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Die Masken des Morpheus

Die Masken des Morpheus

Titel: Die Masken des Morpheus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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heißt, sie bewohne am Rheinlauf ein Schloss oder eine Burg, die niemand finde, den sie nicht zu sich rufe.«
    »Man kann sich nicht ewig verbergen. Bestimmt stoßen wir auf eine Spur, wenn wir an den Rhein reisen. Ich kenne die Gegend von früher und bin der Sprache mächtig.«
    »Du stellst dir das so einfach vor. Vor einem halben Jahr war es das auch noch. Das ganze Gebiet westlich des Rheins lag fest in der Hand der Revolutionäre. Inzwischen ist die französische Armee von der Koalition, die euer Premierminister Pitt geschmiedet hat, zurückgeschlagen worden und liefert sich mit Österreichern, Preußen, Engländern und was weiß ich mit wem noch alles an der Nordgrenze erbitterte Kämpfe. Ich habe keine Ahnung, wie wir da sicher durchkommen sollen.«
    »Notfalls machen wir einen weiten Bogen um sie herum. Was mir mehr Kopfzerbrechen bereitet, ist das steife Klappergestell, das du mir angedreht hast.«
    »Rede nicht so abfällig über den Körper dieses Mannes. Zedekiah Blacksmith hat viele Jahre meinen Eltern gedient. Er ist fast wie ein Großvater für mich.«
    »Ein Taschendieb und Einbrecher?«
    »Zed hat sich geändert, als er London den Rücken kehrte. Er ist nur auf mein Betteln hin hierher zurückgekehrt, um für mich Nachforschungen anzustellen. Ohne Zed und seine alten Verbindungen zu Turtleneck hätte ich nie erfahren, dass dein Urgroßvater hier nach seinem verschollenen Urenkel sucht. Als ich Zeds Nachricht erhielt, Mortimer halte sich in England auf, bin ich selbst herübergekommen. Heute Nacht habe ich mir seinen Körper ausgeliehen, um das Einauge auszuquetschen. Und da bist dann du plötzlich im Dampfbad aufgetaucht. Ich merkte gleich, dass mit dir irgendetwas nicht stimmt. Ein Changeur ist er nicht , dachte ich – normalerweise wittern sich Swapper gegenseitig und gehen sich aus dem Weg. Bei dir war das anders. Erst aus der Nähe fühlte ich deine Gegenwart und stellte mich auf einen erbitterten Kampf ein. Dann kam der Schwächeanfall und ich war wehrlos.«
    »Das muss mir entgangen sein, als du mich aus Hooter rausgerissen hast.«
    »Nicht ich habe dir den Körper gestohlen, Arian, sondern du mir .«
    Er tippte sich auf die Brust. »Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, in dieser Verkleidung einen Hünen wie Hooter zu bezwingen?«
    »Ich rede nicht von einer albernen Prügelei. Wenn Swapper ihre Kräfte miteinander messen und einer seinen Geist aufgeben muss, kommt es zur Verschmelzung: Gewöhnlich stirbt dabei der Unterlegene. Und der Sieger gewinnt dessen Erinnerungen und Fertigkeiten. Ich möchte dich nicht beunruhigen, aber ich glaube, genau das hat dieser Mister M. mit dir vorgehabt. Nur das Blut deiner Mutter hat dich davor bewahrt.«
    Arian schauderte. »Mein eigener Großvater wollte mich … verschlucken?«
    »Sich mit dir verschmelzen «, wiederholte Mira. »Auf diese Weise haben Morpheus, Ikela und Mortimer ihre enorme Macht erlangt. Solche Eroberungen sind wie Opium: Man will immer noch mehr davon haben. Unsere Väter haben Verschmelzungen verurteilt. Wenn man diesem Verlangen nachgebe, warnten sie, werde über kurz oder lang nur ein einziger Swapper übrig bleiben. Sie sagten sich von der ›Sklaverei der Erneuerung‹ los und nannten sich die Freien. Die Ewigen hassen sie. Und dich ganz besonders.«
    »Mich? Weil ich ein Ruhender bin?«
    »Ja. Als Blocker hemmst du ihre Kräfte und machst sie blind für ihresgleichen. Gleichzeitig kannst du aber auch selbst den Körper tauschen.«
    »Hat meine Mutter aus diesem Grund sterben müssen?«
    Mira zuckte mit den Schultern. »Mein Vater war jedenfalls überzeugt davon.«
    Arian ließ den Kopf sinken. Er hatte ein Leben lang nach Erklärungen gesucht, da der Mord an seinen Eltern ihm so sinnlos erschien. Durch Mira war endlich Licht in dieses dunkle Rätsel gedrungen. Besser fühlte er sich deshalb nicht. Die Wahrheit schmeckte zu bitter.
    »Ich kann nachempfinden, wie dir zumute ist«, sagte sie. Es klang seltsam kühl.
    Er nickte. »Danke. Für alles. Ich bin froh, dass du mich im Dampfbad nicht gleich vereinnahmt hast.«
    Sie lächelte. »Dafür hast du schon selbst gesorgt. Wenn du es gewollt hättest, wäre ich in dir aufgegangen, und Zeds Körper wäre nur noch eine leblose Hülle.«
    »So etwas hätte ich nie mit Absicht getan.«
    »Das beruhigt mich«, sagte Mira lächelnd und streckte ihm die Rechte hin. »Dann bleibt es also bei unserem Pakt?«
    Arian starrte sie überrascht an. Sie tauschte freiwillig ihre gesunde, kräftige

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