Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
an«, sagte Christopher und beobachtete sie eindringlich, »ist Ihnen Giles über den Weg gelaufen.«
    »Ja.« Es war ein zärtliches, fast scheues Lächeln, das ihre Lippen beben ließ. »Giles erschien – und alles fühlte sich gut an und sicher und glücklich – Giles.«
    Das Lächeln verschwand von ihren Lippen. Ihr Gesicht sah plötzlich gepeinigt aus. Sie erschauerte, als wäre ihr kalt.
    »Was ist, Molly? Wovor haben Sie Angst? Sie haben doch Angst, nicht?«
    Sie nickte.
    »Und es hat mit Giles zu tun? Mit etwas, das er gesagt oder getan hat?«
    »Nicht mit Giles, wirklich nicht. Mit diesem schrecklichen Mann.«
    »Mit welchem schrecklichen Mann?« Christopher war überrascht. »Paravicini?«
    »Nein, nein. Mit Sergeant Trotter.«
    »Sergeant Trotter?«
    »Der redet einem Sachen ein – deutet Sachen an – flößt mir schreckliche Gedanken über Giles ein – Gedanken, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt. Oh, ich hasse ihn – ich hasse ihn.«
    Christopher zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Giles? Giles! Ja, natürlich, er ist ja auch ungefähr so alt wie ich. Er wirkt zwar viel älter – aber wahrscheinlich ist er das in Wirklichkeit gar nicht. Ja, Giles könnte genauso gut auf die Beschreibung passen. Aber hören Sie, Molly, das ist alles Unfug. Giles war doch hier bei Ihnen an dem Tag, als diese Frau in London umgebracht wurde.«
    Molly sagte nichts.
    Christopher sah sie genau an. »War er etwa nicht hier?«
    Atemlos, in abgehackten, unzusammenhängenden Sätzen erzählte Molly dann: »Er war den ganzen Tag weg – mit dem Wagen – am anderen Ende der Grafschaft, wegen Gitterdraht, den gab es da billig – das hat er jedenfalls gesagt – das habe ich jedenfalls gedacht – bis – bis – «
    »Bis was?«
    Ganz langsam bewegte Molly die Hand zum Evening Standard, der ausgebreitet auf dem Küchentisch lag, und zeigte auf das Datum.
    Christopher warf einen Blick darauf und sagte: »Ausgabe für London, zwei Tage alt.«
    »Sie steckte in Giles’ Manteltasche, als er zurückkam. Er – er muss in London gewesen sein.«
    Christophers Blick wurde starr. Er starrte auf die Zeitung, er starrte Molly an. Er spitzte die Lippen und fing an zu pfeifen, brach aber sofort wieder ab. Es war keine gute Idee, ausgerechnet jetzt diese Melodie zu pfeifen.
    Sorgfältig die Wörter abwägend und ihrem Blick ausweichend, fragte er: »Wie viel wissen Sie eigentlich über – Giles?«
    »Bitte nicht«, rief Molly aus. »Nicht! Das ist genau das, was dieser gemeine Trotter immer sagt – oder andeutet. Dass Frauen oft gar nichts wissen über die Männer, die sie heiraten – besonders in Kriegszeiten. Sie – sie glauben einfach, was der Mann so von sich erzählt.«
    »Das ist wohl auch oft so.«
    »Jetzt sagen Sie das doch nicht auch noch! Das halte ich nicht aus. Bloß weil wir hier alle in so einem Zustand sind, so aufgewühlt. Da sollen wir – sollen wir jedes Märchen glauben, das man uns erzählt – das ist nicht wahr! Ich – «
    Sie brach ab. Die Küchentür war aufgegangen.
    Es war Giles. Er kam herein und sah sie sehr grimmig an. »Störe ich bei irgendwas?«, fragte er.
    Christopher stand vom Tisch auf. »Ich lerne gerade ein bisschen kochen«, sagte er.
    »Ach, wirklich? Hören Sie mal zu, Wren, das ist nicht die richtige Zeit für ein Tête-à-tête. Bleiben Sie aus der Küche weg, haben Sie mich verstanden?«
    »Oh, aber gewiss doch.«
    »Und bleiben Sie von meiner Frau weg, Wren. Sie wird nicht das nächste Opfer.«
    »Darüber«, sagte Christopher, »mache ich mir gerade so meine Sorgen.«
    Falls die Worte eine tiefere Bedeutung hatten, merkte Giles offensichtlich nichts davon. Sein ziegelrotes Gesicht wurde nur noch einen Ton dunkler. »Die Sorgen kann ich Ihnen abnehmen«, sagte er. »Ich passe schon selber auf meine Frau auf. Und jetzt verschwinden Sie, verdammt noch mal.«
    Molly sagte mit klarer Stimme: »Bitte gehen Sie, Christopher. Doch – wirklich.«
    Christopher ging langsam zur Tür. »Ich bleibe in der Nähe«, sagte er, und das war an Molly gerichtet, und es sagte etwas sehr Eindeutiges.
    »Wollen Sie endlich verschwinden?«
    Christopher kicherte auf, es klang wieder kindisch. »Aye, aye, Commander«, sagte er.
    Dann schloss sich die Tür hinter ihm. Giles fuhr Molly an.
    »Um Gottes willen, Molly, hast du denn überhaupt keinen Verstand? Allein hier hinter verschlossenen Türen mit einem gefährlichen manischen Mörder!«
    »Er ist nicht der – « Sie verbesserte sich sofort:

Weitere Kostenlose Bücher