Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
der Fall nicht?«
    »Au contraire, er interessiert mich enorm! Aber er verwirrt mich auch.«
    »Das Motiv ist unklar«, sagte ich nachdenklich. »Aber ich bin sicher, dass Parker keine reine Weste hat. Seine Schuld scheint ziemlich eindeutig festzustehen, wenn auch aus unklaren Motiven, doch die können ja noch zum Vorschein kommen.«
    »Ist Ihnen nichts Besonderes aufgefallen, obwohl Japp es übersehen hat?«
    Ich sah ihn neugierig an.
    »Welchen Trumpf haben Sie noch im Ärmel, Poirot?«
    »Was hatte der Tote in seinem Ärmel?«
    »Oh, das Taschentuch! Ein Seemann trägt sein Taschentuch im Ärmel«, antwortete ich nachdenklich.
    »Sehr gut beobachtet, Hastings, doch das meinte ich nicht.«
    »Was noch?«
    »Immer und immer wieder muss ich an den Zigarettengeruch denken.«
    »Mir ist keiner aufgefallen!«, rief ich erstaunt.
    »Mir auch nicht, cher ami.«
    Ich sah ihn misstrauisch an. Es ist schwierig zu erkennen, wann Poirot einem ein Bein stellt, aber er schien es völlig ernst zu meinen und sich selbst zu wundern.
    Die gerichtliche Voruntersuchung fand zwei Tage später statt. In der Zwischenzeit war ein anderer Beweis zum Vorschein gekommen. Ein Landstreicher hatte gestanden, über die Mauer in den Garten von »Leigh House« geklettert zu sein, wo er oft in einem Schuppen Unterschlupf suchte, der nicht verschlossen war. Er sagte aus, dass er um zwölf Uhr gehört habe, wie zwei Männer sich in einem Zimmer im ersten Stock stritten. Der eine verlangte Geld, der andere lehnte wütend ab. Hinter einem Busch versteckt hatte er die beiden Männer am erleuchteten Fenster hin und her gehen gesehen. Den einen kannte er gut – Protheroe, den Besitzer des Hauses. Den anderen identifizierte er eindeutig als Parker.
    Nun war klar, dass die Parkers nach »Leigh House« gekommen waren, um Protheroe zu erpressen, und als sich später herausstellte, dass der richtige Name des Toten Wendover war und er 1910 als Marineleutnant mit der Sprengung des Kreuzers »Merrythought« zu tun gehabt hatte, schien sich der Fall schnell zu klären. Es wurde angenommen, dass Parker als Mitwisser von Wendovers Rolle bei dieser Angelegenheit ihn ausfindig gemacht und erpresst hatte und dass dieser es ablehnte zu zahlen. Im Verlauf des Streits zog Wendover seine Pistole, Parker entriss sie ihm, erschoss ihn und versuchte dann, es wie Selbstmord aussehen zu lassen.
    Parker sollte vor Gericht gestellt werden, sein Verteidiger stand noch nicht fest. Wir hatten der Voruntersuchung beigewohnt. Im Hinausgehen nickte Poirot.
    »So muss es gewesen sein«, murmelte er. »Ja, so muss es gewesen sein! Ich werde nicht mehr länger warten.«
    Er ging ins Postamt und schrieb eine Nachricht, die er als Eilboten aufgab. Ich sah nicht, an wen sie adressiert war. Dann kehrten wir in den Gasthof zurück, wo wir an dem denkwürdigen Wochenende gewohnt hatten.
    Poirot lief unruhig vor dem Fenster auf und ab.
    »Ich erwarte Besuch«, erklärte er. »Es ist doch unmöglich – es ist doch unmöglich, dass ich mich täusche! Nein, da ist sie ja.«
    Zu meiner großen Überraschung kam Miss Clegg herein. Sie war weniger gelassen als sonst und atmete heftig, als sei sie gerannt. Ich entdeckte Furcht in ihren Augen, als sie Poirot ansah.
    »Setzen Sie sich, Mademoiselle«, sagte er freundlich. »Ich habe richtig geraten, nicht wahr?«
    Statt einer Antwort brach sie in Tränen aus.
    »Warum haben Sie es getan?«, fragte Poirot freundlich.
    »Warum?«
    »Ich liebte ihn so«, antwortete sie. »Ich war sein Kindermädchen, als er noch ein kleiner Junge war. Oh, haben Sie Mitleid mit mir!«
    »Ich werde tun, was ich kann. Aber Sie müssen verstehen – ich kann nicht zulassen, dass ein unschuldiger Mensch gehängt wird – selbst wenn er ein übler Bursche ist.«
    Sie richtete sich auf und sagte leise:
    »Vielleicht hätte ich schließlich auch so gedacht. Tun Sie, was Sie tun müssen.«
    Dann stand sie auf und stürzte hinaus.
    »Hat sie ihn erschossen?«, fragte ich äußerst verwirrt.
    Poirot lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Er erschoss sich selbst. Erinnern Sie sich, dass sein Taschentuch im rechten Ärmel steckte? In meinen Augen ein Beweis, dass er Linkshänder ist. Nach seinem heftigen Streit mit Parker fürchtete er die Blamage und erschoss sich. Am Morgen kam Miss Clegg, um ihn wie üblich zu wecken, und fand ihn tot daliegen. Wie sie uns eben erzählte, kennt sie ihn seit seiner Kindheit und war wütend auf die Parkers, die ihn in diesen schändlichen Tod

Weitere Kostenlose Bücher