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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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murmelte Poirot.
    Lady Millicent berichtete weiter: »›Aber ich glaube, Sie werden klüger sein‹, fuhr er fort. ›Sehen Sie, da ist Ihr Brief – in dieser kleinen chinesischen Schatulle!‹ Er nahm ihn heraus und hielt ihn so, dass ich ihn sehen konnte. Ich versuchte ihn zu packen, aber er war schneller. Mit einem schrecklichen Lachen faltete er den Brief wieder zusammen und legte ihn in die kleine Holzdose zurück. ›Hier ist er ganz sicher, das verspreche ich Ihnen‹, sagte er, ›und das Kästchen ist so gut versteckt, dass Sie es nie finden!‹ Mein Blick fiel auf den Wandsafe, aber er schüttelte den Kopf. ›Ich habe einen besseren Safe als den da‹, sagte er. Oh, er war abscheulich, Monsieur Poirot! Glauben Sie, Sie können mir helfen?«
    »Vertrauen Sie nur Papa Poirot. Ich werde einen Weg finden.«
    Versprechungen sind ja gut und schön, dachte ich, während Poirot galant seine elegante Klientin die Treppe hinunterbegleitete, aber es schien mir, dass wir da eine harte Nuss zu knacken hatten. Das sagte ich auch, als Poirot wieder zurückkam. Er nickte.
    »Ja – die Lösung springt nicht ins Auge. Er ist schlau, dieser Mr Lavington. Im Augenblick sehe ich nicht, wie wir ihn überlisten können.«
     
    Am Nachmittag besuchte uns Mr Lavington, wie vereinbart. Lady Millicent hatte Recht gehabt, als sie ihn als verabscheuungswürdig beschrieb. Ich verspürte ein deutliches Jucken in den Zehen, so begierig war ich, ihn die Treppe hinunterzubefördern. Er plusterte sich auf und gab an, lachte Poirot und seine freundlichen Vorschläge aus und spielte den Überlegenen. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Poirot sich nicht von seiner besten Seite zeigte. Er wirkte entmutigt und wenig überzeugend.
    »Nun, Gentlemen«, sagte Lavington, während er seinen Hut nahm. »Wir scheinen nicht viel weitergekommen zu sein. Der Fall sieht also so aus: Ich lasse Lady Millicent billig davonkommen, weil sie so eine charmante junge Dame ist.« Er lachte höhnisch. »Sagen wir achtzehntausend. Ich reise heute nach Paris – ich habe dort ein kleines Geschäft zu tätigen. Am Dienstag bin ich zurück. Wenn das Geld bis Dienstagabend nicht gezahlt wird, geht der Brief an den Herzog. Behaupten Sie nicht, dass Lady Millicent das Geld nicht beschaffen kann. Sicher sind einige ihrer vornehmen Freunde gern bereit, sich einer so hübschen Frau gefällig zu erweisen, wenn sie es nur richtig anstellt.«
    Ich lief rot an und trat einen Schritt vor, aber mit den letzten Worten war Lavington schon aus dem Zimmer verschwunden.
    »Mein Gott!«, rief ich. »Da muss etwas geschehen! Sie scheinen die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen, Poirot.«
    »Sie haben ein goldenes Herz, mein Freund – aber Ihre grauen Zellen sind in bedauernswertem Zustand. Ich habe nicht den Wunsch, Mr Lavington mit meinen Fähigkeiten zu beeindrucken. Für je kleinmütiger er mich hält, umso besser.«
    »Warum?«
    »Es ist merkwürdig«, murmelte Poirot gedankenverloren, »dass ich mir gerade, bevor Lady Millicent kam, wünschte, einmal gegen das Gesetz zu handeln.«
    »Wollen Sie bei ihm einbrechen, während er weg ist?«, fragte ich fassungslos.
    »Manchmal, Hastings, arbeitet Ihr Hirn doch erstaunlich flink.«
    »Vielleicht nimmt er den Brief mit?«
    Poirot schüttelte den Kopf.
    »Das ist ziemlich unwahrscheinlich. Er hat offenbar ein Versteck in seinem Haus, das er für ganz sicher hält.«
    »Wann schreiten wir zur Tat?«
    »Morgen Abend. Wir brechen hier um elf Uhr auf.«
     
    Zum verabredeten Zeitpunkt war ich startbereit. Ich hatte mich in einen dunklen Anzug geworfen und einen weichen schwarzen Hut aufgesetzt. Poirot strahlte mich freundlich an.
    »Sie haben sich der Rolle entsprechend gekleidet«, bemerkte er. »Wir fahren mit der U-Bahn bis Wimbledon.«
    »Nehmen wir denn gar nichts mit? Einbruchswerkzeug oder so?«
    »Mein lieber Hastings, Hercule Poirot arbeitet nicht mit so plumpen Methoden.«
    Ich trat abgekanzelt den Rückzug an, aber meine Neugier war hellwach.
    Es war gerade Mitternacht, als wir den kleinen Vorortgarten von »Buona Vista« betraten. Das Haus war dunkel und still. Poirot ging direkt auf ein Fenster an der Rückseite des Hauses zu, schob das Schiebefenster geräuschlos hoch und bat mich hindurchzusteigen.
    »Wieso wussten Sie, dass das Fenster offen ist?«, flüsterte ich, denn es erschien mir sehr unvorsichtig.
    »Weil ich heute Morgen den Riegel abgemacht habe.«
    »Was?«
    »Aber ja, es war ganz einfach. Ich

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