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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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genau auszumachen, bis sie die schwarze spanische Spitze hob. Dann sah ich, dass Poirot richtig vermutet hatte: Unsere Besucherin war besonders hübsch, mit blondem Haar und blauen Augen. Aus der teuren Schlichtheit ihrer Kleidung schloss ich, dass sie zur obersten Sphäre der Gesellschaft gehörte.
    »Monsieur Poirot«, sagte sie mit weicher, melodiöser Stimme, »ich bin in großen Schwierigkeiten. Ich bezweifle zwar, dass Sie mir helfen können, aber ich habe so viel Großartiges von Ihnen gehört, dass ich Sie als meine buchstäblich letzte Hoffnung anflehe, das Unmögliche möglich zu machen.«
    »Das Unmögliche gefällt mir immer«, antwortete Poirot. »Erzählen Sie weiter, Mademoiselle, bitte.«
    Unser schöner Gast zögerte.
    »Aber Sie müssen ganz offen sein«, fügte Poirot hinzu. »Sie dürfen mich über keinen Punkt im Unklaren lassen.«
    »Ich vertraue Ihnen«, sagte sie plötzlich. »Haben Sie schon von Lady Millicent Castle Vaughan gehört?«
    Ich sah sie mit großem Interesse an. Die Anzeige über Lady Millicents Verlobung mit dem jungen Herzog von Southshire war erst vor einigen Tagen erschienen. Sie war, wie ich wusste, die fünfte Tochter eines armen irischen Adligen und der Herzog von Southshire war eine der besten Partien Englands.
    »Ich bin Lady Millicent«, fuhr sie fort. »Sie haben vielleicht von meiner Verlobung gelesen. Ich sollte die glücklichste Frau von der Welt sein, aber ach, Monsieur Poirot, ich stecke in entsetzlichen Schwierigkeiten. Es gibt einen Mann, einen schrecklichen Mann – sein Name ist Lavington… Ich weiß gar nicht, wie ich es Ihnen sagen soll. Es existiert ein Brief von mir – ich war erst sechzehn damals, und er – er…«
    »Ein Brief, den Sie diesem Mr Lavington schrieben?«
    »O nein – nicht ihm! Einem jungen Soldaten – ich liebte ihn sehr –, er ist im Krieg gefallen.«
    »Das tut mir leid«, sagte Poirot freundlich.
    »Es war ein verrückter Brief, ein indiskreter, aber wirklich, Monsieur Poirot, sonst nichts. Nur – es stehen Sätze darin, in denen – die man falsch auslegen könnte.«
    »Ach so. Und der Brief gelangte in den Besitz dieses Mr Lavington?«
    »Ja und jetzt droht er mir, wenn ich nicht eine enorme Summe zahle, die ich ganz unmöglich aufbringen kann, den Brief dem Herzog zu schicken.«
    »Dieser Dreckskerl!«, entschlüpfte es mir. »Bitte, entschuldigen Sie, Lady Millicent.«
    »Wäre es nicht klüger, alles Ihrem zukünftigen Gatten zu beichten?«
    »Ich wage es nicht, Monsieur Poirot. Der Herzog ist ein schwieriger Mensch, eifersüchtig und misstrauisch, und glaubt immer gleich das Schlimmste. Ich könnte genauso gut sofort meine Verlobung lösen.«
    »Du meine Güte«, sagte Poirot und zog eine viel sagende Grimasse. »Und was kann ich nun für Sie tun, Mylady?«
    »Ich dachte, ich könnte Mr Lavington vielleicht bitten, Sie zu besuchen. Ich würde ihm sagen, dass ich Sie ermächtigt habe, die Angelegenheit mit ihm zu besprechen. Vielleicht können Sie ihn dazu bringen, seine Forderungen herunterzuschrauben.«
    »Von welcher Summe sprach er?«
    »Von zwanzigtausend Pfund – eine Unmöglichkeit! Ich fürchte, dass ich nicht einmal tausend aufbrächte.«
    »Sie könnten sich vielleicht die Summe im Hinblick auf Ihre bevorstehende Heirat borgen – obwohl ich bezweifle, dass Sie auch nur die Hälfte auftreiben würden. Außerdem – eh bien, es widerstrebt mir, dass Sie zahlen sollen! Nein, Hercule Poirots Scharfsinn wird Ihre Feinde vernichten! Schicken Sie mir diesen Mr Lavington her. Bringt er den Brief mit?«
    Lady Millicent schüttelte den Kopf.
    »Das glaube ich nicht. Er ist sehr vorsichtig.«
    »Vermutlich steht außer Zweifel, dass er ihn auch tatsächlich besitzt?«
    »Er zeigte ihn mir, als ich ihn zuhause aufsuchte.«
    »Sie haben ihn besucht? Das war sehr unvorsichtig, Mylady.«
    »Ach ja? Ich war so verzweifelt. Ich hoffte, mein Bitten würde ihn erweichen.«
    » Oh, là, là! Die Lavingtons dieser Welt lassen sich durch Bitten nicht erweichen! Er würde es nur als willkommenen Beweis dafür deuten, wie viel Gewicht Sie dem Dokument beilegen. Wo wohnt der feine Herr?«
    »Im ›Buona Vista‹ in Wimbledon. Ich war dort, als es schon dunkel war – « Poirot knurrte. »Ich erklärte ihm, dass ich die Polizei verständigen würde, aber er lachte bloß schrecklich höhnisch. ›Nur zu, Lady Millicent, tun Sie es, wenn Sie es nicht lassen können‹, sagte er.«
    »Ja, es ist kaum eine Angelegenheit für die Polizei«,

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