über jeden Zweifel erhaben. Er ist ein glühender Streiter gegen alle Feinde der Revolution. Ohne seine mitreißende Rede im

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