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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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den größten Vorteil bei Busfahrten ausmachte.
    »Und wenn es regnet? Das Wetter bei euch in England ist so unbeständig.«
    »Dazu gibt es doch ein Verdeck und all das. Übrigens, wenn es allzu heftig regnet, fällt die Fahrt aus.«
    »Ah«, sagte Poirot. »Dann wollen wir hoffen, dass es regnet.«
    »Wenn deine Abneigung natürlich so groß ist…«
    »Nein, nein, mon ami. Ich sehe doch, wie dein Herz an diesem Busausflug hängt. Gott sei Dank habe ich meinen langen Regenmantel und zwei wollene Schals mitgebracht.«
    Er seufzte. »Aber werden wir denn auch genügend Zeit in Charlock Bay haben?«
    »Nun, ich fürchte, wir werden eine Nacht dort verbringen müssen. Die Tour geht allerdings über Dartmoor wieder zurück. Wir werden in Monkhampton zu Mittag essen. Gegen vier Uhr kommen wir in Charlock Bay an, und der Bus fährt gegen fünf weiter. Abends um zehn ist er dann wieder hier.«
    »Soso!«, sagte Poirot. »Und es gibt also Leute, denen so was Freude macht. Wir werden natürlich eine Fahrpreisermäßigung bekommen, wenn wir auf die Rückfahrt verzichten?«
    »Ich glaube kaum, dass das geht.«
    »Du musst darauf bestehen.«
    »Aber Poirot, sei nicht so garstig. Du weißt genau, das ist knauserig.«
    »Mein Freund, das hat mit ›Garstigkeit‹ gar nichts zu tun. Das ist mein Wirtschaftssinn. Wenn ich Millionär wäre, würde ich auch nur das bezahlen, was gerecht und richtig ist.«
    Wie ich jedoch vorhergesehen hatte, musste Poirot in dieser Hinsicht eine Enttäuschung einstecken. Der Herr in dem Reisebüro war ruhig und freundlich, aber stahlhart. Er vertrat den Standpunkt, dass die Karten nur für die komplette Rundreise gelten. Er meinte sogar, dass wir eigentlich einen Extrapreis zahlen müssten für das Privileg, in Charlock Bay bleiben zu können.
    Besiegt zahlte Poirot die geforderte Summe und verließ leicht grollend das Reisebüro.
    »Ihr Engländer habt keinen Sinn für Geld«, murrte er. »Hast du den jungen Mann bemerkt, Hastings, der den vollen Fahrpreis zahlte und dabei noch erwähnte, er steige schon in Monkhampton aus?«
    »Nein, ich glaube nicht. Äh, ich habe…«
    »Ja, ja, du hast die ganze Zeit die hübsche junge Dame angestarrt, die den Sitz Nummer fünf, neben den unseren, gebucht hat. Ah! Ja, mein Freund, mir ist das keineswegs entgangen. Als ich die Plätze dreizehn, vierzehn buchte, die in der Mitte und daher die sichersten sind, hast du dich nur aus diesem Grunde so brutal vorgedrängt und behauptet, die Sitze drei und vier wären viel besser.«
    »Wirklich, Poirot«, sagte ich und spürte, wie ich rot wurde.
    »Kastanienbraunes Haar – immer das kastanienbraune Haar!«
    »Jedenfalls lohnte sich ein Blick auf sie mehr als einer auf den komischen jungen Mann.«
    »Das kommt auf den Standpunkt an. Für mich war der junge Mann interessant.«
    Etwas, wie es schien, wirklich Interessiertes in seinem Tonfall veranlasste mich, ihn rasch anzusehen. »Wieso? Warum meinst du?«
    »Oh, nun reg dich nicht auf. Vielleicht interessierte er mich, weil er versucht, sich einen Schnurrbart wachsen zu lassen, und weil das Ergebnis so kläglich ist.« Poirot strich sich zärtlich über seine eigene prachtvolle Manneszierde. »Es ist eine Kunst«, murmelte er, »einen Schnurrbart wachsen zu lassen! Ich hege Sympathie für alle, die das versuchen.«
    Oft ist es schwierig herauszufinden, ob Poirot es ernst meint oder ob er sich nur auf Kosten des anderen lustig macht. Ich hielt es für das sicherste, nichts mehr zu sagen.
    Die nächste Morgendämmerung kündigte einen strahlenden und sonnigen Tag an. Einen wahrhaft prachtvollen Tag! Poirot jedoch ging kein Risiko ein. Er trug eine Wollweste, einen dicken Mantel und zwei Wollschals und darüber eine Regenhaut, zusätzlich zu dem dicken Anzug, seinem wärmsten, den er hatte. Er schluckte noch zwei Grippe-Vorbeugungstabletten und steckte weiteren Vorrat ein.
    Wir nahmen jeder einen kleinen Koffer für das Nachtzeug mit. Das hübsche Mädchen, das wir am Tage vorher gesehen hatten, trug auch einen kleinen Koffer, ebenso der junge Mann, der, wie ich dachte, Poirots Sympathie erworben hatte. Die anderen Reisegäste hatten kein Gepäck. Die vier Koffer wurden vom Fahrer im Gepäckraum verstaut, und wir nahmen unsere Plätze ein.
    Poirot wies mir ziemlich boshaft den äußeren Platz an, da »dort die meiste frische Luft«, sei, und dann ließ er sich selbst neben unserer schönen Nachbarin nieder. Aber bald schon machte er alles wieder gut. Der Mann auf Platz

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