Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
Vom Netzwerk:
Kugel gehorchte wie die Scheibe im Experiment den Newtonschen Bewegungsgesetzen. So eine Kugel zu besorgen, sollte kein Problem sein, schließlich wurden solche Kugeln in ganz normalen Kugellagern eingesetzt. Die schiefe Ebene war leicht zu konstruieren: ein einfaches
Holzbrett mit verschiedenen Hindernissen. Dazu Lichter, Hebel, Bumper und ein Mechanismus, der die Punkte mitzählte – fertig war der Flipper.
    Sofort begann John, unterhalb der Skizze eine Liste der nötigen Teile anzufertigen. Er konzentrierte sich so sehr, dass er zusammenzuckte, als es an der Tür klingelte.
    »John, ich bin’s!«
    Casey! »Verdammt«, fluchte er. Das Gerät lag noch immer vor ihm auf dem Tisch. Casey durfte es keinesfalls zu Gesicht bekommen. Was konnte er sagen, wenn sie fragte, was das sein sollte? Also packte er das Gerät, rannte damit ins Schlafzimmer und verstaute es in der Kassette. Schnell sperrte er sie ab und steckte den kleinen Schlüssel in die Hosentasche.
    »Jo-ohn!«
    »Komme!« Eilig verbarg er die Kassette unter einem Berg Klamotten auf dem Boden des Schranks. Als er schon fast an der Tür war, fiel ihm ein, dass das Juwelierwerkzeug nach wie vor auf dem Küchentisch lag. Er musste es zumindest in dem Ledermäppchen verstauen, um keine unangenehmen Fragen zu provozieren.
    »John! Ich kann dich durch das Guckloch sehen! Nun mach schon auf!«
    »Ich … Ich räum nur noch schnell auf!«
    »Das se-he ich! Lass es, wir gehen doch eh aus!«
    Mit zitternden Händen warf er das Werkzeug-Set auf den Kühlschrank und öffnete die Tür.
    Casey stand lächelnd vor ihm. Sie trug einen Minirock und eine Lederjacke, kombiniert mit weiten, ebenfalls ledernen Armreifen. Die hiesige Mode sagte John zwar nicht gerade zu, aber Casey konnte wirklich alles tragen.
    »Du hast dich ja noch gar nicht umgezogen«, stellte sie fest.
    »Ich … ich hab noch gearbeitet.«

    »Ja, das hab ich gesehen.« Casey scheuchte ihn zurück ins Apartment. »Komm, zieh dich um. In einer Stunde müssen wir da sein.«
    »Okay, ich mach ja schon.« John stellte sich kurz unter die Dusche – zu kurz, um wirklich nass zu werden – und zog sich in Windeseile seine Ausgeh-Klamotten an.
    Als er aus der Schlafzimmertür trat, blätterte Casey in seinem Notizbuch. Er hatte es auf dem Tisch liegen lassen.
    »Was ist das?« Caseys Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
    »Nur ein Notizbuch.«
    Er streckte die Hand aus, um ihr das Buch abzunehmen, aber Casey drehte sich weg und blätterte weiter darin herum. »Da sind aber ein paar ziemlich detaillierte Zeichnungen drin. Sehr ausgefeilt, sehr genau.«
    »Es ist nichts Wichtiges!«, rief er, riss ihr das Buch mit einer raschen Bewegung aus der Hand und klappte es zu. Um es möglichst schnell loszuwerden, warf er es einfach ins Schlafzimmer, wo es mit flatternden Seiten landete.
    Casey musterte ihn distanziert. »Okay. Hab verstanden. Es ist nichts Wichtiges. Also, bist du fertig?« In ihrer Stimme schwang ein kühler Unterton mit, der Johns Aufregung abklingen ließ und in Vorsicht verwandelte.
    Den ganzen Abend über verhielt sich Casey reserviert. Sie tanzte kaum mit John, und später kehrte sie nicht mit ihm ins Apartment zurück, sondern ließ sich vor dem Wohnheim absetzen. Erst als sich die Türen der Benchley Hall hinter ihr schlossen, wurde John klar, was für einen Fehler er begangen hatte.
    Casey hätte das Notizbuch niemals sehen dürfen. Niemand, absolut niemand durfte von dem Gerät erfahren.
     
    »Hier ist die Liste mit den Teilen, die mir eingefallen sind«, sagte John. Es war gar nicht so schwer gewesen, sie zusammenzustellen:
Die Flipperhebel waren im Grunde nichts weiter als Holzstücke, die man mit Hilfe einer Zylinderspule in Bewegung versetzte. Die Bumper bestanden aus mit Gummi umwickeltem Plastik, wiederum mit einer Spule darunter. Den Münzeinwurf konnte man einfach bei einer Firma kaufen, die Getränkeautomaten produzierte. Die Kugeln gab es bei Kugellagerherstellern. Und der Kugelabzug setzte sich aus einer Zugfeder und einem kleinen Eisenstab zusammen. Darüber hinaus brauchte man eine Glasscheibe, eine Stromversorgung, ein Gestell und viel Holz. Das erste Modell würde ganz einfach sein, aber es würde genügen.
    Grace warf einen Blick auf die Liste, bevor sie sich Johns Zeichnung vornahm. »Die Perspektive ist verzerrt.«
    »Hey, für meine erste Entwurfszeichnung hab ich ja auch nur mit Ach und Krach’ne Drei bekommen.«
    »Ich suche uns jemanden, der das neu zeichnet.«
    Henry

Weitere Kostenlose Bücher