Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
Aischa. Diese klatschte zweimal in die Hände. Sofort erschien eine Dienerin aus dem Nebenraum.
    »Bitte Isabel einzutreten und sich davon zu überzeugen, dass sich niemand bei mir aufhält, der nicht hier sein sollte – auch wenn sie nicht das geringste Recht dazu hat.«
    Das Mädchen eilte zur Tür, öffnete, und Isabel de Solís, die sich seit ihrem Übertritt zum islamischen Glauben Soraya nannte, fiel regelrecht in den Raum hinein. Mit rudernden Armen versuchte sie ihr Gleichgewicht wiederzufinden, um Aischa nicht bäuchlings begrüßen zu müssen. Ihr unwürdiger Eintritt steigerte ihre Wut noch.
    »Wo sind sie?«, herrschte sie Aischa an, und als diese nur gleichmütig die Schultern hob, lief sie zu den Fenstern, um hinter die voluminösen Vorhänge zu schauen, und als sie auch dort nicht fündig wurde, eilte sie in den Nebenraum, wo Aischas Hofdamen, Dienerinnen und Sklavinnen erschreckt aufschrien.
    »Ich weiß, dass sie hier sind«, zeterte Isabel weiter und stürmte zurück in Aischas Empfangsraum, wo sie sich suchend im Kreis drehte.
    Aischa lachte auf. »Hat Hassan Euch das Wasser gekappt, um Euch das Leid der in Alhama gefangen gewesenen Mauren nachempfinden zu lassen? Auch diese sollen unter Halluzinationen gelitten haben. Aber vielleicht kann ich ja aushelfen.« Sie befahl einer Dienerin, Isabel ein Glas Wasser zu reichen. Das junge Mädchen erschrak und sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, kam Aischas Aufforderung aber trotzdem nach. Als sie Isabel das Glas reichte, zitterte ihre Hand so sehr, dass das Wasser darin fast überschwappte. Isabel de Solís schlug ihr das Glas aus der Hand. »Unverschämte Gans!«
    Schluchzend machte sich das Mädchen daran, die Scherben aufzusammeln und das Wasser aufzuwischen.
    Kafur betrat den Raum und machte Aischa ein Zeichen. Sie nickte ihm zu. Nur einen Atemzug später betrat Hassan von zweien seiner Leibwächter begleitet Aischas Empfangszimmer. Als er Isabel de Solís erblickte, hob er erstaunt die buschigen Augenbrauen. »Soraya, Liebling, was tust du denn hier?«
    Zahra beobachtete, wie Isabel auf Hassan zuschritt. Es war das erste Mal, dass sie diese aus unmittelbarer Nähe sah, da die Sultangattinnen einander normalerweise mieden, als fürchteten sie, sich bei der anderen mit einer tödlichen Krankheit anzustecken. Zahra konnte verstehen, dass Hassan dieser Frau verfallen war: Ihr hellhäutiges Gesicht unter den seidigen kastanienbraunen Locken war makellos, ihre großen, azurblauen Augen sprühten wie die einer erbosten Katze und ließen erahnen, dass sie auch anderer Leidenschaften fähig war.
    »Ich will dir beweisen, was du nicht wahrhaben willst«, rief Isabel de Solís, »nämlich, dass diese Frau deinen Sturz plant!«
    »Und wo sind die Beweise?« Hassan sah sich fragend um.
    »Schuld ist nur dieser fettleibige Eunuch!« Zornig wies Isabel auf Kafur. »Er hat mich an der Tür zurückgehalten, und so hatte Aischa Zeit, den Wesir und den Faqih über die Hintertreppe aus dem Raum zu schleusen.«
    »Den Wesir und den Faqih?« Hassan fuhr zu Aischa herum.
    Aischa lächelte ihren Mann an. Es war ein zynisches Lächeln, das unschöne Falten in ihr Gesicht grub. »Ich habe dich schon früher davor gewarnt, dass du dir mit der christlichen Dirne eine Natter an deine Brust legst. Sie kann nicht anders: Die Doppelzüngigkeit ist ihr angeboren.«
    Hassans Miene verdunkelte sich; Isabels Augen spuckten vor Wut. Es war offensichtlich, dass sie Aischa zu gern selbst die passende Antwort gegeben hätte, aber sie wusste, dass es nur Hassan zustand, hierauf etwas zu erwidern, doch dieser sagte kein Wort – was Zahra zutiefst verwunderte.
    »Woher hast du deine Information?«, fragte er Isabel. »Und wie sollte Aischa zu dem Wesir Kontakt aufnehmen? Der Turm wird rund um die Uhr überwacht, und wenn der Wesir oder der Faqih hier gewesen wäre, so wüsste ich das!«
    »Wachen sind bestechlich«, erinnerte Isabel ihn und hob trotzig das Kinn. »Aischa hat bisher noch immer Mittel und Wege gefunden, sich über deine Verbote hinwegzusetzen. Du musst sie wieder unter Arrest stellen, Hassan, vor allem jetzt.«
    Hassan wirkte verunsichert. Er wandte sich Aischa zu und räusperte sich. »Eigentlich bin ich gekommen, um …« Er unterbrach sich. Seine Miene ließ Zahra vermuten, dass er diesmal gekommen war, um Aischa um Unterstützung zu bitten gegen die wachsende Zahl derer, die derzeit gegen ihn redeten und hetzten. Auch wenn er Aischa schon seit Jahren

Weitere Kostenlose Bücher