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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Arian.
    »Turtleneck«, korrigierte ihn der Sergeant Major.
    Der ehemalige Verbrecherkönig zog eine Grimasse. »Mein Name ist Francis Hubbard, Master Astley.«
    Philip lachte. »Seine Leute glaubten ihm nicht, als er behauptete, ihr Anführer zu sein. Sie hatten sogar vorgehabt, ihn im Fluss zu versenken, damit er endlich Ruhe gäbe. Eines Tages stand er vor meiner Tür und bat mich um Hilfe. Das traf sich gut, denn ich wollte kein zweites Mal ein Hufeisen gegen den Kopf kriegen. Also habe ich ihn bei mir aufgenommen. Seitdem ist er mein Leibwächter.«
    »Und du vertraust ihm?«, fragte Arian ungläubig.
    Turtleneck seufzte. »Was ich durchgemacht habe, war die Hölle auf Erden. Da beschloss ich, die restliche Zeit, die mir noch bleibt, für mein Seelenheil zu nutzen und Gutes zu tun.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Doch.«
    Arian kramte den Feuerkristall aus der Tasche und blickte hindurch. Er konnte nicht glauben, was er da sah. Turtlenecks Haupt war das eines gutmütigen, schlappohrigen Hundes. »Wie es aussieht, ist er tatsächlich geläutert.«
    Der ehemalige King der Londoner Verbrecherwelt musterte begehrlich den roten Stein. »Sie wissen, Master Astley, dass der Kristall eigentlich mir gehört«, bemerkte er mit einer Stimme, die dröhnte wie die Posaunen von Jericho.
    Rasch steckte ihn Arian wieder weg. »Lassen Sie uns später darüber reden. Vielleicht brauche ich ihn noch.«
    »Wozu?«, wunderte sich Mira.
    Er sah sie an. »Hast du Morpheus Leiche gesehen?«
    Sie schnappte nach Luft. »Du denkst doch nicht …?«
    »Nein.« Arian schüttelte den Kopf. Dann verzog er das Gesicht. »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich glauben soll, Schatz. Er hatte einen Degen im Bauch und ist die Klippe hinuntergefallen. Nach Menschenermessen kann niemand so etwas überleben. Trotzdem wäre mir wohler, den unbestechlichen Feuerkristall jederzeit zur Hand zu haben.« Er wandte sich dem Diener zu. »Geht das in Ordnung, Francis?«
    Der seufzte. »Natürlich, Master Astley. Behalten Sie ihn, solange es ihnen nötig erscheint.«
    »Danke«, brummte Philip und bedeutete seinem Valet mit einer Handbewegung, dass er gehen dürfe. »Bitte nimm Lizzie mit. Was wir zu bereden haben, ist privat.«
    Turtleneck trollte sich mit dem Käfig.
    Der Sergeant Major druckste etwas herum. Er habe seinen Zögling in den vergangenen beiden Jahren mit einer Mischung aus Liebe und militärischer Strenge erzogen, sagte er. Es klang wie eine Rechtfertigung. So manches Mal, wenn er sich unbeobachtet wähnte, hatte er beim Anblick des Jungen Schmerz und Bedauern empfunden. Nun gestand er offen, was der Grund dafür war.
    Arians Eltern seien vor vielen Jahren auf der Flucht vor Mortimer Slay gewesen. Er, Philip, habe ihnen Unterschlupf gewährt. Unter falschem Namen ließ er sie in seinem Theater auftreten. Tobes war Illusionist, auch dank seiner besonderen Begabungen. Dann wurde Salome schwanger. Etwa zur gleichen Zeit schickte ein französischer Freund, der Baladur hieß, den beiden eine Nachricht. Sie seien in Gefahr, schrieb er. Monsieur M. habe sie gefunden.
    Da habe Tobes seine Frau genommen und mit ihr England verlassen. Sie sollte ihr Kind sicher zur Welt bringen. So wurde Arian im fränkischen Bamberg geboren.
    Einige Wochen danach kreuzte im Amphitheater ein Fremder auf, der sich als Baladur vorstellte und nach dem Aufenthaltsort von Tobes und Salome Pratt fragte. Philips Argwohn zerstreute der angebliche Monsieur du Lys mit einem Geschenk: einer lebenden Puppe.
    »Ich habe nur das Geld in der Kasse klingeln gehört«, gestand Arians Adoptivvater zerknirscht. »Erst später, als der Mann wiederkam, erfuhr ich, dass er in Wahrheit Xix hieß. Er stellte mir seinen Herrn vor, der mir anbot, bei der Eröffnung einer Dependance in Paris behilflich zu sein. Es war Mortimer Slay.«
    »Mein Urgroßvater«, sagte Arian.
    Philips Augenbrauen gingen in die Höhe. »Das wusste ich nicht.«
    »Er hat Xix befohlen, meine Eltern zu ermorden.«
    »Dann kennst du den Rest der Geschichte inzwischen vermutlich besser als ich. Von Kord hörte ich, dass man die Leiche deiner Mutter in der Nähe eines erschossenen Löwen gefunden hatte. Dein Vater war wie vom Erdboden verschluckt. Er hatte dem Puppenspieler eine Nachricht hinterlassen, er solle dich zu Miras Eltern nach Paris bringen. Kord hatte mir das später gebeichtet, weil ihn das Gewissen drückte. Ich dachte, er spräche von dem falschen Baladur und war froh, dass er dich ihm nicht übergeben

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