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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bezahlt. Die Miniaturen müssen an Miss Penn zurückgegeben werden. Sie wird sie wieder verkaufen und wird dann eintausend Pfund erhalten statt fünfhundert. Ich habe diskrete Nachforschungen anstellen lassen und erfahren, dass ihr Geschäft sehr schlecht geht – also. Meine Schlussfolgerung war – die Tante und die Nichte stecken unter einer Decke.«
    »Dann hast du Norton Kane niemals verdächtigt?«
    » Mon ami! Mit diesem Schnurrbart? Ein Krimineller ist entweder glatt rasiert oder er hat einen richtigen Schnurrbart, den er nach Bedarf abnehmen kann. Aber welche Gelegenheit für die kluge Miss Penn, eine eingeschrumpfte alte Dame mit weiß-rosa Hautfarbe, als wir sie sahen. Aber wenn sie sich streckt, große Schuhe anzieht, ihren Teint ein wenig verändert, mit ein paar unschönen Pusteln und als krönenden Effekt ein paar spärliche Schnurrbarthaare über der Oberlippe, was dann? Eine männliche Frau, sagt Mr Wood. Ein verkleideter Mann, sagen wir sofort.«
    »Dann ist sie wirklich gestern nach Charlock Bay gefahren?«
    »Sicher. Der Zug, wie du dich erinnern kannst, fuhr hier um elf Uhr ab und war um zwei Uhr in Charlock Bay. Der Zug zurück ist noch schneller. Es ist der, mit dem wir kamen. Er fährt um vier Uhr in Charlock Bay ab und ist fünfzehn Minuten nach sechs hier. Natürlich waren die Miniaturen niemals in der Reisetasche. Die wurde künstlich aufgebrochen, bevor man sie in Mademoiselles Koffer verstaute. Mademoiselle Mary musste nur ein paar Dummköpfe finden, die ihrem Charme erlagen und denen sie alles erzählen konnte. Aber einer der Dummköpfe war kein Dummkopf, sondern Hercule Poirot.«
    Diese Schlussfolgerung missfiel mir außerordentlich. Ich sagte hastig:
    »Dann hast du mich angelogen, als du sagtest, du ließest keinen Fremden im Stich. Das genau hast du getan.«
    »Nein, Hastings, ich belüge dich nie. Ich habe dir nur erlaubt, dass du dich selbst belügst. Für mich war dieser Fremde – Mr Baker Wood – ein Fremder in diesem Land.« Sein Gesicht wurde dunkel. »Ah! Wenn ich an diesen Betrug denke, diese schändliche Überbezahlung. Dasselbe Fahrgeld für eine Hinreise nach Charlock wie für das Retourbillett. Mein Blut kocht. Ich will den Fremden helfen, jawohl! Kein angenehmer Mensch, dieser Mr Baker Wood, sicher. Aber ein Fremder! Und wir Fremden, Hastings, müssen zusammenhalten. Und was mich betrifft, ich halte immer zu den Fremden!«

Die verlorene Mine
     
    M it einem Seufzer legte ich die Bankauszüge hin. »Eine komische Sache«, sagte ich, »das Defizit auf meinem Konto scheint nie kleiner zu werden.«
    »Und das beunruhigt Sie nicht?«, fragte Poirot. »Also – wenn ich Schulden hätte, könnte ich kein Auge zutun.«
    »Ihr Kontostand ist sicherlich höchst erfreulich«, entgegnete ich.
    »Vierhundertvierundvierzig Pfund, vier Shilling, vier Pence«, erklärte Poirot mit großem Behagen. »Eine schöne Zahl, nicht wahr?«
    »Das muss die Feinfühligkeit des Bankdirektors sein. Offenbar kennt er Ihre Leidenschaft für Symmetrie. Wie wär’s, wenn Sie – sagen wir mal – dreihundert davon in den Ölfeldern von Alaska am Porcupine investieren? In den Anzeigen, die heute in der Zeitung stehen, behaupten sie, dass sie nächstes Jahr hundert Prozent Zinsen zahlen.«
    »Nicht mit mir«, sagte Poirot und schüttelte den Kopf. »So etwas Ausgefallenes mag ich nicht. Ich bin mehr für sichere, vorsichtige Investitionen – les rentes, Staatsanleihen, für – wie heißt es noch – für Konvertierung.«
    »Haben Sie nie spekuliert?«
    »Nein, mon ami«, antwortete Poirot ernst. »Das habe ich nicht. Und das Einzige, was ich besitze und keine goldenen Ränder hat, wie Sie es nennen, sind vierzehntausend Anteile an der Birma Minengesellschaft mbH.«
    Poirot schwieg mit einem Gesicht, als erwarte er, dass ich ihn ermuntere, mehr zu erzählen.
    »Und?«, fragte ich deshalb.
    »Und für die zahlte ich nicht in bar – nein, sie waren der Lohn für die Arbeit meiner kleinen grauen Zellen. Möchten Sie die Geschichte gern hören? Ja?«
    »Natürlich.«
    »Die Minen liegen im Innern von Birma, ungefähr zweihundert Meilen von Rangun. Im fünfzehnten Jahrhundert wurden sie von den Chinesen entdeckt und bis zur mohammedanischen Rebellion ausgebeutet und dann im Jahr 1868 aufgegeben. Die Chinesen förderten das reiche Bleisilbererz aus dem oberen Teil der Ader, schmolzen das Silber heraus und ließen riesige Mengen bleihaltiger Schlacke übrig. Natürlich wurde das bald von Prospektoren

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