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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nicht aufgefallen, dass er nicht hier zum Essen war?«
    »Wenn Miss Durrant nicht zufällig am Fenster gesessen hätte, könnte sie ihn nicht bemerkt haben«, sagte ich langsam.
    »Aber da es sein eigener Koffer war, bedeutet es gar nichts«, sagte Poirot. »Also brauchen wir an diese Sache keinen Gedanken zu verschwenden, mon ami.«
    Als wir unsere Plätze wieder eingenommen hatten und in voller Geschwindigkeit dahinbrausten, konnte er es dann doch nicht lassen, Mary Durrant eine weitere Lektion über die Gefahren der Indiskretion zu erteilen. Sie hörte zwar mit ernstem Gesicht zu, schien aber dennoch alles als einen Scherz aufzufassen. Um vier Uhr kamen wir in Charlock Bay an und hatten tatsächlich das Glück, im Hotel Anker noch zwei Einzelzimmer zu bekommen. Es war eins jener liebenswürdigen Gasthäuser aus alter Zeit, das in einer stillen Nebenstraße lag.
    Poirot hatte gerade seine Sachen ausgepackt und ließ seinem Schnurrbart ein wenig Pflege zukommen, ehe er zu Joseph Aarons ging, als verzweifelt an die Tür geklopft wurde. Ich rief: »Herein«, und zu meinem größten Erstaunen erschien Mary Durrant mit weißem Gesicht und Tränen in den Augen.
    »Ach bitte, entschuldigen Sie – aber – aber – es ist etwas ganz Entsetzliches passiert. Und Sie sagten doch, Sie seien Detektiv.«
    Das sagte sie zu Poirot.
    »Was ist passiert, Mademoiselle?«
    »Ich habe gerade meinen Koffer geöffnet. Die Miniaturen waren in einer Krokodilreisetasche – verschlossen natürlich. Und jetzt – sehen Sie nur.«
    Sie hielt uns eine kleine, viereckige Krokodilledertasche entgegen. Der Deckel hing lose herunter. Poirot nahm die Tasche in die Hand. Das Schloss war gewaltsam aufgebrochen worden. Die Spuren verrieten das deutlich genug. Poirot prüfte alles genau und nickte.
    »Und die Miniaturen?«, fragte er, obwohl wir beide die Antwort bereits kannten.
    »Weg! Gestohlen. Oh, was soll ich nur tun?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte ich. »Mein Freund ist Hercule Poirot. Sicher haben Sie den Namen schon gehört. Wenn irgendjemand Ihnen helfen kann, die Miniaturen wiederzubekommen, dann er.«
    »Monsieur Poirot? Der berühmte Monsieur Poirot?«
    Poirot war eitel genug, sich über die deutlich spürbare Bewunderung in ihrer Stimme zu freuen. »Ja, mein Kind«, sagte er. »Ich bin es, ich selbst. Und Sie können getrost Ihren kleinen Kummer in meine Hände legen. Ich werde alles tun, was möglich ist. Aber ich fürchte, ich fürchte sehr, dass es schon zu spät ist. Sagen Sie, ist das Schloss Ihres Koffers auch aufgebrochen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Lassen Sie bitte mal sehen.«
    Wir gingen zusammen in ihr Zimmer, und Poirot prüfte den Koffer eingehend. Er war offensichtlich mit einem Schlüssel geöffnet worden.
    »Das dürfte nicht allzu schwierig gewesen sein. Diese Kofferschlüssel sind ja fast alle gleich. Eh bien, wir müssen sofort der Polizei eine Meldung machen und so rasch wie möglich mit Mr Baker Wood in Verbindung treten. Ich werde das selbst übernehmen.«
    Ich begleitete ihn und fragte, was er damit gemeint habe, als er sagte, es sei schon zu spät. »Mon cher, ich sagte heute, ich sei das Gegenteil von einem Zauberer und dass ich verschwundene Dinge wieder zum Vorschein brächte. Aber nehmen wir mal an, dass mir jemand zuvorgekommen ist. Verstehst du? Nein? Dann wirst du es nach einer Minute verstehen.«
    Er verschwand in die Telefonzelle. Nach fünf Minuten erschien er wieder und sah ernst aus. »Es ist so, wie ich befürchtet habe. Eine Dame war vor einer halben Stunde bei Mr Wood und sagte, sie käme von Miss Elizabeth Penn. Sie hatte ihm die Miniaturen gezeigt, und begeistert hat er sie gekauft und sofort bezahlt. In Banknoten, also bar.«
    »Vor einer halben Stunde – eine halbe Stunde, bevor wir hier ankamen.«
    Poirot lächelte rätselhaft. »Die Schnellbusse sind zwar sehr schnell, aber ein Personenauto würde von – sagen wir Monkhampton, wenigstens eine Stunde vor uns hier eintreffen.«
    »Und was tun wir jetzt?«
    »Der gute Hastings – immer praktisch. Wir informieren die Polizei, tun alles für Miss Durrant, was wir können und – ja, das habe ich soeben beschlossen – werden einmal persönlich mit Mr J. Baker Wood sprechen.«
    Wir führten dieses Programm durch. Die arme Mary Durrant war völlig durcheinander und fürchtete, ihre Tante werde sie für den Diebstahl zur Verantwortung ziehen.
    »Was sie auch wahrscheinlich tun wird«, bemerkte Poirot, als wir auf dem Weg ins

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