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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dem Schreibtisch. Einige größere, in Glas gerahmte Bilder waren zerschlagen worden; das hier war noch intakt. Es war klein, gar nicht auffällig.
    Er packte den Kartonrahmen und zog das Foto von der Reißzwecke, die es an der Wand festhielt. Er sah es gründlich an, drehte es herum, musterte den schmalen Rand.
    Das grelle Licht der Taschenlampe ließ an der oberen Ecke der Pappe Kratzer erkennen. Kratzer von Fingernägeln? Vielleicht. Er richtete das Licht auf die Schreibtischplatte. Da lagen ungespitzte Bleistifte, ein paar Fetzen Notizpapier und eine Schere. Er nahm die Schere und schob die Spitze zwischen die dünnen Pappschichten, bis er das Foto aus dem Rahmen reißen konnte.
    Auf diese Weise fand er es.
    Auf der Rückseite des kleinen Fotos war eine Skizze, die offenbar mit einer breiten Füllfeder gezeichnet war. Sie hatte die Form eines Rechtecks, und die Linien unten und oben waren mit Punkten gefüllt. Oben waren zwei kleine Linien mit Pfeilen, der eine gerade, der andere wies nach rechts. Und über jeder Pfeilspitze stand die Zahl 30. Zweimal die 30.
    Dreißig.
    Und an den Seiten, ganz am Rand, waren kindisch hingekritzelte Bäume.
    Oben über den Zahlen war eine weitere vereinfachte Skizze. Halbkreise, die miteinander verbunden waren und darunter eine Wellenlinie. Eine Wolke. Darunter weitere Bäume.
    Es war eine Landkarte, und was sie darstelle, war sofort zu erkennen. Es war eine Karte von Herrons Hinterhof; die Striche an den drei Seiten sollten Herrons finstere grüne Wand darstellen.
    Die Ziffern, die Dreißig, waren Maße - aber sie waren auch noch etwas anderes. Sie waren zeitgenössische Symbole.
    Denn Lucas Herron, der jahrzehntelang Vorsitzender des Instituts für Romanische Sprachen gewesen war, hatte eine unersättliche Liebe für Worte und den ungewöhnlichen Gebrauch derselben. Was eignete sich besser als das Symbol >Dreißig<, um die Endgültigkeit anzudeuten?
    Jeder Student der Journalistik im ersten Jahr würde bestätigen, daß die Zahl Dreißig unten an einem Manuskript bedeutete, daß die Geschichte beendet war. Vorbei.
    Es gab nichts mehr zu sagen.
    Matlock hielt das Foto mit der Vorderseite nach unten in der linken Hand. Seine rechte Hand hielt die Taschenlampe umfaßt. Er war etwa in der Mitte - vielleicht ein Stück links davon - in den Wald eingedrungen, so wie es auf der Zeichnung zu sehen war. Die Zahl 30 konnte Fuß, Yards, Meter, Schritte bedeuten - ganz sicher nicht Zoll.
    Er markierte dreißig Zwölf-Zoll-Strecken. Dreißig Fuß geradeaus, dreißig Fuß nach rechts.
    Nichts.
    Nichts, als das triefend nasse Gehölz und Unkraut, das sich um seine Füße ringelte.
    Er kehrte an den Eingang zu der grünen Mauer zurück und beschloß, Yards und Schritte zu kombinieren, wobei ihm wohl klar war, daß Schritte in einer solch dichten, dschungelähnlichen Umgebung höchst unterschiedlich lang sein konnten.
    Er markierte die Stelle, die dreißig Fuß vor ihm lag, und ging weiter, bis er glaubte, dreißig Yards zurückgelegt zu haben. Dann kehrte er zu den gebogenen Zweigen zurück, wo er den Endpunkt von dreißig Schritten vermutet hatte, und begann, zur Seite zu gehen.
    Wieder nichts. Ein alter, halbverfaulter Ahornbaum stand in der Nähe eines der Punkte. Matlock schätzte, daß dies dreißig Schritte waren. Sonst war hier nichts Ungewöhnliches. Er ging zu den abgeknickten Ästen zurück und begab sich zu seiner zweiten Markierung.
    Dreißig Yards geradeaus. Also neunzig Fuß, plus oder minus ein oder zwei Fuß. Dann dreißig Yards durch das triefendnasse Blattwerk zu seinem nächsten Ziel. Wieder neunzig Fuß. Insgesamt einhundertachtzig Fuß. Fast zwei Drittel von einem Fußballplatz.
    Er kam jetzt langsamer von der Stelle, weil das Blattwerk dichter war oder zumindest so schien. Matlock wünschte sich eine Machete oder irgendein sonstiges Gerät, um sich den Weg durch das nasse Astwerk bahnen zu können. Einmal vergaß er zu zählen und versuchte sich zurückzuerinnern - waren es jetzt einundzwanzig oder dreiundzwanzig große Schritte? Hatte das etwas zu besagen? Bedeutete der Unterschied von drei bis sechs Fuß wirklich so viel?
    Er erreichte die Stelle. Das waren entweder achtundzwanzig oder dreißig Yards. Das war genau genug, wenn es etwas zu sehen gab. Er richtete die Taschenlampe auf den Boden und begann, sie langsam hin und her zu schieben.
    Nichts. Nur tausend von Feuchtigkeit glitzernde Unkräuter und die tiefbraune Farbe von durchtränkter Erde. Immer wieder schob er

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