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Die Matlock-Affäre

Die Matlock-Affäre

Titel: Die Matlock-Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Herrons Anklageschrift. Das Leben eines Menschen gegen den Schutz von Hunderten, vielleicht Tausenden. Selbst Nimrod mußte ihre Verhandlungsposition erkennen. Es gab keinen Zweifel; die Vorteile standen auf seiner Seite.
    Als er sich dem Bahnhof näherte, wurde ihm klar, daß seine Art zu denken auch aus ihm einen Manipulator machte. Pat war auf Größe X reduziert worden und Herrons Tagebuch auf Größe Y. Er würde die Gleichung vorgeben, und dann würden die mathematischen Beobachter ihre Entscheidungen auf der Grundlage der ihnen dargebotenen Daten treffen. Das war die eiskalte Logik des Überlebens; gefühlsmäßige Faktoren wurden einfach abgetan, bewußt für nichts erklärt.
    Angst konnte einem dabei werden!
    Er bog am Bahnhof nach rechts und fuhr den College Parkway hinauf. Sealfonts Villa stand ganz am Ende. Er fuhr so schnell der '62er Chevy es erlaubte - das war bergauf nicht viel mehr als dreißig Meilen die Stunde. Die Straßen waren verlassen, vom Regen saubergewaschen. Die Ladenfassaden, die Häuser und schließlich auch der Campus waren finster und stumm.
    Er erinnerte sich daran, daß Kressels Haus nur einen halben Block vom College Parkway entfernt auf der High Street lag. Der Umweg würde höchstens dreißig Sekunden in Anspruch nehmen. Das war die Mühe wert. Wenn Kressel nicht schon zu Sealfont gefahren war, würde er ihn mitnehmen, und dann konnten sie schon im Wagen miteinander sprechen. Matlock mußte reden, mußte anfangen. Er konnte die Isoliertheit nicht länger ertragen.
    Er bog an der Ecke der High Street nach rechts. Kressels Haus war ein großer, grauer Bau im Kolonialstil mit einer breiten Rasenfläche, die ihn von der Straße trennte und die von Rhododendren gesäumt war. Im Erdgeschoß brannte Licht. Wenn er Glück hatte, war Kressel noch zu Hause. In der Einfahrt standen zwei Wagen, Matlock verlangsamte seine Fahrt.
    Hinten an der Einfahrt fiel ihm ein stumpfer Reflex auf. Kressels Küchenlicht brannte; im Lichtschein konnte man die Motorhaube eines dritten Wagens sehen. Die Kressels besaßen nur zwei.
    Er sah den Wagen, der vor dem Haus stand, noch einmal an. Es war ein Streifenwagen von Carlyle. Die Polizei von Carlyle war in Kressels Haus!
    Nimrods Privatarmee war bei Kressel!
    Oder war Nimrods Privatarmee bei Nimrod?
    Er zog den Wagen nach links, ganz knapp an dem Streifenwagen vorbei, und jagte die Straße hinunter zu nächsten Ecke. Dann bog er nach links und trat das Gaspedal bis zum Boden durch. Er war verwirrt, verängstigt, verstört. Wenn Sealfont Kressel angerufen hatte - was er offensichtlich getan hatte - und Kressel mit Nimrod zusammenarbeitete oder Nimrod war, dann würden ihn weitere Streifenwagen, weitere Soldaten der Privatarmee erwarten.
    Seine Gedanken wanderten zu der Polizeistation von Carlyle zurück - das war vor einem Jahrhundert, dabei war nur eine Woche vergangen - zu der Nacht, in der Loring ermordet worden war. Kressel hatte ihn damals beruhigt. Und selbst davor - als er mit Loring und Greenberg zusammengewesen war - war Kressels Feindseligkeit, mit der er den beiden Männern aus Washington begegnet war, über die Grenzen der Vernunft hinausgegangen.
    Du großer Gott! Jetzt war alles so klar! Seine Instinkte waren richtig gewesen. Die Instinkte, die ihm als Gejagten ebenso wie als Jäger gedient hatten, waren richtig gewesen! Man hatte ihn zu gründlich beobachtet, hatte jeden Schritt, den er tat, vorhergesehen. Kressel, der Verbindungsmann, war tatsächlich Kressel der Spurensucher, der Mörder.
    Nichts war jemals so, wie es schien - nur das, was man hinter dem äußeren Schein fühlte. Man mußte seinen Gefühlen vertrauen.
    Irgendwie mußte er an Sealfont herankommen. Mußte Sealfont warnen, daß Kressel der Judas war. Jetzt mußten sie beide sich schützen, irgendeinen Stützpunkt finden, von dem aus sie zurückschlagen konnten.
    Wenn ihnen das nicht gelang, war das Mädchen, das er liebte, verloren.
    Er durfte keine Sekunde mehr vergeuden. Sealfont hatte ohne Zweifel Kressel gesagt, daß er, Matlock, Lucas Herrons Tagebücher hatte, und das war alles, was Kressel wissen mußte. Alles, was Nimrod wissen mußte.
    Nimrod mußte sowohl das korsische Papier als auch das Tagebuch in seinen Besitz bringen, jetzt, da er wußte, wo sie sich befanden. Er würde seiner Privatarmee sagen, daß dies ihr Augenblick des Triumphes oder der Katastrophe war. Sie würden bei Sealfonts Haus auf ihn warten, Sealfonts Villa war die Falle, hinter der sie auf ihn

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