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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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tröstend in den Arm zu nehmen. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Verschwinden Hayats Reise zumindest noch ein wenig hinauszögern würde …
    »Zahra!« Amina stemmte die Hände in die Seiten. »Ich rede und rede, und du hörst mir noch nicht einmal zu!«
    Zahra blinzelte und strich sich über die Stirn. »Ach, Amina, so versteh doch, dass ich nicht anders kann. Aber wenn du uns nicht helfen willst, dann versuchen wir eben, so durchzukommen.«
    »
So durchzukommen
 – dass ich nicht lache!« Amina stieß einen Schwall Luft aus und seufzte, willigte aber schließlich ein zu helfen. Sie überlegten, was Zahra und Kafur für ihre Reise brauchen würden.
    »Proviant und Decken«, zählte Zahra auf. »Und ein Messer und einen Feuerstein!«
    Amina nickte und lotste sie in den Vorratsraum. Außer getrocknetem Fleisch und Trockenobst packte Zahra auch Brot in einen Korb, während Amina aus der Küche Messer und einen Feuerstein besorgte.
    »Decken habe ich in meinem Schlafzimmer«, erklärte sie anschließend. »Pferde braucht ihr natürlich auch noch. Ich würde dir gern welche in unserem Stall bereitstellen lassen, aber wenn eure Flucht bekannt wird, hat der dumme Stallbursche sicher nichts Eiligeres zu tun, als zu meinem Mann zu rennen, und ich befürchte, dass er es nicht allzu gut aufnehmen würde, wenn er herausfände, dass ich euch bei eurem Unterfangen geholfen habe.« Amina kratzte sich an der Stirn.
    »Wir werden uns unterwegs irgendwo Pferde beschaffen können«, beruhigte Zahra sie.
    »Und wenn ihr euch die Pferde selbst aus dem Stall holt?« Amina zwinkerte ihr zu. »Gegen Abend stromert der Stallbursche meist um den
hammam
herum, um den Frauen nachzusehen, die dort zum Badeschluss herauskommen. Wenn ihr diesen Moment abpasst, solltet ihr euch eigentlich gefahrlos selbst bedienen können.«
    »Das schaffen wir gewiss.«
    »Aber ihr braucht auch andere Kleider«, sagte Amina besorgt. »Kafur wird in seinen edlen Stoffen und dem für Eunuchen typischen weibischen Gesicht jedem als Haremswächter auffallen und in Erinnerung bleiben, und auch du, Zahra, solltest diese Reise nicht in deinen kostbaren Gewändern antreten. Sowohl die Kastilier als auch Straßenräuber – und gebe der Allmächtige, dass ihr beiden nicht begegnet – werden sonst kaum der Verlockung widerstehen können, dich bis zur Zahlung eines netten Lösegelds festzuhalten oder noch Schlimmeres mit dir anzustellen!«
    Überdies fand Amina, dass Zahra am besten gar nicht in Frauenkleidern reiste. »Kafur wird gewiss auf dich aufpassen, aber um deine Ehre gegen eine Handvoll Wegelagerer zu verteidigen, erscheint er mir doch ein bisschen zu alt und ungelenk!«
    »Aber ich kann mich doch nicht als Mann verkleiden«, rief Zahra entsetzt, doch Amina beharrte darauf, dass ebendies das Sicherste sei. »Und ich habe auch schon eine Idee, wo ich die Kleider für euch auftreiben kann!«
    Mit fröhlich aufblitzenden Augen sauste sie aus dem Zimmer und kam kurz darauf mit einem Schwung Kleider im Arm wieder. »Das sind die Ersatzkleider des Leibdieners meines Mannes und die von unserem neuen Laufburschen«, erklärte sie lächelnd.
    »Und wenn jemand merkt, dass die Kleider verschwunden sind?«, fragte Zahra bang. »Ich will nicht, dass du auch noch Ärger bekommst!«
    Amina winkte ab. »Wenn die Diener das Verschwinden der Kleider bemerken, halte ich ihnen wegen ihrer Unachtsamkeit eine ordentliche Standpauke, und am Tag darauf lasse ich ihnen bessere Kleider machen. Zieht die Sachen mal über, um zu sehen, ob sie euch passen!«
    Höchst unsicher stakte Zahra kurz darauf in ihrer neuen Ausstattung zu Amina. Sie hatte ihr langes Haar unter einem weißen Turban verborgen und strich sich unbehaglich über die derben Pluderhosen. »Amina, alles, was recht ist, aber in dem Aufzug kann ich doch nicht aus dem Haus gehen!«
    Amina ging um sie herum. »Aber warum denn nicht? Ich finde, du gibst sogar einen ausgesprochen hübschen Jungen ab!«
    »Und mein Gesicht und meinen Hals – womit bedecke ich die?«
    »Jetzt stell dich nicht so an. Schließlich unternimmst du das alles hier für Granada und den rechtmäßigen, von Allah, er ist erhaben, bestimmten Thronfolger. Da wird der Allmächtige ausnahmsweise einmal darüber hinwegsehen können, dass du unverschleiert bist!«
    Unglücklich rieb sich Zahra über die Nase.

7.
    Vega
    15 . Februar 1482
    K afur, ich flehe dich an, lass uns rasten. Ich kann nicht mehr!«
    Kafur drehte sich auf seinem Pferd um. »Haltet Ihr

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