Die Maurin
würden.
Die
mu’allima
begleitete Zahra und Hayat zum
maslah,
dem Umkleideraum von kreuzförmigem Grundriss, der aus einem quadratischen, mit einer Kuppel überdachten Zentrum und je einem
iwan,
einer Art offenem Nebenraum, an den Seiten bestand. Der Boden war gefliest, die hohen, fensterlosen Wände bis zur Decke mit kunstvollen Mosaiken verziert; das durch die Kuppel dringende milchige Tageslicht verlieh dem Raum einen unwirklichen Schein. Es war, als tauche man in eine andere Welt: die Welt der Frauen, eine mildere, freiere Halbwelt, fern von der männerdominierten Wirklichkeit draußen. Das Lachen und Schnattern der Frauen schwebte leicht wie Vogelgezwitscher an einem Frühlingsmorgen durch den Raum. Zahra wurde ruhiger.
Hayat wies auf einen
iwan,
in dem sie für sich sein konnten. Sie zogen die Schuhe aus, welche die Badedienerin in einer der Nischen an der Stirnwand des Umkleideraums unterbrachte, und stiegen barfuß auf eine der mit edlen Teppichen belegten Steinbänke. Eine zweite Dienerin brachte ihnen die
qabqab,
die Stelzsandalen, und einen Satz Badetücher – eines, um ihre Kleider darin einzuschlagen, ein zweites, die
futa,
um sich darin einzuhüllen, bis sie in die wärmeren Räume des Bades kamen. Die Dienerin hieß sie willkommen und half ihnen beim Entkleiden.
»Meine Freundin Amina ist sicher schon da, oder?«, fragte Zahra, während die Dienerin ihr das Haar hochsteckte. Die kleine, rundliche Frau ließ die Hände sinken und dachte so lange und angestrengt nach, dass Zahra kaum noch damit rechnete, überhaupt eine Antwort zu bekommen, aber dann nickte die Dienerin. »Ja, Herrin, ja, jetzt erinnere ich mich. Eure Freundin ist schon vor einer ganzen Weile gekommen.«
Zahra tauschte einen erleichterten Blick mit ihrer Halbschwester. Die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen ihres Planes war damit erfüllt.
Kurz darauf gingen sie in den
awwal
und wenig später in den
wastani
weiter. In beiden Räumen nahmen sie ein Bad und gewöhnten sich so allmählich an die höheren Temperaturen. Da sie Amina in keinem der Räume antrafen, drängte es Zahra schon bald, in den
bait al-harara,
den heißesten Raum des Bades, weiterzugehen. Auf den angewärmten Steinbänken dort saß ein gutes Dutzend Frauen, Amina aber konnte sie nicht unter ihnen entdecken. Unsicher blickte Zahra zu Hayat, doch da erhob sich eine korpulente Frau im hinteren Teil des Raums, um ein Bad zu nehmen – und gab den Blick auf die zierliche Amina frei. Erleichtert lief Zahra zu ihr und umarmte ihre Freundin so innig, dass diese sie erstaunt musterte.
»Du hast doch was«, raunte sie und zog Zahra in ein ruhigeres Eckchen des
bait al-harara.
»Raus damit, was ist es?«
Zahra sah sich um. Auch in diesem Winkel saßen zwei Frauen in ihrer Nähe. Amina wusste ihre Blicke zu deuten und nickte ihr zu. Ja, sicher würden sie später noch ein Eckchen mit weniger Ohren finden. Und so lange würden sie sich eben gedulden müssen.
War es die Aufregung oder tatsächlich die große Hitze des Raumes: Binnen kurzem schwitzten die drei jungen Frauen so stark, dass sie nach dem
tadlik
und
takyis
verlangen konnten, nach Massage und dem Abreiben mit dem
kis al-hammam.
Anschließend kehrten sie in die kühleren Räume zurück, wo sie sich sonst über Stunden aufhielten, um sich die Haare schneiden, die Haut pflegen, eine gründliche Epilation machen zu lassen und ausgiebig zu essen. Nach alldem stand Zahra und Hayat heute jedoch nicht der Sinn, und auch Amina erklärte der Badedienerin, dass sie im Moment keine weitere Behandlung wünsche. Zu Zahras Leidwesen kamen immer mehr Frauen in den
wastani,
so dass sie Amina schließlich bat, mit ihr zu den Aborten zu gehen. Die beiden Freundinnen hatten Glück; endlich waren sie allein.
»Also, nun sag schon, was du auf dem Herzen hast und zu welchen Schandtaten du mich diesmal verführen willst«, flüsterte Amina. In ihrem hübschen Mausgesicht blitzte Begeisterung auf. Zahra musste grinsen. »Ich hoffe, du bist auch noch so tatendurstig, wenn du weißt, worum es geht!«
»Hauptsache, es bringt ein bisschen Abwechslung in mein fades Dasein«, gab Amina keck zurück. »Die letzten Tage waren wieder einmal dermaßen eintönig, dass ich schon überlegt habe, mich für ein paar Tage in den Kerker sperren zu lassen!«
»Das wäre dir auch noch zuzutrauen«, lachte Zahra. »Dabei ist dein Mann nicht der schlechteste!«
Amina hob die Augenbrauen, und Zahra wusste, was sie damit sagen wollte:
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