Die Maurin
zurück, das auch den restlichen Tag nicht von ihr wich.
Als Zahra Jaime ein paar Tage später wieder im Park entdeckte, beschloss sie, ihn geradeheraus zu fragen, warum er ständig um sie herumstrich. Sie packte sich Ahmed auf den Arm, der in empörten Protest ausbrach, weil er gerade dabei war, Rosenblüten zu pflücken. Als Jaime merkte, dass sie auf ihn zusteuerte, schlug er die entgegengesetzte Richtung ein. Hinter einer Gruppe mannshoher Hibiskusbüsche blieb Jaime stehen, wandte sich aber nicht zu ihr um. Ärgerlich trat Zahra vor ihn.
»Hat Torquemada Euch beauftragt, mir hinterherzuspionieren, oder was sonst habt Ihr ständig im Park zu tun?«, fuhr sie ihn mit funkelnden Augen an.
»Ich genieße die Schönheit der Anlage …« Jaimes Augen blitzten vor Spott.
»Diese Geschichte könnt Ihr Eurem Gaul aufbinden!«
Da sich Ahmed immer heftiger in ihren Armen drehte und wendete, um wieder zu den Rosen zu kommen, setzte Zahra ihn ab. Es war zu anstrengend, mit zwei Männern zugleich zu streiten.
»Also was nun?«, knurrte sie Jaime an, während sie sich wieder aufrichtete. »Werdet Ihr mir sagen, was Euch hierhertreibt?«
»Seit wann bin ich Euch Rechenschaft schuldig?« Er hob die Augenbrauen und wandte sich zum Gehen.
»Verdammt, jetzt sagt mir, was Ihr von mir wollt!«, schimpfte Zahra, und als er weder antwortete noch stehenblieb, hielt sie ihn kurzerhand an seinem roten Wams fest. Ehe sie sich versah, hatte Jaime ihr Handgelenk gepackt und auf den Rücken gedreht. »Was nehmt Ihr Euch heraus?«
»Und Ihr?« Obwohl er ihr weh tat, hielt Zahra seinem Blick stand.
Plötzlich riss Jaime ihr den Schleier vom Gesicht und zog sie an sich.
»Lasst mich los!«, keuchte Zahra und schlug nach ihm. Jaime lachte und presste seine Lippen auf ihren Mund.
»Ihr sollt mich loslassen, verdammt!« Wutentbrannt versuchte Zahra, sich ihm zu entwinden, doch Jaime packte ihr Kinn, so dass sie seinem nächsten Kuss nicht ausweichen konnte. Zuerst wand sie sich weiter, aber je länger Jaime sie küsste, desto heftiger wirbelte es in ihrem Bauch, ein Wirbeln, das sich zu einem Feuersturm ausweitete, der ihr nicht nur jeden weiteren Widerstand unmöglich machte, sondern sie auch noch dazu veranlasste, den Kuss zu erwidern. Nach und nach lockerte Jaime seinen Griff, bis er nur noch eine zärtliche Umarmung war. Noch immer tobten diese seltsamen Feuerstürme in Zahra, Stürme, die ihr jedes Denken unmöglich machten, doch als Jaimes Hand von ihrem Kinn zu ihrer Brust glitt, kamen Erinnerungen an Ibrahim in ihr hoch, und sie entwand sich ihm mit einem heftigen Ruck.
Für einen Moment sahen sie sich nur an, dann hob Zahra die Hand und versetzte Jaime eine schallende Ohrfeige. Zuerst war sie ebenso verblüfft wie er, dann durchfuhr sie ein eisiger Schreck. Sie schnappte sich Ahmed und rannte ungeachtet seiner Proteste und Strampeleien mit ihm zum Palast.
In ihrem Zimmer sank Zahra keuchend gegen die Tür. Sie setzte Ahmed ab und nahm nur wie aus großer Ferne wahr, dass er weiter vor sich hin jammerte. Sie taumelte zum Fenster. Jaime stand noch immer auf dem gleichen Platz. Erneut spürte Zahra das heiße Verlangen in sich hochschlagen, das sein Kuss in ihr ausgelöst hatte. Verwirrt strich sie eine Strähne, die sich aus ihrem Hidschab gelöst hatte, aus ihrem Gesicht und merkte dabei, dass ihrer Hand sein Geruch anhaftete. Mit geschlossenen Augen sog sie seinen Duft ein und fuhr sich mit der Hand über Wange und Mund …
Als sie am nächsten Nachmittag mit Ahmed auf einem kleinen Wiesenstück mit vielen Büschen und Sträuchern Verstecken spielte, sah sie, wie Jaime in den Park trat. Ihr erster Impuls war, weg-, ihr nächster, zu ihm hinzulaufen. Atemlos blieb sie mit auf ihm festgebranntem Blick stehen. Erst als Ahmed an ihrer Tunika zerrte und »Verstecken, Zahra, verstecken!« rief, kam sie wieder zu sich.
»Ja, mein Kleiner, ja«, murmelte sie und machte ein paar zögerliche Schritte, ohne Jaime aus den Augen zu lassen. Als sie sah, dass er den Park wieder verließ, sank ihr die Enttäuschung wie Steine in den Magen und lähmte sie erneut. »Verstecken, Zahra!«, drängte Ahmed wieder. Zahra schüttelte den Kopf, sank ins Gras und biss sich auf die Lippen.
Auch an den nächsten Tagen tauchte Jaime im Park auf, blieb jedoch stets in großer Entfernung und verschwand rasch wieder. Zahras ganzes Denken und Fühlen fixierte sich nur noch auf sein Kommen oder Nichtkommen, und jedes Mal wenn er den Park
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