Die Matlock-Affäre
Erschöpfung beeinträchtigten sein Sehvermögen.
Dann wurde das Bild des Mannes schärfer. Er war schwarz, und seine dunklen Augen starrten Matlock unter dem perfekt geschnittenen Halbkreis eines Afro-Haarschnittes an. Es war Adam Williams, der Vorkämpfer der Schwarzen Linken an der Carlyle-Universität.
Als Williams sprach, klang seine Stimme weich. Sofern Matlock ihn nicht mißverstand, war in der Stimme des Schwarzen - wieder - Mitgefühl.
»Ich werde Bruder Julian sagen, daß Sie wach sind.« Williams stand auf und ging zur Tür. »Sie haben sich die linke Schulter zerschlagen. Versuchen Sie nicht, das Bett zu verlassen. Hier gibt es keine Fenster. Der Korridor ist bewacht. Entspannen Sie sich. Sie brauchen Ruhe.«
»Ich habe keine Zeit zu ruhen, Sie verdammter Narr!« Matlock versuchte, sich weiter aufzurichten, aber der Schmerz war zu groß. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt.
»Sie haben keine Wahl.« Williams öffnete die Tür, ging schnell hinaus und schloß sie fest hinter sich.
Matlock fiel ins Kissen zurück ... Bruder Julian ... Jetzt erinnerte er sich. Julian Dunois' bandagiertes Gesicht, das ihn durch das Fenster des dahinjagenden Wagens beobachtete, scheinbar nur wenige Zoll von ihm entfernt. Dann hatte er Dunois' Worte aufgenommen, die Befehle, die er dem Fahrer zurief. Er hatte sie in seinem karibischen Dialekt gerufen.
»Mach schon, Mon! Noch einmal! Schieb ihn weg, Mon!«
Dann war alles finster geworden. Die Finsternis war erfüllt gewesen von Lärm, dem Krachen von Metall, und er hatte gespürt, wie sein Körper sich verbog, sich drehte, ins schwarze Nichts stürzte.
O Gott! Wie weit lag das zurück? Er versuchte, die linke Hand zu heben, um auf die Uhr zu sehen, aber der Arm bewegte sich kaum; der Schmerz war scharf und hielt lange an. Er griff mit der rechten Hand hinüber, um das elastische Uhrenarmband vom Handgelenk zu ziehen, aber es war nicht da. Seine Uhr war verschwunden.
Er mühte sich ab, um sich aufzusetzen, und schaffte es schließlich, auf dem Bettrand zu hocken, so daß seine Füße den Boden berührten. Er drückte sie gegen das Holz und war dankbar, daß er aufsitzen konnte ... Er mußte die einzelnen Stücke zusammenfügen, mußte rekonstruieren, was geschehen war, wohin ihn sein Weg führte.
Er war zu Pat unterwegs gewesen. Er hatte eine abgelegene Telefonzelle gesucht, von der aus er Adrian Sealfont anrufen konnte. Um ihn zu warnen, daß Kressel der Feind war, daß Kressel Nimrod war. Und er hatte sich dafür entschieden, daß Herrons Tagebuch das Lösegeld für Pat sein sollte. Dann hatte die Jagd begonnen, nur daß es keine Jagd war. Der Wagen hinter ihm, befehligt von Julian Dunois, hatte ein wildes Spiel des Schreckens gespielt. Er hatte mit ihm gespielt, so wie eine tödliche Bergkatze vielleicht mit einer verwundeten Ziege spielt. Schließlich hatte er angegriffen - Stahl gegen Stahl -und ihn in die Finsternis getrieben.
Matlock wußte, daß er entkommen mußte. Aber von wo und zu wem?
Die Tür des fensterlosen Raumes öffnete sich. Dunois trat ein, gefolgt von Williams.
»Guten Morgen«, sagte der Anwalt. »Ich sehe, Sie haben es geschafft, sich aufzusetzen. Das ist gut. Ein gutes Zeichen für Ihren böse mitgenommenen Körper.«
»Welche Zeit ist es? Wo bin ich?«
»Es ist beinahe halb fünf. Sie sind in einem Raum in der Lumumba Hall. Sehen Sie? Ich halte nichts vor Ihnen zurück ... Jetzt müssen Sie sich erkenntlich zeigen. Sie dürfen nichts vor mir zurückhalten.«
»Hören Sie mir zu!« Matlock zwang sich, mit gleichmäßiger Stimme zu sprechen. »Ich habe keine Auseinandersetzung mit Ihnen, mit keinem von Ihnen! Ich muß ... «
»Oh, da bin ich anderer Ansicht«, lächelte Dunois. »Schauen Sie sich mein Gesicht an. Es ist nur meinem ungeheueren Glück zuzuschreiben, daß ich nicht von Ihnen geblendet wurde. Sie haben versucht, mir die Gläser meiner Brille in die Augen zu drücken. Können Sie sich vorstellen, wie meine Arbeit leiden würde, wenn ich blind wäre?«
»Verdammt noch mal! Sie haben mich mit Acid vollgepumpt!«
»Sie haben mich dazu provoziert! Sie waren aktiv mit Dingen beschäftigt, die unseren Brüdern feindlich sind! Dinge, die zu tun Sie kein Recht hatten ... Aber das ist eine Debatte, die nur im Kreise herumführt. Sie bringt uns nicht weiter ... Wir sind Ihnen für das, was Sie uns gebracht haben, dankbar. Das übersteigt unsere optimistischsten Hoffnungen.«
»Sie haben das Notizbuch ...«
»Und das korsische
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