Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
Vom Netzwerk:
hast, und so eine Art Schläger oder Hebel oder was auch immer. Das ist doch das, was du gemeint hast, oder nicht?«
    In Johns Universum hätte man ein dermaßen primitives Videospiel mit Schimpf und Schande aus jeder Spielhalle vertrieben. Er fühlte sich in die siebziger Jahre zurückversetzt. Jede Spielhalle oder halbwegs anständige Kneipe seiner Heimat hatte eine ganze Reihe viel, viel komplexerer Videospiel- und Flipperautomaten vorzuweisen gehabt. »Nein, das ist kein Flipper. Ein Flipper ist vom Grundprinzip her elektromechanisch, nicht rein elektronisch.«
    Auf dem Bildschirm kam der Würfel dem unteren Rand der Spielfläche gefährlich nahe. Henry grunzte, griff an
Grace vorbei und versuchte, den Balken im letzten Moment darunterzuschieben – leider erfolglos.
    Grace sprang zur Seite. »Dann spiel eben du!«
    Das tat Henry auch. Schon beim ersten Versuch erzielte er jede Menge Treffer und Punkte, was John allerdings nicht allzu sehr beeindruckte.
    »Elektromechanisch also«, sagte Grace währenddessen. »Wie gesagt, Henry hat kein Wort darüber finden können.«
    »Kein einziges«, pflichtete Henry ihr bei.
    »Es ist ja nicht so, dass wir dir nicht glauben würden.«
    Graces Stimme klang vorsichtig, aber ihre Zweifel machten John wütend. »Ist mir doch egal, ob ihr mir glaubt.«
    »Okay, okay, schon gut. Wir würden einfach gerne mal so einen Flipper sehen. Nur, um zu verstehen, wie er funktioniert.«
    »Aber wenn es eben nur den einen gab?«
    »Ich finde, wir sollten es versuchen«, sagte Henry, der gerade sein letztes Spiel beendet hatte.
    »Was versuchen?«, fragte John entnervt.
    Grace rollte die Augen. »Einen Flipperautomaten zu bauen, natürlich.«
    »Was? Auf keinen Fall!«
    »Denk bloß nicht, dass du uns aufhalten kannst«, erklärte Grace, während sie das Studentenwerk verließen. »Du hast uns ja schon erklärt, wie das funktioniert. Wenn du nicht mitmachen willst, machen wir es eben alleine.«
    »Aber …«
    Plötzlich blieb Grace stehen. »Musst du nicht in die andere Richtung?« Vor ihnen lag die Benchley Hall. »Du wohnst doch auf der anderen Seite vom Campus.«
    »Ich … ich treffe mich noch mit jemandem.« John lief rot an. Heute war sein erstes Date mit Casey seit einer Woche – seit dem Abend in Findlay. Ein Projekt für die Uni hatte sie offenbar voll und ganz in Anspruch genommen, und immer
wenn John anrief, ging ihre Mitbewohnerin dran, bis er es schließlich aufgab. Aber dann rief Casey ihn von sich aus an. John kam sich wie der letzte Trottel vor, seit er diese ganzen Gefühle mit sich herumtrug.
    »Mit wem?«, wollte Grace wissen.
    »Mit … einer Freundin.« Er wusste nicht einmal genau, als was er Casey bezeichnen sollte. Was waren sie? Freunde? Ein Paar, obwohl sie sich bisher nur dreimal verabredet hatten?
    »Mit welcher Freundin?«, hakte Grace nach.
    »Mit Casey.«
    »Oh.«
    »Was heißt ›oh‹?«
    »Nichts, gar nichts.«
    John versuchte, Henrys Blick aufzufangen, doch der starrte geistesabwesend in die Ferne.
    »John!« Als er sich umdrehte, entdeckte er Casey auf dem Gehweg hinter sich. Sie stürmte auf ihn zu, umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange. Doch er konnte es gar nicht genießen, so peinlich war ihm das alles.
    »Hey, Casey«, sagte Grace. »Also …«
    »Komm, gehen wir.« John griff nach Caseys Arm, aber sie bewegte sich keinen Zentimeter vorwärts. »›Also‹ was?«, fragte sie Grace.
    »Also seid ihr zusammen?« Graces Stimme hatte eine höhere Tonlage angenommen. »Ist es was Festes?«
    Casey blieb stumm, während John erneut rot wurde.
    Gleich darauf fand Casey die Sprache wieder. »Ach, keine Ahnung. Er tröstet mich nur ein bisschen, du weißt schon, wegen Jack. Ist ja klar, wie so was ausgehen muss.«
    »Hallo?! Ich höre alles mit!«, protestierte John.
    »Aber solltest nicht gerade du Bescheid wissen?« Casey setzte ein zuckersüßes Lächeln auf und küsste ihn noch einmal, bevor sie sich den anderen zuwandte. »Also, was macht ihr drei grad so?«

    »Nichts«, sagte John.
    »Wir haben über unser Flipper-Projekt gesprochen«, erklärte Grace.
    »Genau, Flipper!« Casey strahlte. »Das klingt doch spannend!« Sie blickte John an. »Komm, gehen wir was essen. Ich hab keinen Bock mehr auf Wohnheimfraß.«
    John nickte. Er war mehr als erleichtert, Grace und Henry endlich loszuwerden.
    Als sie die anderen einige Meter hinter sich gelassen hatten, schmiegte sich Casey an ihn und sagte: »Erklär mir doch nochmal, wie dieser Flipper funktionieren

Weitere Kostenlose Bücher