Die Mausefalle
ist. Ich kam hierher, um einem alten Freund zu helfen, aber man soll nie von Hercule Poirot sagen können, dass er einen Fremden in Not sitzen gelassen hat.« Und mit etwas prahlerischer Geste wandte er sich ab.
»Ich dachte, du hättest dich schon vorher dafür interessiert«, sagte ich hinterlistig. »In dem Reisebüro, als du den jungen Mann zum ersten Mal sahst, obwohl ich nicht weiß, was deine Aufmerksamkeit auf ihn zog.«
»Nein? Weißt du das nicht, Hastings? Du solltest es aber wissen. Nun ja, das bleibt noch mein kleines Geheimnis.«
Bevor wir abfuhren, hatten wir noch eine kurze Unterhaltung mit dem Dienst habenden Polizeiinspektor. Er hatte Mr Norton Kane interviewt und vertraute Poirot unter dem Siegel der Verschwiegenheit an, dass das Verhalten des jungen Mannes keinen günstigen Eindruck auf ihn gemacht habe. Er hatte getobt, geleugnet und sich selbst widersprochen.
»Aber wie der Trick nun fertig gebracht wurde, das weiß ich nicht«, bekannte er. »Er könnte das Zeug einem Komplizen gegeben haben, der damit sofort in einem schnellen Wagen davongefahren ist. Aber das ist nur Theorie. Dazu müssten wir den Wagen und den Fahrer finden und überführen.«
Poirot nickte nachdenklich.
»Glaubst du, dass das so gemacht wurde?«, fragte ich ihn, als wir im Zug saßen.
»Nein, mein Freund, so haben sie es nicht gemacht. Sie haben es klüger angestellt.«
»Willst du es mir nicht erzählen?«
»Noch nicht. Du weißt ja, das ist meine kleine Schwäche, ich behalte meine Geheimnisse bis zum Schluss für mich.«
»Und wird der Schluss bald sein?«
»Sehr bald.«
Wir kamen kurz nach sechs Uhr in Ebermouth an, und Poirot fuhr sofort in das Antiquitätengeschäft von Elizabeth Penn. Der Laden war geschlossen, aber Poirot drückte auf die Glocke, und Mary öffnete die Tür. Ihr Gesicht drückte Überraschung und Freude aus, als sie uns wiedersah.
»Bitte kommen Sie herein. Meine Tante ist auch da«, sagte sie und führte uns in einen rückwärtigen Raum.
Eine ältere Dame kam uns entgegen. Sie hatte weiße Haare und sah selbst wie eine ihrer Miniaturen aus mit der rosig weißen Haut und den blauen Augen. Um ihre Schultern trug sie eine Pelerine aus wertvoller alter Spitze.
»Sind Sie der berühmte Monsieur Poirot?«, fragte sie mit einer leisen, liebenswürdigen Stimme. »Mary hat mir von Ihnen erzählt. Ich konnte es kaum glauben. Und Sie wollen uns wirklich in unserer Sorge beistehen? Können Sie uns einen Rat geben?«
Poirot sah sie einen Moment lang an, dann verbeugte er sich.
»Mademoiselle Penn – die Wirkung ist verblüffend, aber Sie sollten sich wirklich einen Schnurrbart wachsen lassen.«
Miss Penn stieß einen kleinen Schrei aus und fuhr zurück.
»Sie waren gestern nicht im Geschäft, nicht wahr?«
»Am Morgen war ich hier. Später hatte ich böse Kopfschmerzen und ging direkt nachhause.«
»Nicht nachhause, Mademoiselle. Gegen Ihre Kopfschmerzen haben Sie nämlich einen Luftwechsel versucht, nicht wahr? Die Luft von Charlock Bay soll sehr gesund sein.«
Er fasste mich am Arm und zog mich zur Tür. Dort blieb er stehen und wandte sich noch einmal um.
»Sie sehen, ich weiß alles. Diese kleine – Farce – muss aufhören.«
In seinem Ton lag eine Drohung. Miss Penn war blass geworden, sie nickte stumm. Poirot wandte sich an das Mädchen.
»Mademoiselle«, sagte er sanft, »Sie sind jung und charmant, wenn Sie sich aber an solchen kleinen Affären beteiligen, wird das bald dazu führen, dass Ihre Jugend und Ihr Charme hinter Gefängnismauern verkommen. Und ich, Hercule Poirot, sage Ihnen, dass das ein Jammer wäre.«
Dann trat er auf die Straße, und ich folgte ihm verwirrt.
»Vom ersten Augenblick an, mon ami, war ich interessiert. Als dieser junge Mann einen Platz buchte, und zwar nur bis Monkhampton, bemerkte ich, dass das Mädchen plötzlich ihre Aufmerksamkeit ihm zuwandte. Warum nur? Er ist ja nicht der Typ Mann, nach dem sich eine Frau umdreht. Als die Fahrt im Bus begann, hatte ich das Gefühl, es würde etwas passieren. Wer sah den jungen Mann an dem Gepäck herumarbeiten? Mademoiselle, und zwar nur Mademoiselle. Und erinnere dich, sie selbst wählte diesen Platz gegenüber dem Fenster, eine äußerst unweibliche Wahl.
Und dann kam sie zu uns mit der Geschichte von dem Diebstahl und der aufgebrochenen Reisetasche. Ich sagte dir ja gleich, dass das keinen rechten Sinn ergab.
Und was ist das Ergebnis von alledem? Mr Baker Wood hat sein gutes Geld für gestohlene Ware
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