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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Wachhabende wandte ihr noch nicht einmal den Blick zu.
    »Hört Ihr nicht, was ich sage? Wir müssen zu Eurem Herrn!«, wiederholte sie ärgerlich, doch auch jetzt zeigte keiner der Soldaten eine Reaktion. Kafur trat neben Zahra. »Wir haben eine wichtige Botschaft für Euren Herrn von seiner Mutter. Ich denke, in seinem Interesse nennen wir ihren Namen erst im Inneren des Hauses!«
    Nun sah zumindest der ältere Soldat zu ihnen. Er musterte Kafur und Zahra von oben bis unten und brummte anschließend: »Die Mutter unseres Herrn hat nichts mit solch Bettelvolk wie euch zu schaffen!«
    »Wir sind keine Bettler«, brauste Zahra auf, »und entweder Ihr lasst uns jetzt vor, oder das ganze Dorf wird erfahren, wer hier wohnt!«
    Der Soldat verpasste Zahra einen Stoß gegen den Brustkorb, so dass sie das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte. Während sie sich wieder aufrappelte, flüsterte der jüngere Soldat seinem Kameraden etwas ins Ohr. Sein Blick wanderte zu Zahras und Kafurs Pferden, und ehe Zahra sich versah, packte er sie mit eisernem Griff am Arm, während der andere Kafur den Säbel gegen das Doppelkinn drückte. »Mach jetzt bloß keine hastige Bewegung, Alter!«
    Der Soldat zerrte Zahra zum Eingang und hämmerte gegen die Tür. »Mach auf!«, brüllte er. »Wir haben zwei Pferdediebe geschnappt!«
    »Die Pferde haben uns Freunde überlassen«, zeterte Zahra. »Verdammt, lasst mich los. Wir haben wirklich wichtige Neuigkeiten für Euren Herrn!«
    Die Tür öffnete sich, und die Soldaten stießen Zahra und Kafur in den Eingangsraum, der sich zum Innenhof hin öffnete. Dort ergriffen sie sofort zwei andere Wachleute. Während Kafur sich seinem Wächter fügte, beschimpfte Zahra den ihren wie ein Rohrspatz und wand sich wie eine Schlange, um sich aus seinem Griff zu befreien. »Lasst mich los, ich will zu Boabdil!«
    »Das wirst du heute Abend: als Fleischeinlage in seinem Reisgericht!« Der Wachmann grölte vor Lachen. Wütend trat Zahra ihm gegen das Schienbein.
    »Du kleiner Mistkerl!«, jaulte er auf und ließ Zahra los, um sich das schmerzende Bein zu reiben. Zahra war noch keine zwei Schritte von ihm weggelaufen, als er sie erneut packte. »Im Kerker wirst du das Gehorchen schon lernen!«
    »Ihr habt kein Recht, uns einzusperren!« Zahra biss, kratzte und trat nach dem Mann und schrie wieder Boabdils Namen. Auf einmal verlor sie bei dem Gerangel ihren Turban, und ihr dickes Haar wallte ihr über die Schultern. Im ersten Moment war der Wachmann so verblüfft, dass er sie erneut losließ, und Zahra glaubte sich schon am Ziel ihres Bestrebens, als von der Seite ein dritter Wachmann vor sie trat und ihr mit einem einzigen Ratsch die Tunika bis zum Bauchnabel aufriss.
    »Wagt es nicht!«, heulte Kafur auf und versuchte nun ebenfalls, sich zu befreien. Sogleich lief ein weiterer Wachmann herbei und setzte dem Eunuchen die Klinge seines Dolchs an den Hals. »Keinen Schritt weiter, Alter!«
    Der andere Wachmann trat auf Zahra zu. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen wich sie zurück, bis sie mit dem Rücken an die Hauswand stieß. Sie bemerkte seinen lüsternen Blick auf ihren entblößten Busen und drückte sich hastig die heruntergerissenen Stofffetzen gegen den Leib. Wie ein gehetztes Tier blickte sie zwischen ihm und den anderen Wachleuten hin und her. »Da haben wir ja etwas ganz Appetitliches bekommen«, säuselte der Wachmann, der Zahra bedrängte, und schleckte sich die Lippen. »Könnte noch ein richtig netter Abend werden!«
    »Von den Nachrichten, die wir überbringen sollen, hängt der Fortbestand unseres Reichs ab!«, machte Zahra mit zitternder Stimme einen weiteren Versuch, die Wachleute zur Besinnung zu bringen.
    »Den Fortbestand unseres Reichs werden wir dir höchstpersönlich in den Schoß pflanzen!«, dröhnte der Wachmann, der Kafur mit dem Dolch in Schach hielt. Die anderen johlten.
    Panik erfasste Zahra und eine unbändige Wut, dass ihr gefahrvoller Weg dieses Ende finden sollte. Sie fragte sich, ob sie sich im Haus geirrt hatten oder Boabdil schon wieder in einem neuen Versteck war. Sie hatte nichts mehr zu verlieren und schrie nun aus voller Kehle Boabdils Namen. Der Wachmann verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. »Halt’s Maul, du dumme Gans. Und merk dir endlich, dass unser Herr nicht mit Bettelvolk verkehrt, das ihn zu allem auch noch erpressen will, weil es herausgebracht hat, wo er sich versteckt hält!«
    Zahra fuhr sich mit der Zunge über die Lippe und schmeckte Blut. Sie

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