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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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und Konsorten zwar bezwungen, aber es ist noch da. Es wird immer da sein, weil es ein Teil von dir geworden ist. Als heilsame Erfahrung kann es dich weiser machen – oder dich irgendwann zerstören. Du musst wachsam bleiben!«
    »Das werde ich.« Er atmete tief durch. Sie liefen weiter und schlenderten einige Schritte schweigend nebeneinander her. »Sag mal«, fragte er dann, »wieso bist du eigentlich nicht sofort ins Hôtel de Lys gegangen?«
    »Du solltest ein anständiges Begräbnis bekommen.«
    »Hast du nicht auch gehofft, Morpheus auf dem Friedhof zu treffen?«
    »Ehrlich gesagt ja. Ich dachte, dass er sich seinen Feuerkristall zurückholen will. Und falls nicht, wäre ich Madame Grosholtz gefolgt. Früher oder später hätte sie mich zu seinem Versteck geführt. Ich bin mir fast sicher, es liegt am Place Vendôme.«
    »Vielleicht wollte Marat dich täuschen, als er den Platz erwähnte.«
    »Das glaube ich nicht. Er fühlte sich Charlotte Corday überlegen, sie war für ihn schon so gut wie tot. Außerdem ist die Place Vendôme achteckig.«
    »Was hat das mit Morpheus zu tun?«
    »Weißt du nicht mehr, was Tarin uns über das Oktogon erklärte? Er nannte es ein Symbol der Erneuerung, das allen Körpertauschern heilig sei. Der Vendôme folgt dieser Form genauso wie Ivoria und Ikelas Phobetor. Ursprünglich hieß er Place Louis le Grand – Platz Ludwigs des Großen.«
    »Ich erinnere mich. Kord und ich haben dort einmal unser Puppentheater aufgebaut. Damals fand ich das riesige Achteck ziemlich beeindruckend.«
    Sie nickte. »Als Herrscher von Gottes Gnaden sah sich der Sonnenkönig wohl auch als christlicher Erneuerer. Mein Vater nahm an, dass Ludwig XIV. ein Changeur war, weil kaum ein einzelner Mensch je so viel Macht besessen hatte.«
    »Der Platz ist groß.«
    »Madame Grosholtz hat mir nicht ganz freiwillig verraten, dass sich die Residenz des Metasomenfürsten im Haus Nummer 8 befindet.«
    »Hätte ich mir denken können.«
    »Ich nehme an, du willst ihm einen Besuch abstatten und dir deinen Körper zurückholen.«
    »Ich möchte nicht den Fehler wiederholen, der uns heute früh im Tempel unterlaufen ist. Mein Urgroßvater hat mich und uns alle schon so oft hereingelegt, dass es Zeit wird, endlich ihn aufs Kreuz zu legen.«

    Arian klopfte an die Tür im ersten Stock des Hôtel de Lys und öffnete sie. Im Raum dahinter brannte eine einzelne Kerze. Vor dem Fenster zum Garten stand Tarin. Er drehte sich nicht um, bewegte sich nicht einmal.
    »Wie geht es dir?«, fragte Arian, während er das Zimmer betrat.
    »Gratuliere zum neuen Körper.«
    »Wie hast du mich erkannt?«
    Tarin fuhr herum. Sein Gesicht war tränenüberströmt. »Hab ich nicht«, antwortete er zornig. »Ich weiß nicht, wer du bist. Ihr Tauscher verhöhnt die Natur mit dem, was ihr tut. Nur eine von euch hat mich nie narren können, in welchem Leib sie sich mir auch immer zeigte: meine Mutter. Heute steckte sie in der Leiche eines ihrer Leibwächter.«
    »Ich bin Arian. Dein Freund.« Er legte behutsam die Hand auf Tarins Schulter.
    »Wann hört das endlich auf?« Tarin fiel ihm um den Hals und schluchzte: »Ich dachte, ich könnte meiner Mutter nie vergeben. Manchmal habe ich mir gewünscht, sie wäre tot. Und jetzt, wo sie es ist, bricht es mir das Herz. Ist das nicht verrückt?«
    »Ganz und gar nicht.« Arian klopfte ihm sanft auf den Rücken und redete beruhigend auf ihn ein.
    Nach einer Weile löste sich Tarin wieder von ihm. Es schien ihm unangenehm zu sein, sich so gehen gelassen zu haben. Trotzig wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht. »Morpheus ist doch auch im Tempel gestorben, oder?«
    »Er ist entkommen. Im Körper dieses Fischers Rochelais. Aber wir kennen sein Versteck. Hilfst du mir dabei, den Spieß endlich umzudrehen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Mein Urgroßvater ist ein Meister im Ränkespiel. Ich fände es passend, wenn er selbst daran zugrunde ginge.«
    »Passend?« Tarin lachte bitter. »Er wird mir vor allem als der Mann in Erinnerung bleiben, der aus Kindern Waisen machte. Mich eingeschlossen. Dafür soll er brennen .«
    »Das kann ich dir nicht versprechen. Frankreich hat die Sonderbehandlungen abgeschafft – vom König bis zum Lump krepiert jeder auf die gleiche Weise. Mira und ich haben einen Plan, wie wir Morpheus vor das Revolutionstribunal bringen. Du weißt, dass dieses Gericht nur ein einziges Strafmaß kennt: die Guillotine. Berufungen gibt es nicht. Wer verurteilt wird, der stirbt.«
    »Der

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