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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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der Zeitung gelesen haben – das mit den Rubinen.«
    Edward lachte. »Du glaubst doch nicht etwa, du hältst da fünfzigtausend Pfund in der Hand, was?«
    »Ich hab bloß gesagt, dass es komisch ist. Platingefasste Rubine. Platin, das ist so ein stumpfes silbernes Zeug – wie das hier. Schau mal, wie die glänzen. Ist das nicht eine herrliche Farbe? Mal sehen, wie viele es sind?« Sie zählte. »Du, Ted, es sind genau einundzwanzig.«
    »Nein!«
    »Doch. Die selbe Zahl, die in der Zeitung genannt wird. Oh, Ted, du glaubst doch nicht…«
    »Unmöglich.« Aber seine Stimme klang unentschlossen. »Es gibt irgendeine Methode, wie man das feststellen kann – auf Glas damit kratzen.«
    »Das gilt für Diamanten. Aber weißt du, Ted, das war eben schon ein sehr seltsam aussehender Mann – der Mann am Obststand – direkt ekelhaft hat er ausgesehen. Und er hat so komisch geredet – wir hätten ein gutes Geschäft gemacht mit dem Korb Kirschen.«
    »Ja, aber sieh mal, Dorothy, weshalb sollte der uns fünfzigtausend Pfund schenken?«
    Miss Pratt schüttelte entmutigt den Kopf.
    »Es klingt unlogisch«, gab sie zu. »Es sei denn, die Polizei wäre hinter ihm her.«
    »Die Polizei?« Edward wurde ein wenig blass.
    »Ja. In der Zeitung heißt es weiter, die Polizei hätte schon eine Spur.«
    Edward lief ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Die Sache gefällt mir nicht, Dorothy. Angenommen, die Polizei ist plötzlich hinter uns her?«
    Dorothy starrte ihn mit offenem Mund an. »Aber wir haben doch gar nichts getan, Ted. Wir haben das Ding doch nur in dem Korb gefunden.«
    »Die Geschichte würde uns kein Mensch abkaufen. Sie klingt nicht gerade sehr wahrscheinlich.«
    »Ist sie auch nicht«, gab Dorothy zu. »Oh, Ted, glaubst du wirklich, das ist es? Das wäre ja wie in einem Märchen!«
    »Das finde ich eigentlich nicht«, entgegnete Edward. »Ich finde, das klingt mehr wie eine von den Geschichten, wo der Held unschuldig zu vierzehn Jahren Zuchthaus verurteilt wird.«
    Aber Dorothy hörte ihm nicht zu. Sie hatte das Halsband angelegt und begutachtete die Wirkung in einem kleinen Taschenspiegel.
    »Wie eine Herzogin«, murmelte sie verzückt.
    »Ich glaub’s einfach nicht«, stieß Edward hervor. »Das ist eine Imitation. Das muss eine Imitation sein.«
    »Ja, Liebling«, sagte Dorothy, noch immer in die Betrachtung ihres Spiegelbilds versunken. »Höchstwahrscheinlich.«
    »Alles andere wäre ein zu großer – zu großer Zufall.«
    »Taubenblut«, flüsterte Dorothy versonnen.
    »Es ist absurd, sage ich. Ganz absurd. Sag mal, Dorothy, hörst du mir überhaupt zu?«
    Dorothy legte den Spiegel beiseite und drehte sich zu ihm um. Ihre eine Hand ruhte auf den Rubinen um ihren Hals.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte sie.
    Edward starrte sie an. All sein Ärger war verflogen. So hatte er Dorothy noch nie gesehen. Etwas Triumphierendes strahlte von ihr aus, eine Art hoheitsvoller Schönheit, die ihm vollständig unbekannt war. Die Überzeugung, dass sie Juwelen im Wert von fünfzigtausend Pfund um den Hals trug, hatte aus Dorothy Pratt eine neue Frau gemacht. Sie sah unverschämt überlegen aus, gleichsam Kleopatra, Semiramis und Zenobia in einer Person.
    »Du siehst – du siehst einfach toll aus«, sagte Edward demütig.
    Dorothy lachte, und auch ihr Lachen war völlig anders als sonst.
    »Pass auf«, sagte Edward. »Wir müssen etwas tun. Wir müssen das Ding zur Polizei bringen oder so.«
    »Unsinn«, erwiderte Dorothy. »Du hast eben selbst gesagt, die würden uns nicht glauben. Die würden dich wahrscheinlich als Dieb ins Gefängnis stecken.«
    »Aber – aber was sollen wir denn sonst tun?«
    »Es behalten«, sagte die neue Dorothy Pratt.
    Edward sah sie aus aufgerissenen Augen an.
    »Es behalten? Du bist verrückt.«
    »Wir haben es schließlich gefunden, nicht wahr? Woher sollten wir wissen, dass es wertvoll ist? Wir behalten es, und ich werde es tragen.«
    »Und die Polizei wird dich schnappen.«
    Dorothy überlegte einen Augenblick.
    »Also gut«, sagte sie dann, »wir verkaufen es. Und du kannst dir einen Rolls-Royce kaufen oder meinetwegen auch zwei, und ich kaufe mir so ein Dingsda auf den Kopf aus Brillanten und dazu ein paar Ringe.«
    Edward starrte sie noch immer entgeistert an.
    Dorothy wurde ungeduldig.
    »Da hast du deine Chance – es liegt jetzt an dir, ob du sie nützt oder nicht. Wir haben das Ding nicht gestohlen – von so was halte ich nichts. Es ist uns in den Schoß gefallen, und wahrscheinlich

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