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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Ihr der Heidin verbieten solltet, sich unter uns mit diesem Ding da vor dem Gesicht zu zeigen. Man kann nicht sehen, was in ihr vorgeht – und ein gutes Beispiel für unseren Zögling ist es ebenfalls nicht!«
    Entsetzt sah Zahra zur Königin und wollte aufbegehren, doch jemand trat ihr gegen das Schienbein. Sie blickte zu Gonzalo, der sie eindringlich ansah. Wut und Verzweiflung stiegen in Zahra auf. Waren Ahmed und sie hier tatsächlich nur Spielbälle, mit denen jeder machen konnte, was er wollte?
    »Ja, Vater, auch in diesem Punkt muss ich Euch recht geben«, hörte sie Isabel antworten. »Auch ich finde, ein Schleier macht sich nicht gut an unserem Tisch. Aber wenn das Kindermädchen auf seinen Sitten und Gebräuchen besteht, finden wir sicher jemand anderen, der den kleinen Mauren zu künftigen Einladungen begleiten kann.«
    Isabel begleitete ihre Worte mit einem Lächeln, das Zahra ihr am liebsten aus dem Gesicht gekratzt hätte. Stattdessen biss sie die Zähne zusammen, löste ihre Hände von Ahmed und nahm den Schleier ab. Sie hätte sich nicht nackter und angreifbarer gefühlt, wenn sie all ihre Kleider abgelegt hätte. Am meisten von allen Blicken spürte sie Jaimes auf sich. Wie gebannt starrte er ihr in das Gesicht, das er zum ersten Mal in voller Schönheit erblickte …
     
    Kurz darauf wurde das Essen aufgetragen, was die Aufmerksamkeit der Festgäste von Zahra ablenkte – einzig Gonzalo und Jaime sahen weiter immer wieder zu ihr hin, wobei Gonzalos Blick still und bewundernd, der von Jaime aber nervös und von einem seltsamen Flackern begleitet war. Entsprechend beunruhigt war Zahra, als sie Jaime in den nächsten Tagen immer wieder im Park entdeckte. Meist betrat er die Anlage kurz nach ihr, hielt sich in einer gewissen Entfernung von ihr auf und sah nur zu ihr, wenn er sich unbeobachtet fühlte.
    Etwa zwei Wochen später kam Gonzalo im Park mit einem freudigen Lächeln auf Zahra zu. »Wie geht es Euch?«
    »Danke, recht gut.« Zahra erwiderte sein Lächeln mit einem Aufstrahlen der Augen. »Wie schön, Euch endlich einmal wiederzusehen!«
    »Meine Königin hat mich quer durch das ganze Land gejagt«, gab Gonzalo seufzend zurück. Er kniete sich vor Ahmed. »Und wie geht es dir, kleiner Mann?«
    Ahmed verzog sich ängstlich hinter Zahras Tunika. Gonzalo erhob sich wieder. »Es muss ihm hier noch immer alles sehr fremd erscheinen.«
    »Seit Torquemada ihn zweimal die Woche abholt, ist er ziemlich verängstigt«, gestand ihm Zahra.
    »So hat der Dominikaner seine Drohung also wahrgemacht.« Gonzalo krauste die Stirn. »Was stellt er denn mit dem Kleinen in dieser Zeit an?«
    »Ahmed kann ja noch kaum etwas erzählen. Aber er hat die ersten spanischen Worte von ihm gelernt: ›Jesus‹ sagt er oft, und den Anfang eines Gebets versucht er zu rezitieren, allerdings kann man kaum etwas verstehen. Es könnte das Vaterunser sein. Torquemada will überdies veranlassen, dass sich ein Erzieher um den Jungen kümmert, damit er Eure Sprache lernt.«
    »Was Ahmed nur von Nutzen sein kann!« Gonzalo nickte ihr nachdrücklich zu. »Mehr Sorge würde mir an Eurer Stelle Torquemadas Einfluss bereiten, aber da er ein vielbeschäftigter Mann ist, wird er ihn sicher schon bald an einen anderen, weniger fanatischen Pater abgeben. Torquemada ist nicht eben bekannt für große Geduld mit seinen Schäfchen!«
    Dank Gonzalos Nähe breitete sich in Zahra zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Córdoba ein gewisses Wohlgefühl aus. Er strahlte so viel Sicherheit und Wärme aus, dass all ihre Ängste für den Moment von ihr abfielen. Sie strahlte ihn an, woraufhin er ihr zuzwinkerte, was Nähe und Vertrautheit zwischen ihnen schuf. Zahra verspürte den Impuls, näher an ihn heranzutreten und ihren Kopf an seine Schulter zu lehnen, wie sie es manchmal bei Raschid getan hatte, wenn sie sich müde und kraftlos gefühlt hatte. Doch dann merkte sie, dass jemand sie beobachtete, und wandte sich um. Gonzalo folgte ihrem Blick und zog unwillig die Augenbrauen zusammen. »Was macht denn Jaime hier? Den kriegt man doch sonst nicht aus seinem heißgeliebten Pferdestall heraus!«
    »Ich habe ihn seit dem Festmahl schon einige Male im Park gesehen«, gab Zahra unsicher zurück. »Und immer, wenn er meint, ich würde es nicht merken, schaut er zu uns.«
    Gonzalo runzelte die Stirn. Im gleichen Moment bemerkte Jaime, dass sie zu ihm sahen. Ruckartig drehte er sich um und ging zurück in den Palast. In Zahra blieb ein ungutes Gefühl

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