Die Mausefalle
vermutlich als persönliche Beleidigung, dass er nicht spielt«, antwortete Ellie trocken. »Der Mann ist verrückt, dass er sie überhaupt geheiratet hat.«
Poirot lächelte im Dunkeln. »Glauben Sie nicht, dass diese Ehe möglicherweise doch ein Erfolg ist?«, fragte er vorsichtig.
»Mit einer solchen Frau?«
Poirot zuckte die Schultern. »Viele hassenswerte Frauen haben ergebene Ehemänner. Ein Irrtum der Natur. Sie müssen zugeben, dass nichts, was sie sagt oder tut, ihn zu stören scheint.«
Miss Henderson überlegte noch die Antwort, als Mrs Clappertons Stimme plötzlich durch das Fenster des Rauchsalons drang: »Nein – ich glaube nicht, dass ich noch einen Rubber spiele. Es ist so stickig. Ich möchte hinausgehen und auf dem Bootsdeck frische Luft schnappen.«
»Gute Nacht«, sagte Miss Henderson. »Ich gehe schlafen.« Sie verschwand plötzlich.
Poirot schlenderte weiter zum Aufenthaltsraum, in dem nur Oberst Clapperton und die beiden jungen Mädchen saßen. Er zeigte ihnen Taschenspielertricks und da Poirot seine außerordentliche Geschicklichkeit mit den Karten auffiel, erinnerte er sich an den Klatsch des Generals über seine Karriere beim Variete.
»Ich sehe, Sie lieben die Karten, obwohl Sie kein Bridge spielen«, bemerkte er.
»Ich habe meine Gründe«, sagte Clapperton mit charmantem Lächeln. »Ich verrate sie Ihnen. Wir spielen eine Runde.«
Er teilte rasch aus. »Decken Sie Ihre Karten auf. Nun, was ist?« Er lachte über Kittys verwirrten Ausdruck und legte seine Karten offen hin. Die anderen folgten. Kitty hatte alle Treff, Monsieur Poirot alle Herzen, Pam die Pik und Oberst Clapperton die Karo.
»Sehen Sie? Wer seinem Partner und seinen Gegnern Karten nach Wunsch geben kann, sollte einem freundschaftlichen Spiel besser fernbleiben! Wenn er zu viel Glück hat, könnte ihm Übles nachgesagt werden.«
»Oh!«, ereiferte sich Kitty. »Wie haben Sie das gemacht? Es sah alles ganz normal aus.«
»Die Geschwindigkeit täuscht das Auge«, sagte Poirot bedeutungsvoll – dabei fiel ihm der plötzlich veränderte Gesichtsausdruck des Obersts auf. Er schien zu erkennen, dass er für einen Augenblick nicht auf der Hut gewesen war.
Poirot lächelte. Der Zauberkünstler hatte sich durch die Maske des Gentleman zu erkennen gegeben.
Im Morgengrauen des folgenden Tages erreichte das Schiff Alexandria.
Als Poirot vom Frühstück kam, traf er auf die beiden jungen Mädchen, die zum Landgang bereit waren. Sie sprachen mit Oberst Clapperton.
»Wir müssen los!«, drängte Kitty. »Die Passkontrolle wird das Schiff gleich verlassen. Sie kommen mit uns, nicht wahr? Sie lassen uns doch nicht allein an Land gehen? Uns könnte Schreckliches zustoßen.«
»Ich finde tatsächlich, dass Sie nicht allein gehen sollten«, sagte Clapperton lächelnd. »Aber ich weiß nicht, ob meine Frau sich für den Ausflug gut genug fühlt.«
»Wie schade!«, sagte Pam. »Sie könnte sich inzwischen richtig ausruhen.«
Oberst Clapperton wirkte etwas unentschlossen. Offenbar hätte er sehr gern den Beschützer gespielt. Er bemerkte Poirot.
»Hallo, Monsieur Poirot – gehen Sie an Land?«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Ich möchte mich nur schnell mit Adeline besprechen«, erklärte Oberst Clapperton entschlossen.
»Wir begleiten Sie«, sagte Pam. Sie gab Poirot ein Zeichen. »Vielleicht können wir sie überreden, auch mitzukommen«, sagte sie bedeutungsvoll.
Oberst Clapperton schien diesen Vorschlag zu begrüßen. Er sah entschieden erleichtert aus.
»Also gut, kommen Sie beide mit«, sagte er leichthin. Sie gingen zu dritt das B-Deck entlang.
Poirot, dessen Kabine direkt gegenüber der der Clappertons lag, folgte aus Neugier.
Oberst Clapperton rüttelte ein wenig nervös an der Kabinentür.
»Adeline, meine Liebe, bist du auf?«
Mrs Clappertons schläfrige Stimme sagte von drinnen: »O mein Gott – was ist los?«
»Ich bin’s, John. Willst du an Land gehen?«
»Auf keinen Fall.« Die Stimme war schrill und entschieden. »Ich habe eine schlechte Nacht hinter mir. Ich werde den ganzen Tag im Bett bleiben.«
Pam hakte schnell ein. »Oh, Mrs Clapperton, es tut mir leid. Wir hofften so, dass Sie mitkommen. Wollen Sie es sich nicht nochmal überlegen?«
»Ich bin ganz sicher.« Mrs Clappertons Stimme klang sogar noch schriller.
Der Oberst drehte erfolglos den Türknauf.
»Was ist los, John? Die Tür ist verriegelt. Ich will von den Stewards nicht gestört werden.«
»Tut mir leid, meine Liebe, tut mir
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