Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
werden wir nie wieder im Leben die Chance haben, alles das zu kriegen, wovon wir träumen. Hast du denn überhaupt keinen Mumm, Edward Palgrove?«
    Edward fand endlich seine Sprache wieder.
    »Verkaufen, sagst du? Das ist nicht so einfach. Jeder Juwelier würde wissen wollen, woher ich das verflixte Ding habe.«
    »Du bringst es auch nicht zu einem Juwelier. Liest du denn nie Kriminalromane, Ted? So was bringt man natürlich zu einem Hehler.«
    »Und woher, bitte, soll ich einen Hehler kennen? Ich bin anständig erzogen worden.«
    »Männer sollten alles wissen«, entgegnete Dorothy. »Dafür sind sie da.«
    Er schaute sie an. Sie war gelassen und unerschütterlich.
    »Das hätte ich nie von dir gedacht«, sagte er schwach.
    »Und ich hätte gedacht, du hättest mehr Schneid.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Dann erhob sich Dorothy.
    »Na ja«, sagte sie leichthin, »fahren wir jetzt lieber nachhause.«
    »Und du mit dem Ding um den Hals?«
    Dorothy nahm das Halsband ab, betrachtete es ehrfürchtig und ließ es in ihre Handtasche gleiten.
    »Jetzt hör mal zu«, sagte Edward. »Du gibst mir das Ding!«
    »Nein.«
    »O doch. Ich bin anständig erzogen worden, meine Liebe.«
    »Dann bleib anständig. Du brauchst ja nichts damit zu tun zu haben.«
    »Ach, gib schon her«, rief Edward in einem plötzlichen Entschluss. »Ich tu’s. Ich werde einen Hehler ausfindig machen. Wie du sagst, es ist die einzige Chance, die wir je im Leben kriegen. Wir haben das Ding ehrlich erworben – für zwei Shilling. Es ist genau das Gleiche, was die feinen Herren tagtäglich in Antiquitätenläden tun und worauf sie nachher auch noch stolz sind.«
    »Genau!«, erklärte Dorothy. »Oh, Edward, du bist fabelhaft!«
    Sie gab ihm das Halsband, und er steckte es in die Tasche. Er fühlte sich erregt, über sich selbst hinausgehoben, ein rechter Teufelskerl! In dieser Stimmung startete er den Austin. Beide waren sie zu aufgeregt, um wie ursprünglich geplant noch irgendwo eine Tasse Tee zu trinken. Sie fuhren schweigend nach London zurück. Einmal, bei einer Straßenkreuzung, trat ein Polizist auf den Wagen zu, und Edwards Herzschlag setzte aus. Durch ein Wunder gelangten sie heil nachhause.
    Edwards Abschiedsworte zu Dorothy waren durchdrungen von Tatendurst.
    »Wir machen es! Fünfzigtausend Pfund! Das ist die Sache wert!«
    In dieser Nacht träumte er vom Zuchthaus Dartmoor, und als er frühmorgens aufstand, fühlte er sich schlapp und übernächtigt. Er musste einen Hehler ausfindig machen – und hatte nicht die geringste Ahnung, wie er das anstellen sollte! Bei seiner Arbeit im Büro schlampte er, was ihm noch vor der Mittagspause zwei scharfe Rügen eintrug. Wie fand man einen Hehler? Wahrscheinlich war Whitechapel die richtige Gegend dafür – oder Stepney?
    Bei seiner Rückkehr ins Büro kam ein Anruf für ihn. Es war Dorothy – sie sprach mit leiser, tränenerstickter Stimme.
    »Bist du’s, Ted? Ich benutze unser Telefon hier, aber meine Gnädige kann jeden Augenblick kommen, und dann muss ich aufhören. Ted, du hast doch noch nichts unternommen, oder?«
    Edward verneinte.
    »Hör zu, Ted, du darfst es nicht tun. Ich bin die ganze Nacht wachgelegen. Es war schrecklich. Ich habe fortwährend daran denken müssen, dass es in der Bibel heißt, du sollst nicht stehlen. Ich muss verrückt gewesen sein gestern – einfach verrückt. Du wirst es nicht tun, nein, Ted?«
    Fühlte sich Mr Palgrove heimlich erleichtert? Möglich – doch dergleichen würde er nie zugeben.
    »Wenn ich sage, ich mache etwas, dann mache ich es auch«, erklärte er mit stahlharter Stimme, wie sie einem Mann von eisernem Willen anstand.
    »Ach nein, Ted, tu’s bitte nicht. Du lieber Gott, da kommt sie. Hör zu, Ted, sie geht heute Abend zum Essen aus. Da kann ich unbemerkt fort und dich treffen. Tu nichts, ehe du mit mir gesprochen hast. Acht Uhr. Warte auf mich an der Ecke.« Ihre Stimme wurde zu einem sanften Flöten. »Ja, gnädige Frau; ich glaube, da hat jemand falsch gewählt. Er wollte Bloomsbury 0243.«
    Als Edward um sechs Uhr abends aus dem Büro kam, fiel ihm eine riesige Schlagzeile ins Auge.
     
    Das Neueste vom Juwelenraub
     
    Hastig kramte er einen Penny hervor. Als er endlich sicher in der U-Bahn saß, wo er sich mit Geschick einen Sitzplatz ergattert hatte, überflog er eilig das Extrablatt. Er brauchte nicht lange zu suchen.
    »Also, da hol mich doch der…« Er stieß einen halblauten Pfiff aus.
    Und dann fiel sein Auge auf eine weitere

Weitere Kostenlose Bücher