Die Mausefalle
Strand-Hotel waren, in dem Mr Wood wohnte. »Und zwar mit Recht. Was für ein Leichtsinn, Schätze im Wert von fünfhundert Pfund in einem Koffer zu lassen und zum Mittagessen zu gehen! Und trotzdem, mon ami, zwei sonderbare Punkte sind mir an diesem Fall aufgefallen. Die Krokodilreisetasche zum Beispiel. Warum wurde sie aufgebrochen?«
»Um die Miniaturen herauszuholen.«
»Aber ist das nicht töricht? Nehmen wir an, unser Freund macht sich an dem Gepäck zu schaffen unter dem Vorwand, seinen Koffer zu holen. Ist es da nicht einfacher, den Koffer zu öffnen und die Reisetasche ungeöffnet herauszunehmen und in seinen eigenen Koffer zu stecken, als viel Zeit darauf zu verwenden, das Schloss aufzubrechen. Oder?«
»Er musste doch sicher sein, dass die Miniaturen darin waren.«
Poirot sah wenig überzeugt drein, aber da wir gerade in Mr Woods Zimmerflucht geführt wurden, war er einer weiteren Erklärung enthoben.
Mir war Mr Baker Wood auf den ersten Blick unsympathisch. Er war ein schwerer, vulgärer Mensch, viel zu auffällig gekleidet, und trug einen riesigen Diamantring. Er war protzig und laut. Natürlich hätte er nichts Verdächtiges bemerkt. Wieso auch? Die Frau sagte, sie hätte die Miniaturen, all right. Übrigens sehr schöne Arbeiten. Ob er die Nummern der Banknoten hätte? Nein, die hätte er nicht. Und wer sei dieser Mr – äh – Poirot – eigentlich, der da so zu ihm hereinschneie und all diese Fragen stelle?
»Ich werde Sie nichts mehr fragen, Monsieur, nur noch eine einzige Sache. Bitte, beschreiben Sie mir die Frau, die bei Ihnen war. War sie jung und hübsch?«
»Nein, Sir, das war sie nicht. Wirklich nicht. Eine große Frau in mittleren Jahren, graue Haare, unreiner Teint mit einem Schnurrbartansatz. Eine Sirene? Nein, in diesem Leben war sie das nie.«
»Poirot«, schrie ich, als wir das Hotel verließen, »ein Schnurrbart. Hast du gehört?«
»Meine Ohren sind noch ausgezeichnet, Hastings, danke.«
»Aber was für ein unsympathischer Mensch, dieser Wood.«
»Da hast du Recht. Als der liebe Gott den Charme verteilte, hat Wood sicher ›nein, danke‹ gesagt.«
»Na schön, wir sollten den Dieb erwischen«, bemerkte ich. »Identifizieren können wir ihn ja.«
»Du bist bewundernswert naiv, Hastings. Hast du schon mal gehört, dass es so etwas wie ein Alibi gibt?«
»Du glaubst also, er hat ein Alibi?«
Poirots Antwort kam unerwartet: »Ich hoffe sehr.«
»Das Ärgerliche bei dir ist, dass du am liebsten alles schwierig haben möchtest.«
»Ganz recht, mon ami. Ich mag keine Vögel, die sitzen bleiben.«
Poirots Prophezeiung stellte sich als richtig heraus. Unser Reisegefährte in dem braunen Anzug hieß Mr Norton Kane. Er war sofort ins George-Hotel in Monkhampton gegangen und hatte es den ganzen Nachmittag über nicht verlassen. Das Einzige, was gegen ihn vorlag, war, dass Miss Durrant ihn gesehen hatte, wie er seinen Koffer aus dem Bus holte, während wir zu Mittag aßen.
»Daran ist an sich nichts verdächtig«, sagte Poirot nachdenklich.
Nach dieser Bemerkung verfiel er in Schweigen. Er lehnte es ab, weiter über die Sache zu sprechen, und sagte, als ich ihn drängte, er denke über Schnurrbärte im Allgemeinen nach und rate mir, dasselbe zu tun.
Ich entdeckte jedoch, dass er Joseph Aarons, mit dem er den Abend verbrachte, bat, ihm alle nur möglichen Einzelheiten über Mr Baker Wood zu erzählen. Da beide Männer im gleichen Hotel wohnten, bestand die Chance, ein paar Informationskrümchen aufzusammeln. Jedoch, was auch immer Poirot erfuhr, er behielt es für sich.
Mary Durrant war nach ihren Aussagen bei der Polizei am frühen Morgen mit dem Zug nach Ebermouth zurückgekehrt. Wir speisten mit Joseph Aarons zu Mittag, und nach dem Essen verkündete mir Poirot, dass die Angelegenheit des Theateragenten zufriedenstellend abgeschlossen sei und dass wir nach Ebermouth zurückfahren könnten, wenn wir wollten. »Aber nicht mit dem Bus, mon ami. Dieses Mal fahren wir mit dem Zug.«
»Hast du Angst vor Taschendieben oder davor, dass du noch eine junge Dame in Nöten antreffen könntest?«
»Diese beiden Sachen könnten mir auch im Zug passieren, Hastings. Nein, ich möchte nur möglichst schnell in Ebermouth sein, denn ich möchte mit unserem Fall weiterkommen.«
»Unserem Fall?«
»Aber ja, mein Freund. Mademoiselle Durrant erbat meine Hilfe. Wenn die Angelegenheit jetzt auch in Händen der Polizei ist, so bedeutet das noch lange nicht, dass der Fall für mich erledigt
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