Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
glühenden Wangen wie erstarrt da. Dann, nach einer Weile Reglosigkeit, ging sie langsam zum Herd, kniete sich davor und zog die Backofentür auf. Ein vertrauter, Appetit anregender Duft schlug ihr entgegen. Das Herz wurde ihr wieder leichter. Es war, als hätte etwas sie plötzlich zurückgeweht in die liebe und vertraute Welt des Alltags. Kochen, Hausarbeit, Wohnlichkeit, das gewöhnliche, prosaische Leben.
    So hatten seit undenklichen Zeiten Frauen das Essen für ihre Männer gekocht. Hier verlor die Welt der Gefahr an Gewicht – die Welt des Wahnsinns. In ihrer Küche war die Frau sicher – auf ewig sicher.
    Die Küchentür ging auf. Molly drehte den Kopf herum. Christopher Wren kam herein. Er war etwas außer Atem.
    »Meine Beste«, sagte er. »Was für ein Tohuwabohu! Jemand hat die Skier des Sergeants gestohlen!«
    »Die Skier des Sergeants? Aber warum sollte die denn jemand stehlen?«
    »Das ist mir auch schleierhaft. Ich meine, wenn der Sergeant beschlösse, wegzugehen und uns hier allein zu lassen, dann müsste der Mörder darüber doch nur allzu froh sein. Ich meine, das gibt doch alles keinen richtigen Sinn, oder?«
    »Giles hatte sie in den Schrank unter der Treppe gestellt.«
    »Tja, und da sind sie nicht mehr. Spannend, was?« Er lachte vergnügt. »Der Sergeant ist furchtbar verärgert. Blafft alle an wie ein Wachhund. Ist über den armen Major Metcalf hergefallen. Der alte Knabe behauptet steif und fest, dass er nicht gesehen hat, ob sie noch im Schrank waren, als er ihn inspiziert hat, kurz bevor Mrs Boyle umgebracht wurde. Trotter sagt, er muss sie gesehen haben. Wenn Sie mich fragen«, Christopher beugte sich zu Molly und sprach leiser, »die ganze Sache macht Trotter allmählich fertig.«
    »Die macht uns alle fertig«, sagte Molly.
    »Mich nicht. Ich finde sie höchst anregend. Das ist alles so herrlich unwirklich.«
    Molly fuhr ihn an: »Das würden Sie nicht sagen, wenn – wenn Sie sie gefunden hätten. Mrs Boyle, meine ich. Ich muss immer daran denken – ich kann das nicht vergessen. Ihr Gesicht – ganz geschwollen und blauviolett…«
    Sie schüttelte sich. Christopher legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Stimmt. Ich bin ein Trottel. Tut mir leid. Ich hatte nicht daran gedacht.«
    Molly wollte schluchzen, aber es blieb ihr im Hals stecken. »Gerade eben schien alles noch in Ordnung – das Kochen – die Küche hier«, sie sprach verworren und unzusammenhängend. »Und plötzlich – ist alles wieder da – wie ein Albtraum.«
    Neugier und Erstaunen mischten sich auf Christopher Wrens Gesicht, während er neben ihr stand und auf ihren gesenkten Kopf hinuntersah.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Ich verstehe.« Er ging einen Schritt weg. »Ja, also, ich mache mich wohl lieber davon und – störe Sie nicht weiter.«
    »Nicht gehen!«, schrie Molly, als er gerade den Türgriff drücken wollte.
    Er drehte sich um und sah sie fragend an. Dann kam er langsam zurück. »Meinen Sie das wirklich?«
    »Was?«
    »Sie wollen tatsächlich nicht, dass ich – gehe?«
    »Nein, ich bitte Sie. Ich mag nicht allein sein. Ich habe Angst allein hier.«
    Christopher setzte sich an den Tisch. Molly bückte sich wieder zum Backofen, schob den Einsatz mit der Pastete eine Schiene höher, klappte die Tür wieder zu und trat zu ihm an den Tisch.
    »Das finde ich interessant«, sagte Christopher in völlig normalem Tonfall.
    »Was denn?«
    »Dass Sie keine Angst haben – mit mir allein zu sein. Haben Sie doch nicht, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich nicht.«
    »Warum haben Sie denn keine Angst, Molly?«
    »Ich weiß nicht, ich habe einfach keine.«
    »Dabei bin ich doch der einzige Mensch, der – ins Bild passt. Ein Mörder wie vom Reißbrett.«
    »Nein«, sagte Molly. »Es gibt noch – andere Möglichkeiten. Ich habe mit Sergeant Trotter darüber gesprochen.«
    »Und hat er das auch so gesehen?«
    »Er hat es mir jedenfalls nicht ausgeredet«, sagte Molly langsam.
    Wörter schwirrten ihr durch den Kopf, immer wieder, einzelne Sätze. Vor allem dieser letzte: Ich weiß sehr wohl, was in Ihrem Kopf vorgeht, Mrs Davis. Wusste er das wirklich? Konnte er das überhaupt wissen? Und dass der Mörder, das hatte er auch gesagt, das alles genoss. Stimmte das?
    Sie fragte Christopher: »Sie genießen das alles hier doch sicher nicht? Auch wenn Sie gerade so etwas gesagt haben?«
    »Du lieber Gott, nein!« Christopher starrte sie an. »Wie kann man so etwas Seltsames behaupten?«
    »Oh, ich

Weitere Kostenlose Bücher