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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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zu. Der Inspektor von Scotland Yard hatte den Einfall gehabt, gemeinsam ein Wochenende in dem freundlichen Landstädtchen Market Basing zu verbringen. Außer Dienst war Japp ein eifriger Botaniker und konnte noch die kleinsten Pflanzen bestimmen, die alle unglaublich lange lateinische Namen hatten (allerdings sprach er sie etwas seltsam aus). Er tat dies mit einer Begeisterung, die noch größer war als die für seinen Beruf.
    »Niemand kennt uns dort und wir kennen niemanden«, erklärte er uns. »Das ist die Idee dabei.«
    Dies sollte sich jedoch als Irrtum herausstellen, denn der Ortspolizist war zufällig aus einem Dorf fünfzehn Meilen entfernt hierher versetzt worden, wo ihn ein Fall von Arsenvergiftung mit dem Scotland-Yard-Mann in Berührung gebracht hatte. Jedenfalls trug sein erfreutes Erkennen des großen Mannes nur noch mehr zu Japps Wohlbefinden bei und als wir uns am sonnigen Sonntagmorgen im Dorfgasthof zum Frühstück hinsetzten, während die Geißblattblüten zum Fenster hereinsahen, waren wir bester Laune. Eier und Speck waren ausgezeichnet, der Kaffee weniger gut, aber passabel und kochend heiß.
    »Ein schönes Leben«, sagte Japp. »Wenn ich pensioniert bin, werde ich mich aufs Land zurückziehen. Weit weg von Verbrechen, wie hier!«
    »Le crime, il est partout«, bemerkte Poirot, bediente sich mit einer schönen Scheibe Brot und sah stirnrunzelnd auf einen Spatz, der sich frech auf dem Fenstersims niedergelassen hatte.
    »›Der Hase hat ein harmloses Gesicht‹«, zitierte ich, »›doch heimlich tut er schlimme Dinge. Aber nein, ich verrat euch nicht, was das sind für schlimme Dinge.‹«
    »Mein Gott«, sagte Japp und lehnte sich zurück. »Ich glaube, ich könnte noch ein Ei und vielleicht ein oder zwei Scheiben Speck vertragen. Was meinen Sie, Captain Hastings?«
    »Ich mache mit«, erwiderte ich eifrig. »Und Sie, Poirot?«
    Poirot schüttelte den Kopf.
    »Man soll den Magen nicht so füllen, dass der Kopf nicht mehr arbeitet.«
    »Ich riskiere es, den Magen noch mehr zu füllen.« Japp lachte. »Ich habe einen Riesenmagen und übrigens setzen Sie auch Fett an, Monsieur Poirot. Bitte, Miss, noch zweimal Eier und Speck.«
    In diesem Augenblick erschien eine große Gestalt an der Tür. Es war Pollard, der Polizist.
    »Hoffentlich verzeihen Sie, dass ich den Inspektor störe, Gentlemen. Aber ich brauche seinen Rat.«
    »Ich bin im Urlaub«, erklärte Japp hastig. »Ich arbeite nicht. Um was geht es?«
    »Ein Gentleman im ›Leigh House‹ oben brachte sich durch Kopfschuss um.«
    »Nun, das wird sich aufklären«, meinte Japp gleichgültig. »Vermutlich Schulden oder eine Frau. Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann, Pollard.«
    »Die Sache ist nur, dass er sich nicht selbst erschossen haben kann. Jedenfalls behauptet das Dr. Giles.«
    Japp stellte seine Tasse hin.
    »Er kann sich nicht erschossen haben? Was soll das heißen?«
    »Das behauptet Dr. Giles«, wiederholte Pollard. »Er sagt, es sei einfach unmöglich. Er wundert sich zwar, dass die Tür von innen verriegelt und das Fenster zu war, aber er bleibt dabei, dass der Mann nicht Selbstmord begangen haben kann.«
    Das war entscheidend. Die zweite Ladung Speck und Eier wurde zur Seite geschoben, und ein paar Minuten später marschierten wir, so schnell wir konnten, in Richtung »Leigh House« und Japp fragte den Polizisten eifrig aus. Der Name des Verblichenen war Walter Protheroe, ein Mann in mittleren Jahren, eine Art Einsiedler. Vor acht Jahren war er nach Market Basing gekommen und hatte »Leigh House« gemietet, ein weitläufiges, vernachlässigtes Besitztum, das fast in sich zusammenfiel. Er bewohnte nur einen Teil, und eine Haushälterin, die er mitgebracht hatte, kümmerte sich um ihn. Sie hieß Miss Clegg, war eine würdige Erscheinung und hoch geschätzt im Dorf. Seit Kurzem hatte Protheroe Besuch gehabt, der bei ihm wohnte – Mr und Mrs Parker aus London. Heute Morgen, als sich auf ihr Klopfen nichts rührte und die Tür verschlossen blieb, hatte Miss Clegg besorgt einen Arzt und die Polizei gerufen. Pollard und Dr. Giles waren im selben Augenblick eingetroffen. Mit vereinten Kräften war es ihnen gelungen, die Eichentür zum Schlafzimmer aufzubrechen.
    Protheroe lag auf dem Boden, durch den Kopf geschossen. Die Pistole ruhte in seiner rechten Hand. Es sah wie ein klarer Fall von Selbstmord aus.
    Nach der Untersuchung der Leiche war Dr. Giles jedoch deutlich verwirrt und zog schließlich den Polizisten zur Seite, um

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