Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
Vom Netzwerk:
Tür und räumte den Kleiderständer beiseite. Neben dem Katzenkadaver blieb er stehen und lauschte in den Flur hinaus. Nichts. Er zog die Tür leise hinter sich zu, schloss zweimal ab und verharrte wieder reglos. Nichts.
    Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder war Carson die Treppe heruntergelaufen und wartete vor dem Haus oder er lungerte oben herum, wo die Treppe in einer Sackgasse endete. Im ersten Fall sollte er machen, was er wollte, doch im zweiten Fall würde Prime die Sache hier und jetzt zu Ende bringen.
    Er war froh, dass er nur Socken trug, als er, jeweils zwei Stufen nehmend, die Treppe nach oben stieg. Fast am Ende der Treppe angelangt, drückte Prime sich gegen die Wand
und bewegte sich zentimeterweise vorwärts, bis er die Nische vor der Speichertür einsehen konnte.
    Nichts.
    Carson hatte sich für die andere Richtung entschieden.
    In der Ferne heulte eine Sirene auf. Kurz darauf hörte Prime, wie jemand schnell von der Haustür weglief.
    »Auf Wiedersehen, Carson«, flüsterte er, ging hinunter und sperrte die Wohnungstür auf. Drinnen drückte er sie sofort wieder zu und drehte den Schlüssel zweimal um.
    »Ich hab die Polizei gerufen«, erklärte Casey, die mit einem Messer in der Hand vor der Kochnische stand. Trotz Primes Aufforderung hatte sie sich nicht im Schlafzimmer verkrochen.
    Als er sie anlächelte, erwiderte sie das Lächeln.
    »Gute Idee«, sagte er, ließ sein Messer in den Block sausen und zog Casey an sich.

20
    Um zwei Uhr des nächsten Tages saß Prime vor dem Anwaltsbüro im Auto und zitterte. Der Regen hatte nur die kurze Strecke von der Tür bis hierher gebraucht, um ihn bis auf die Knochen zu durchnässen. Doch Prime kümmerte es nicht, dass ihm das Hemd an der Brust klebte. Und es juckte ihn auch kaum, dass es mit den schönen Plänen jetzt aus und vorbei war. Seine Gedanken kreisten um Carson. Was sollte er nur mit ihm anstellen?
    Rubiks Anwälte waren überaus arrogant aufgetreten. Bewusst hatten sie bis zur Mitte der Sitzung gewartet, bis sie die Bombe hatten platzen lassen. »Wir haben uns dafür entschieden, den Würfel direkt über unsere Agentur in New York zu lizenzieren«, hatte Lorraine Creifty plötzlich erklärt. »Wir bewundern den … Enthusiasmus, der aus Ihrem Marketingplan spricht; trotzdem möchten wir die Vermarktung des Würfels lieber in die Hände erfahrener Experten legen und nicht in die eines Teenagers, der noch nicht mal einen College-Abschluss vorweisen kann.«
    Prime hatte sich nur mäßig aufgeregt. Ja, er hatte losgebrüllt, ja, er hatte geschrien und das Modell gegen die Wand geworfen, so dass es sechsundzwanzig kleine Würfel geregnet hatte. Aber eigentlich war ihm schon vorher alles klar gewesen. Schließlich war die Sache bereits vor dem endgültigen Aus drei Monate lang Stück für Stück den Bach runtergegangen.
    Genau wie diese Sache mit Carson, die ihn derzeit mehr beschäftigte als alles andere. Das Arschgesicht hatte vor
ihrer Wohnung herumgelungert, nur wenige Meter von Casey und ihm entfernt. Der verdammte Psychopath hatte ein Tier erdrosselt und vor ihrer Tür deponiert – dem war alles zuzutrauen.
    Und das Schlimmste war: Er selbst war kein bisschen besser. Er hatte auch schon getötet. Oder gab es doch einen Unterschied? Hatte er seinerzeit nicht in Notwehr gehandelt? Ja, er war anders als Carson. Ganz anders. Er musste das einfach glauben.
    Durch die Regenschlieren auf der Windschutzscheibe sah er, wie Creifty und ihr Tross aus dem Gebäude traten und in eine Limousine stiegen. Wie hatte er nur glauben können, alles werde ganz einfach sein? Er war ja nichts weiter als ein Jugendlicher, den man gegen seinen Willen aus seinem Leben gerissen hatte. Er hatte versucht, etwas daraus zu machen, aber letztendlich war er bloß ein Landei, das an den schnellen Reichtum geglaubt hatte.
    War er wirklich so naiv gewesen?
    Prime legte den Gang ein und machte sich auf den langen Weg zurück nach Findlay, zurück zur Arbeit. Er hatte sich nicht den ganzen Tag freinehmen können und nur die erste Schicht versäumt; um drei Uhr begann seine Mittelschicht in der Fabrik.
    Im Vorbeifahren warf er Creifty einen letzten Blick zu. Da saß sie mit ihren Lakaien und glaubte zu wissen, welch großen Fisch sie sich da an Land gezogen hatte. Aber sie hatte keine Ahnung. Nur er wusste es, denn er hatte es miterlebt. Die Nachfrage würde Creifty und ihre »Agentur« völlig unvorbereitet treffen. Doch was ging das ihn an? Sollten sie doch ihren Spaß

Weitere Kostenlose Bücher