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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Meldung. Er las sie und ließ dann die Zeitung achtlos zu Boden fallen.
    Pünktlich um acht Uhr wartete er am vereinbarten Treffpunkt. Dorothy, die blass, aber hübsch aussah, kam atemlos auf ihn zugeeilt.
    »Du hast doch noch nichts unternommen, Ted?«
    »Ich habe nichts unternommen.« Er zog das Rubinhalsband aus der Tasche. »Du kannst es anziehen.«
    »Aber, Ted…«
    »Die Polizei hat die Rubine bereits – und auch den Kerl, der sie geklaut hat. Und jetzt lies mal das!«
    Er hielt Dorothy einen Zeitungsartikel unter die Nase.
     
    Neuer Werbetrick
     
    »Mit einem geschickten neuen Werbetrick versucht derzeit All En g lish Fivepenny Fair der berühmten Woolworth Konkurrenz zu machen. Beginnend mit dem gestrigen Sonntag werden lande s weit Kör b chen mit Obst verkauft, von denen jeweils eines von fünfzig ein Halsband aus imitierten verschiedenfarbigen Edelste i nen enthält. Mit diesen Halsbändern macht der glückliche Käufer ein ausg e zeichnetes Geschäft. Die erste dieser Verkaufsaktionen, die gestern unter dem Motto ›Esst mehr Obst‹ gestartet wurde, rief daher al l gemein große Aufregung und Heiterkeit hervor, und die näch s te Aktion am kommenden Sonntag wird sich zweifellos eines kräftigen Zulaufs erfreuen. Wir gratulieren Fiv e penny Fair zu ihrem Einfall und wünschen ihnen viel Glück für ihren We r befeldzug ›Kauft britisch‹.«
     
    »Also wirklich…«, murmelte Dorothy und nach kurzem Schweigen noch einmal lauter: »Also wirklich!«
    »Tja«, sagte Edward. »Das fand ich auch.«
    Ein Mann drückte ihnen im Vorübergehen einen Zettel in die Hand.
    »Nehmt eines, Bruder«, sagte er.
    »Eine tugendhafte Frau steht weit höher im Wert als alle Rubine«, las Edward. »Da siehst du! Ich hoffe, das heitert dich wieder auf.«
    »Ich weiß nicht«, meinte Dorothy zweifelnd. »Eigentlich möchte ich wenigstens nicht so aussehen wie eine tugendhafte Frau.«
    »Tust du auch nicht«, tröstete sie Edward. »Deshalb hat der Mann mir ja das Blatt gegeben. Mit diesen Rubinen um den Hals siehst du nicht die Spur aus wie eine tugendhafte Frau.«
    Dorothy lachte.
    »Du bist schon ein lieber Kerl, Ted«, sagte sie. »Komm, gehen wir ins Kino.«

Der Smaragd des Radschas
     
    M it ernsthafter Willensanstrengung konzentrierte sich James Bond abermals auf das kleine gelbe Buch in seiner Hand. Es trug auf der Vorderseite den schlichten, aber gefälligen Titel: Möchten Sie dre i hundert Pfund mehr im Jahr verdienen? und kostete einen Shilling. James hatte sich gerade durch die ersten zwei Seiten hindurch gelesen, auf denen er lakonisch aufgefordert wurde, seinem Chef ins Gesicht zu blicken, ein dynamisches Auftreten zu entwickeln und einen Eindruck von Tüchtigkeit auszustrahlen. Nun war er bei den subtileren Ratschlägen angelangt. »In manchen Situationen ist Offenheit angebracht, in anderen dagegen mehr Wert auf Diskretion zu legen«, belehrte ihn das kleine gelbe Buch. »Ein tüchtiger Mann sagt nicht immer alles, was er weiß.« James klappte das Büchlein zu, hob den Kopf und starrte gedankenverloren auf die blaue Weite des Meeres hinaus. Es quälte ihn plötzlich der schreckliche Verdacht, dass er kein tüchtiger Mann war. Ein tüchtiger Mann wäre in seiner derzeitigen Situation Herr der Lage und nicht ihr Opfer. Zum sechzigsten Mal an diesem Vormittag zählte sich James im Geist alles Ungemach auf, das ihm widerfahren war.
    Dies war sein Urlaub. Sein Urlaub! Haha! Höhnisches Auflachen. Wer hatte ihn überredet, in einen mondänen Badeort wie Kimpton-on-Sea zu fahren? Grace. Wer hatte ihn gedrängt, mehr auszugeben, als er sich leisten konnte? Grace. Und er hatte auch noch freudig ihrem Plan zugestimmt. Sie hatte ihn hierher gelockt, und was war nun das Resultat? Während er in einer obskuren Frühstückspension hauste, fast eineinhalb Meilen vom Strand entfernt, hatte Grace, die in einer ähnlichen Pension hätte absteigen sollen (nicht in derselben: in James’ Kreisen sah man auf Schicklichkeit), ihn schnöde im Stich gelassen und sich in nichts Geringerem als dem Hotel »Esplanade«, direkt am Meer, einquartiert.
    Anscheinend hatte sie Freunde dort. Freunde! Wieder lachte James sarkastisch auf. In Gedanken durchlief er noch einmal die letzten drei Jahre seines gemächlichen Werbens um Grace. Wie überaus geschmeichelt sie anfangs gewesen war, als sein Augenmerk ausgerechnet auf sie fiel. Aber damals hatte sie bei Bartels, Fachgeschäft für Damenbekleidung in der High Street, auch noch nicht die

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