Die Maurin
muss. Beim Allmächtigen, allein, wenn ich daran denke, wie es sein wird, mich in dein feines, enges Loch zu bohren und dein Häutchen zu zerreißen, werde ich schon wieder steif. Denn du bist doch noch Jungfrau, oder? Obwohl die Vorstellung, dass du es schon mit Boabdils Soldaten getrieben hast, einen prickelnden Reiz für mich hätte!« Ibrahim setzte sich auf und lachte, als er das helle Entsetzen in Zahras Gesicht sah.
Bevor sie zurück zur Farm gingen, befreite Ibrahim sie beide sorgfältig von Laub und anderen verräterischen Spuren und schärfte Zahra ein, zu keinem ein Wort über ihr kleines »vergnügliches Beisammensein« zu verlieren. »Wenn du dich nicht daran hältst, werde ich behaupten, dass du dich an mich herangemacht hast, und angesichts deines Vorlebens wird mir das auch jeder glauben – zumal das Wort einer Frau ohnehin nichts gegen das eines Mannes wiegt!«
Im Haus eilte Zahra schnurstracks in ihr Zimmer, riss sich die Kleider vom Leib und hüllte sich in ein Handtuch. Anschließend befahl sie einer Dienerin, ihr ein Bad vorzubereiten, doch auch nachdem diese sie gründlich von oben bis unten abgeschrubbt hatte, fühlte sie sich weiter schmutzig und besudelt. Als Tamu sie zum Essen rief, sagte sie ihr, dass sie keinen Hunger habe und sich lieber gleich hinlegen wolle. Tamu bat sie, vorher wenigstens noch ihrer Mutter eine gute Nacht zu wünschen. Um keinen Argwohn zu erregen, ging sie sogleich zu Leonor, die so lebhaft wirkte wie seit Wochen nicht mehr. »Der Arzt meint, dass ich in ein paar Tagen aufstehen darf!«
Zahra nickte zerstreut.
»Was hast du, Kind? Du hast ja geweint!«
Zahra sah ihre Mutter an, und angesichts der Besorgnis in ihren Augen war sie für einen Moment kurz davor, ihr alles zu sagen, beherrschte sich aber und zwang ein beruhigendes Lächeln in ihr Gesicht, wusste sie doch, welch verheerende Auswirkung jede Aufregung in ihrem Zustand haben konnte. »Nichts ist, Mutter. Ich bin nur müde.«
Zahra hatte das Gefühl, dass der nachdenkliche Blick Leonors ihr bis in die Seele sehen konnte, und senkte den Kopf. »Bitte, kann ich jetzt schlafen gehen?«
»Vielleicht willst du es mir morgen sagen?« Ihre Mutter küsste sie sanft auf die Stirn, wie sie es früher oft getan hatte. Zahra presste die Lippen zusammen und verließ eilig das Zimmer.
Wenig später schob Hayat sich in Zahras Zimmer. »Zahra? Schläfst du schon? Leonor hat mich gebeten, nach dir zu sehen …«
Als Zahra nicht antwortete, schlich Hayat an Zahras Bett und legte ihr die Hand auf die Stirn, als wolle sie prüfen, ob sie Fieber hatte. Zahra konnte sich nicht länger beherrschen und warf sich schluchzend in Hayats Schoß.
»Aber Zahra, um Himmels willen, was hast du?«
Doch sie konnte nicht antworten. Noch nicht einmal Hayat vermochte sie zu erzählen, was im Wald geschehen war. Zu groß war ihre Scham.
»Zahra, so rede doch!«, rief Hayat bang.
Zahra schüttelte den Kopf, sank zurück in ihr Kissen und bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Es … Es ist nichts, wirklich. Die letzten Wochen – das war alles nur ein bisschen viel«, presste sie hervor.
Hayat zog ihr die Hände von den Augen und sah sie eindringlich an. »Zahra, mit mir kannst du doch reden!«
»Aber es ist nichts anderes!« Zahra zwang sich, Hayats Blick standzuhalten, und atmete tief durch. »Mach dir keine Sorgen. Es ist schon vorbei. Ich muss nur schlafen, ja?«
Zahra schloss die Augen. Als sie hörte, dass Hayat die Tür ins Schloss zog, presste sie sich die Decke vor den Mund und brach erneut in Tränen aus.
Am nächsten Tag rührte sich Zahra nicht aus ihrem Zimmer. Es schien der einzige Ort zu sein, an dem sie noch sicher war, sicher vor … Selbst seinen Namen wagte sie nicht mehr zu denken. Unten hörte sie die Diener emsig werkeln, die mit den Vorbereitungen für die Hochzeit begannen: Sie schrubbten die Böden, wienerten die Treppen, polierten Tische und Truhen …
Gegen Mittag kam Hayat zu ihr. »Geht es dir besser?«
Zahra nickte.
»Bist du sicher?«
Zahra nickte erneut.
»Ich glaube dir kein Wort!«
»Ich … ich habe mir nur den Magen verdorben, und jetzt lass mich bitte allein!«
Mit diesen Worten drehte sie ihrer Halbschwester den Rücken zu. Als die Tür ins Schloss fiel, traten Zahra wieder die Tränen in die Augen. Wenn sie nur mit jemandem reden könnte!
Am Abend rief ihr Vater nach ihr. Notgedrungen erhob sich Zahra und ging in sein Arbeitszimmer, wo ihr Vater sie mit ernstem Gesicht
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