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Die Mausefalle

Die Mausefalle

Titel: Die Mausefalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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diesen Umständen sehr seltsam ist? Bedenken Sie, dass die Postkartenverkäufer, Geldwechsler und Bernsteinverkäufer, die an Bord kommen dürfen, der Polizei alle genau bekannt sind.«
    »Die Stewards schließen unsere Kabinen für gewöhnlich ab«, bemerkte Miss Henderson.
    »Ja, um die Bettelei zu verhindern. Aber dies – war Mord.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Monsieur Poirot?« Ihre Stimme klang begierig.
    »Ich denke an die verschlossene Tür.«
    Miss Henderson überlegte. »Ich sehe nichts Besonderes dahinter. Der Mann ging zur Tür hinaus, schloss ab und nahm den Schlüssel mit, damit der Mord nicht zu früh entdeckt würde. Ziemlich intelligent von ihm, denn man fand sie erst um vier Uhr nachmittags.«
    »Nein, nein, Mademoiselle, Sie übersehen den Punkt, den ich hervorheben will. Ich mache mir nicht Gedanken darüber, wie der Täter herauskam, sondern darüber, wie er hineinkam.«
    »Durch das Fenster natürlich.«
    »C’est possible. Aber es wäre ein sehr enger Einstieg – und es gab Leute, die die ganze Zeit an Deck auf und ab gingen, bedenken Sie.«
    »Dann durch die Tür«, sagte Miss Henderson ungeduldig.
    »Sie vergessen, Mademoiselle, dass Mrs Clapperton die Tür von innen abgeschlossen hatte, und zwar, bevor Oberst Clapperton das Schiff heute Morgen verließ. Er hatte versucht, sie zu öffnen – darum wissen wir, dass das stimmt.«
    »Unsinn. Sie klemmte vielleicht – oder er drehte den Knauf nicht richtig.«
    »Aber es gibt nicht nur seine Aussage. Wir hörten es tatsächlich Mrs Clapperton selbst sagen.«
    »Wir?«
    »Miss Mooney, Miss Cregan, Oberst Clapperton und ich.«
    Ellie Henderson wippte mit ihrem hübsch beschuhten Fuß. Sie sprach eine Weile nicht. Dann sagte sie in leicht irritiertem Ton: »Und was folgern Sie daraus? Wenn Mrs Clapperton die Tür verschließen konnte, konnte sie sie wohl auch öffnen.«
    »Ganz genau, richtig.« Poirot wandte ihr ein strahlendes Gesicht zu. »Und Sie sehen, wohin uns das führt. Mrs Clapperton schloss auf und ließ den Mörder ein. Nun, hätte sie dies wegen eines Bernsteinverkäufers getan?«
    »Sie wusste vielleicht nicht, wer es war. Er kann geklopft haben – sie stand auf und öffnete. Und der Kerl drang ein und tötete sie.«
    Poirot schüttelte den Kopf. »Au contraire. Sie lag friedlich im Bett, als sie erstochen wurde.«
    Miss Henderson starrte ihn an. »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte sie abrupt.
    Poirot lächelte. »Nun, es sieht doch so aus, als ob sie die Person gekannt hat, die sie einließ.«
    »Sie meinen, dass der Mörder ein Passagier ist?« Ihre Stimme klang etwas rau.
    Poirot nickte. »Das scheint der Fall zu sein.«
    »Und dass die Bernsteinkette auf dem Boden eine Irreführung ist?«
    »Ganz genau.«
    »Der Gelddiebstahl auch?«
    »Richtig.«
    Nach einer Pause sagte Miss Henderson langsam: »Ich fand, dass Mrs Clapperton eine sehr unangenehme Frau war, und ich glaube, keiner an Bord mochte sie wirklich, aber es gibt niemand, der einen Grund gehabt hätte, sie zu töten.«
    »Außer vielleicht ihren Mann«, sagte Poirot.
    »Sie glauben doch nicht – « Sie hielt inne.
    »Jeder hier auf diesem Schiff findet, Oberst Clapperton hätte allen Grund gehabt, sie mit dem Beil zu erschlagen. Das war, glaube ich, der Ausdruck, der verwendet wurde.«
    Miss Henderson sah ihn an und wartete.
    »Aber ich muss gestehen«, fuhr Poirot fort, »dass ich persönlich nicht das geringste Anzeichen von Empörung bei dem guten Oberst entdeckte. Außerdem, was wichtiger ist, hat er ein Alibi. Er war den ganzen Tag mit den beiden jungen Damen zusammen und kehrte erst um vier Uhr auf das Schiff zurück. Zu diesem Zeitpunkt war Mrs Clapperton schon viele Stunden tot.«
    Es herrschte wieder eine Minute lang Schweigen. Dann sagte Miss Henderson leise: »Und Sie glauben immer noch – der Täter ist ein Passagier?«
    Poirot nickte.
    Miss Henderson lachte plötzlich – ein lautes, abwehrendes Lachen. »Ihre Theorie wird wohl schwer zu beweisen sein, Monsieur Poirot. Es gibt sehr viele Passagiere.«
    Poirot verbeugte sich vor ihr. »Ich benütze eine Redewendung eines Ihrer Kriminalschriftsteller: ›Ich habe meine eigenen Methoden, Watson.‹«
     
    Am nächsten Abend beim Abendessen fand jeder Passagier eine maschinengeschriebene Einladung neben seinem Teller, um halb neun im Aufenthaltsraum zu erscheinen. Als alle versammelt waren, stieg der Kapitän auf das Podium, auf dem das Orchester sonst spielte, und hielt eine Rede.
    »Ladys und Gentlemen,

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